Heute stelle ich mal die Frage: Lohnt sich das überhaupt?
Wenn ich gerufen werde, komme ich zu kleinen winzigen Katzenbabys, die ihre Mutter verloren haben. Sie sitzen in ihrer Kiste, quieken wie verrückt oder sind ganz still. Auf alle Fälle ist der erste Eindruck: Oh, wie süß.
Dann packe ich sie ein, fahre nach Hause und rühre die erste Katzenmilch an. Dann Mäulchen auf und mittels Spritze hinein in den kleinen Körper. Glucksend verschwindet die Milch und die kleinen Bäuche werden rund. Dann wird der Bauch massiert und das Pieseln angeregt. Super. Nach 30 bis 45 Minuten ist es geschafft und die Babys liegen in ihrer Höhle und schlafen. Das ist ein super Gefühl und so könnte das weiter gehen. Aber weit gefehlt. Die Aufzucht ohne Mutter ist nicht so einfach. Nach 22.00 Uhr lege ich mich dann auch hin, aber 1.00 Uhr schnurrt der Wecker. Also raus aus den Federn und ab zu den Babys. Sie trinken gut, also ist nach 30 Minuten alles geschafft. Ab ins Bett. 5.00 Uhr – der Wecker klingelt. Diesmal trinken die Babys schlecht und es wird ein Kampf gegen diese kleinen Wuschel. Aber die Milch muss rein, die Kleinen wiegen ja mal gerade 200 bis 250 Gramm. Diese Prozedur so sieben- bis achtmal am Tag bzw. nachts, das ist schon anstrengend. Die Babys müssen auch saubergeputzt werden, das Katzenklo muss sauber sein und die Decken und Tücher ebenfalls. Aber auch dabei bleibt es nicht. Die Aufzucht von diesen kleinen Wesen ohne die richtige Muttermilch ist mit Tücken verbunden. Dann merkt man plötzlich – irgendwas stimmt nicht. Also ab zum Tierarzt oder zum Notdienst. Dort wird festgestellt, dass sich Halsentzündungen entwickelt haben, oder alle leiden an Durchfall. Also Antibiotika und Infusionen, weil die kleinen Körper sehr schnell austrocknen. Die Verabreichung der Milch zu Hause gestaltet sich schwierig, sie wollen nicht und wehren sich. Wieder zum Tierarzt, Angst und Bangen. Die kleinen noch blauen Augen der Babys schauen traurig und lustlos. Füttern, Wärmflasche, Tierarzt usw. In einem der Vier scheint das Licht des Lebens zu erlöschen. Doch alle vier kommen zum nächsten Arzttermin. Wieder Infusionen und Medizin. Die Woche wird zum Alptraum. Jedes Mal die Frage – leben alle noch. Doch endlich, das Trinken geht wieder besser und die Babys nehmen zu. Juhu, aber bitte nicht zu früh freuen, denn der Zustand der Kleinen kann schnell wieder kippen.
Futter anrühren, Wärmflasche machen, zum Arzt fahren usw., das sind Kosten, die will man nicht zusammenrechnen. Lohnt sich der ganze Aufwand überhaupt?
Oh ja, das tut es. Es lohnt sich in die Äuglein zu schauen, die wieder leben wollen und so hilfebedürftig zu mir blicken und dann wohlig schnurren, wenn sie satt in meiner Hand liegen. Das ist ein wahnsinniges Hochgefühl. Wenn sie dann selbständig fressen und toben, dann sind die Ängste, die Panik, die Bauchschmerzen vergessen und wenn sie dann in ein liebevolles Zuhause gehen, dann ist das Glück perfekt. Aber da klingelt schon wieder das Telefon.