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Amtsblatt der Stadt Trebsen mit ihren Ortsteilen
Ausgabe 8/2024
Wissenswertes
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Zum diesjährigen Besuch in unserer Partnerstadt Blackford

Bildrechte © Birgit Silberbach/Volker Kilisch

An einem sonnigen Donnerstagmorgen, am 23. Mai 2024 machte sich die kleine Abordnung des Partnerschaftskomitees von Trebsen auf den Weg nach Blackford. Diese bestand aus Pfarrerin Birgit Silberbach für die Trebsener Kichgemeinden, Bürgermeister Stefan Müller mit Ehefrau Manuela, Peter Dietze vom Trebsener Carnevals Club e. V. sowie Stadtrat Volker Killisch auch für den Altenhainer Heimatverein e.V.. Mit dem eignen Auto hatten sich Julia Lehne, samt Harfe, zusammen mit ihrer Mutter Karla und Hündin schon tags zuvor auf den Weg gemacht. Für sie ging es per Fähre auf die Insel und vom Fährhafen noch einmal eine Tagesreise bis zum Ziel.

Die erstgenannte Gruppe nutzte den Flieger. Mit dem Kleinbus wurden wir zum Flughafen Leipzig – Halle chauffiert und von hier ging der Flieger nach Frankfurt am Main und nach einer „kleinen“ Wartezeit weiter mit dem Anschlussflug nach Edinburgh. Ganz klassisch wurden wir hier von „typisch“ britischen Regenwetter empfangen. Auch wussten wir, auf der Insel wird links gefahren und waren trotzdem erstaunt, dass das auch für die Fußgänger gilt. Dafür fanden wir extra Markierungen auf den Wegen.

Nicht mit einem himmelblauen Trabant, sondern mit einem gleichfarbigen Mietwagen der Marke „MG“ und dem Lenkrad auf der rechten Seite ging es dann weiter. Stefan Müller am Steuer hatte nur kurze Zeit, sich auf den Linksverkehr einzustellen. Die Herausforderungen begannen gleich nach der Ausfahrt vom Parkplatz. Ein Kreisverkehr (roundabout) nach dem nächsten, die Hinweise auf Englisch, die Zahlenangaben in Meilen und ein Navi war im Display des Mietautos nicht zu finden. So war es am Beifahrer, die Beschilderung zur Autobahn zu erkennen und dem Fahrer mitzuteilen. Dieser Crashkurs gelang ohne Unfall, auch weil wohl zu dieser späten Stunde nicht mehr allzu viele Fahrzeuge unterwegs waren. 30 Meilen in den Ortschaften, 60 Meilen auf Landstraßen und 70 Meilen pro Stunde auf der Autobahn waren einzuhalten, (diese mit dem Faktor 1,6 multipliziert erhält man die Km/h). Zuerst immer auf der M9 in Richtung Stirling, danach auf die A9 in Richtung Perth. Wir fuhren vorbei an einer Landschaft wie aus dem Bilderbuch, leicht hügelig, grüne Wiesen mit Herden weidender Schafe und Rinder, durchzogen von Hecken mit gelb blühendem Ginster. Nach etwa 45 Meilen und einer Stunde Fahrtzeit dann eine, in Deutschland nicht mehr mögliche, uns abenteuerlich anmutende Autobahnabfahrt und wir befanden uns nach einigen Metern schon in Blackford. Ein wunderschönes Ortsschild, mit deutlichem Hinweis auf die Städtepartnerschaft zu Trebsen, grüßte uns.

Zum Haus von Irene McLaughlan, der Vorsitzenden des Blackford Partnerschaftskomitee, war es dann nicht mehr weit. Hier wurden wir von ihr herzlich empfangen und auch Julia und Karla trafen bald darauf ein. Zunächst begaben wir uns in die jeweils für uns vorgesehenen Privatunterkünfte, alle bei Mitgliedern des Blackford Twinning Committee. Nach kurzer Erholungsphase trafen wir uns dann im Sitzungsaal der Kirche, wo ein leckerer Imbiss für uns vorbereitet war. Es gab eine wohlschmeckende Gemüsesuppe, unterschiedlich belegte Sandwiches und süßes Gebäck und Kuchen sowie das hier vor Ort abgefüllte Highland Spring Mineralwasser. Bald fanden sich weitere Mitglieder des Partnerschaftskomitees ein und Mitglieder der Blackford Fiddle Group gesellten sich dazu. Die Gruppe legte ohne große Vorrede einfach los und spielte traditionelle schottische Musik aber auch einiges aus unserer Gegenwart, zum Beispiel von Bob Dylan.

