Am 25. Oktober 2024 fand im Caritas Bildungshaus Schloss Seelingstädt, der mit Spannung erwartete zweite Pflegestammtisch für den ambulanten und stationären Bereich statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand ein Vortrag über die Problematik der „Ausbildungsabbrüche im Rahmen der ERPP-Begleitstudie der Technischen Universität Dresden 2023“. Diese Thematik stieß auf großes Interesse, da sie einen entscheidenden Einfluss auf die Qualität und Quantität der zukünftigen Pflegekräfte hat und somit in der Region vorhandene Pflegestrukturen erheblich beeinflussen kann. Ein weiteres wichtiges Thema der Diskussion war die aktuelle Versorgungssituation in der ambulanten, stationären Pflege sowie den Muldentalklinikum in Grimma. Die Teilnehmer stellten fest, dass es im Umkreis kaum Kurzzeitpflegeplätze gibt, was sowohl für Patienten als auch für Angehörige eine erhebliche Belastung darstellt. Das ein in Grimma und Umgebung lebender pflegebedürftiger dementer Mensch nur in Döbeln oder Leipzig überhaupt ein Kurzzeitpflegeangebot erhält, ist besonders für die Angehörigen und den (Ehe-) Partnern eigentlich kaum zumutbar. Besonders in Zeiten des demografischen Wandels ist es unerlässlich, dass die bestehenden Pflegeangebote ausgebaut und optimiert werden. Dieser Thematik müssen sich unsere Vertreter im Landkreis und vor allem auf Landesebene zwingend annehmen, um die Attraktivität von Kurzzeitpflegeangeboten deutlich auszubauen. Ein weiterer Schwerpunkt war die Planung zur Errichtung eines neuen Mehrgenerationencampus in Grimma (neben dem Krankenhaus in Grimma). Prinzipiell benötigen wir zwar vollstationäre Pflegeplätze, doch es besteht ein großes Fragezeichen: Wo sollen die notwendigen bis zu 60 Pflegekräfte herkommen? Die anwesenden Experten waren sich einig, dass dies nur durch ein aggressives Abwerben von bestehendem Personal aus dem ambulanten, stationären und dem Krankenhaus Grimma gelingen kann. Ohne ein strukturiertes Personalentwicklungskonzept, des zukünftigen Trägers, könnte dies zur Schwächung der bestehenden ambulanten und stationären Strukturen führen, was die ohnehin kritische Versorgungssituation weiter verschärfen würde. Die aktuell von einer Insolvenz (Krankentransport Ost/West GmbH) betroffenen Einrichtung in Polenz und Brandis sowie die Schließung des „Altenpflegeheim Muldentalstift“ am Anfang des Jahres, sollte uns eine Warnung sein. Die Teilnehmenden waren sich auch darüber einig, dass eine gute Bezahlung und optimierte Arbeitsbedingungen ein zentraler Ansatzpunkt sind, um dem Fachkräftemangel auch in Zukunft entgegenzuwirken. Eine positive Entwicklung in diesen Bereichen würde nicht nur die Attraktivität der Berufe in der Pflege erhöhen, sondern auch die Loyalität und Zufriedenheit der Mitarbeiter steigern. Der Pflegestammtisch bot allen Anwesenden eine wertvolle Plattform zum Austausch von Ideen, Herausforderungen und Lösungsansätzen. Viele neue Kontakte wurden geknüpft und die Teilnehmer äußerten den Wunsch, diesen Dialog fortzusetzen. Gemeinsam sind alle Akteure gefordert, pragmatische Ansätze zu entwickeln, um die Pflegezukunft in unserer Region aktiv zu gestalten.