28.10.2025 18.00 Uhr
… an der Trauer führt kein Weg vorbei …durch Trauer muss man hindurch …
Der Tod gehört zum Leben.
Liebe Leser,
sicher erinnern Sie sich noch, wie sich erste Berührungen mit dem Thema „Tod und Trauer“ in Ihrer Kindheit anfühlten. Ob und wie sie darin unterstützt wurden und was dies mit Ihren Gedanken und Emotionen für das weitere Leben bis hin zu Ihrem Erwachsenalter machte.
Kinder haben von Natur aus keine Angst vor dem Tod. Vielmehr sind sie dem Thema gegenüber aufgeschlossen und neugierig. Sie spüren bereits im Kleinkindalter die veränderte Stimmung in der Familie, nehmen die Reaktionen der Erwachsenen wahr und orientieren sich an ihrem Verhalten. Dadurch wird bereits in frühester Kindheit nachhaltig ihr zukünftiger Umgang mit dem Thema Tod, Trauer und Verlust geprägt.
Kinder, die plötzlich und unerwartet mit dem Tod von Familienangehörigen oder dem Tod eines Haustieres konfrontiert werden, brauchen ihre Eltern/Angehörigen und uns Erzieherinnen in besonderer Weise – als Vorbild und sicheren Hafen. Familienangehörige sind im Umgang mit dem veränderten, trauernden Kind jedoch oft unsicher und überfordert. Auch bezüglich der Fragen:
„Wie, was und wann sage ich es dem Kind?“
„An welchen Ritualen des Abschiednehmens beteilige ich es?“
„Wie unterstütze ich mein Kind in der Trauer/im Verlust?“
„Welche kindlichen Worte und Beschreibungen sind dem Alter entsprechend?“
„Welche vorgelebten Verhaltensweisen/Gespräche sind der Verarbeitung dienlich?“
Dieses wichtige Thema ist in unserer Konzeption unter „Trauer und Tod- Umgang im Kindergarten“ tief verankert. Uns ist bewusst, welche einschneidenden, dauerhaften Auswirkungen die Ignoranz der Emotionen und Fragen eines trauernden Kindes mit sich bringt und welcher Umgang in dieser Ausnahmesituation hilfreich sein kann, um das Kind aufzufangen und zu begleiten.
Wir reagieren sofort empathisch und pietätvoll auf Äußerungen von Kindern und angesprochene Trauerfälle in Familien, egal ob von Mensch oder Tier. Die Absprachen werden mit den Eltern sensibel und der Situation entsprechend getroffen und besprochen.
Wir drängen den Kindern keine Gespräche auf, sondern reagieren feinfühlig auf ihre Äußerungen, Gefühlslagen und antworten immer ehrlich und authentisch mit so vielen Sätzen und Zuwendungen, wie die Kinder sie für den Moment brauchen und wollen.
Oft erleben wir, dass in wenigen Sekunden die ganze Gruppe beieinandersteht und eine Äußerung des gestorbenen Wellensittichs eine Kettenreaktion an Gesprächsinhalten, wie den verstorbenen Opa, den überfahrenen Igel oder der schwerstkranken Tante mit sich bringen.
Dann agieren die Erzieherinnen nur als Zuhörer. Diese Gespräche der Kinder sind oft ein Selbstläufer. Die Kinder ziehen die Pädagogen nur zu Rate, wenn sie Fragen haben.
Die Kinder fühlen sich befreit und gesehen, wenn ihnen ein Erwachsener wertschätzend zuhört, ihre Gedanken ernst nimmt und aufgreift.
Im Garten wird der unbefangene lockere Umgang der Kinder mit dem Thema weiter aufgegriffen, wenn die Kinder es brauchen. Wie: „Der Käfer ist gestorben… Die Schnecke ist tot… Brauchst du einen Sarg? … Singen wir ein Lied für die Beerdigung? Wo soll der kleine Friedhof sein?“ So werden markante Inhalte spielerisch in den alltäglichen Wortschatz übernommen.
Bei Interesse und Bedarf der Kinder unterstützen uns folgende Kinderbücher:
„Wo gehst du hin, Opa“
„Wie der kleine rosa Elefant einmal traurig war“
„Traurig sein ist okay“
„Opa kommt nicht wieder“
„Mama, wo ist Oma jetzt?“
„Geht sterben vorbei?“
„Wie mag´s denn wohl im Himmel sein?“
„Wie kommt der große Opa in die kleine Urne?“
Großer Dank gilt Frau Ewald, der zertifizierten Kindertrauerbegleiterin, die den Elternabend mit leitete und ihn mit vielfältigem interessanten Material bereicherte. Ihre Erfahrungsberichte und ihr praktisches und theoretisches Wissen, veranschaulichten allen Teilnehmern, dass Kinder den Erwachsenen in der Trauer oft sogar ein Vorbild sein können. Wenn man sie ehrlich informiert, mit in den Abschied einbezieht, ihnen zuhört und Platz für ihre Fragen gibt, kann das ihr Leben lang den offenen Umgang mit dem Thema Tod und Trauer positiv prägen. So leben sie später angstfrei, ohne Vorurteile, gestärkt durch ihre eigene Intuition und stabil, mit einem Trauerfall umgehen zu können.