Dann ging es in die Runde, jeder einzelne der Musiker und Musikerinnen hatte eine Idee, ein Gedicht oder ein Lied mitgebracht und spielte dazu sein Instrument an und begann zu singen. Die anderen stimmten dann mit ihren Instrumenten ein und sangen mit. Das klang dann sehr gut und wir merkten, wie gut die Gruppe miteinander eingespielt ist. Auch wir wurden eingeladen in einem Lied den Refrain mitzusingen und erhielten dafür den Text ausgedruckt auf einem Zettel. Dieser war im schottischen Englisch und es war an der fremden Schreibweise einiger bekannter Worte schon zu bemerken, dass es da Unterschiede zum Oxfordenglisch gibt. Aus unserer Delegation können nur Julia und Peter Instrumente spielen, die dann auch unsere Ehre retteten, indem sie selbst musikalische Beiträge zu Gehör brachten. Es gab viel Applaus und ein langer Tag fand ein schönes Ende.

Am nächsten Morgen, der Himmel war grau bewölkt, es regnete leicht, aber wir trafen uns bei bester Stimmung an der Bushaltestelle. Zusammen mit Irene McLaughlan fuhren wir mit dem Bus nach Perth, hier befindet sich die Regionalverwaltung des Verwaltungsbezirks Perth and Kinross, zu welchem Blackford gehört. Ob der Busfahrer wohl die vorgegebenen Meilen/h in Km/h umgerechnet hatte? Denn nach unserem Eindruck fuhr er sehr schnell. Dieser Speed-Bus ließ uns kaum Zeit die Landschaft zu sehen, die nun schon die Highlands deutlich erkennen ließ. An den Hängen der Berge lagen die Wolken und hüllten die Gipfel ein.

In Perth angelangt liefen wir durch die beeindruckende Altstadt und wurden schon erwartet.

Vor dem Eingang zum Hauptgebäude der Regionalverwaltung stand der Depute Provost Parrot mit angelegter Amtskette und begrüßte uns herzlich. Wir wurden also vom stellvertretendem Landrat Mister Parrot empfangen. Dieser bat uns ins Gebäude und zeigte uns als erstes den Sitzungssaal. Den konnten wir allerdings nicht betreten, da hier gerade eine Ratssitzung stattfand. Aber durch die transparente Tür konnten wir erkennen, dass einige der Räte online per Videokonferenz zugeschalten und auf großen Bildschirmen zu sehen waren. Wir erfuhren, dass es für einige der Räte, aufgrund der territorialen Größe des Verwaltungsgebietes, eine Tagesreise bedeutet, nach Perth zu kommen. Dann ging es hinauf durch ein Treppenhaus mit Bleiglasfenstern und an den Wänden Portraits lokaler Persönlichkeiten, zu den mit Holz getäfelten Büroräumen der Verwaltungsvorstände. Dieser reich verzierte Wandschmuck war zudem belegt mit Bildern, Fotos und Geschenken aus der Geschichte und den Beziehungen der Stadt Perth. In diesem beeindruckenden Ambiente nahmen wir an einem runden Holztisch Platz. Es kam zum Austausch von Geschenken und Vorstellung der Anwesenden. Bürgermeister Stefan Müller stellte in kurzen Worten die Stadt Trebsen und das Projekt der Städtepartnerschaft Blackford – Trebsen vor. Mr. Parrot erwiderte und ging dann über in ein Gespräch und beantwortete unsere Fragen. Danach gingen wir aus dem Gebäude an das Ufer des Flusses Tay, des längsten Schottlands.

Mit Mr. Parrot erkannten wir die Gemeinsamkeit zur Mulde, denn wie bei dieser, kann es auch am Fluss Tay zu Hochwasser kommen. Er machte uns auf die am Ufer entlangführende Balustrade aufmerksam, die eine Hochwasserschutzanlage darstellt und in der auch Schutztore so geschickt eingebaut sind, dass diese kaum auffallen. Danach begleitete uns Mr. Parrot durch die Altstadt zum Perth Museum und gab uns dabei eine kleine Führung zu historischen Gebäuden, an denen wir vorbeikamen, so zum Hauptquartier der Polnischen Auslandsarmee während des II. Weltkrieges, der St. Johns Kirche und er machte uns aufmerksam auf sehr schmale Gassen mit verborgenen Pubs. Ein Teil des Gebäudes des Perth Museum wurde einst als Sitzungssaal der Verwaltung genutzt, ist aber nun zu einer Gaststätte umgenutzt worden. Hier werden auch geistig behinderte Menschen in der Gastronomie beschäftigt. Wir waren hier eingeladen, Mittag zu essen, welches uns auch sehr mundete. Danach verabschiedeten wir uns herzlich und dankbar von Depute Provost Parrot und machten uns auf den Weg ins Museum.

Nun ereilte uns etwas Unerwartetes, wir tauchten urplötzlich in die schottische Welt der Sagen und Mythen ein. Denn etwas lernten wir an diesem Tage auch noch, nämlich dass das gerade in Deutschland bei kleinen Mädchen so beliebte Einhorn, das schottische Nationalsymbol ist. Ein in Ketten gelegtes Einhorn ist das Wappentier Schottlands. Einhörner gelten als eigensinnig, stark und unbezähmbar. Genau wie die Schotten, die davon träumen, die Ketten der Union mit den Engländern abzustreifen und unabhängig zu werden. Und hier im Perth Museum hat man diesem eine eigene Ausstellung gewidmet und dafür aus der ganzen Welt historische Artefakte zusammengesucht. Aber auch den bunten Kitsch der Neuzeit hat man nicht ausgelassen. Und dann steht mitten in der großen Halle des Museums ein Kubus. Ein geheimnisvoller Schrein, der gut bewacht ist und dem man von außen nicht ansieht, was er enthält. Das wird dem Unwissenden erst im Inneren in einer eindrucksvollen Präsentation mit einer Animation der Sage vom Stone of Destiny, dem „Stein der Vorsehung / Bestimmung“ oder auch „Schicksalsstein“, die eng verbunden mit schottischer Geschichte ist, offenbart. Und dann sieht man ihn im „Original“, diesen Stein. Erhält aber zugleich die Information, dass dieser hier gezeigte Stein unmöglich das Original sein kann. Danach gingen wir noch einen Kaffee trinken und hätten fast noch den Bus zurück verpasst. Zurück in Blackford hatten wir noch etwas Zeit und nutzten diese, den örtlichen Pub aufzusuchen.

Hier gab es dann auch das regionale Guinness zu trinken. Am Abend fanden wir uns zum gemeinsamen Abendbrot wieder im Sitzungsaal der Kirche ein. Der Tisch war sehr schön geschmückt mit prächtigen Blüten des Weißdorns. Beide Vorsitzenden des jeweiligen Partnerschaftskomitees, Irene McLaughlan und Stefan Müller hielten kurze Grußansprachen. Bei dieser Gelegenheit konnten wir die mitgebrachten Geschenke überreichen.

Besondere Beachtung fanden die schönen und aufwendigen Arbeiten des Trebsener Handarbeitszirkels. Auch die Mitglieder der Blackford Fiddle Group waren wieder gekommen und umrahmten den Abend mit ihrer Musik. Begleitet wurden sie an diesem Abend auch von Julia mit ihrer Harfe und sie spielte aber auch mal Solo. Andrew zelebrierte mit großen Gesten und sehr leidenschaftlich die „Ode an den Häggis“ zum Häggisanstich. Dieser schmeckte dann auch wirklich gut.

Die beiden zurückliegenden Tage hatte es geregnet. Wie würde das Wetter nun am Sonnabend, am Tag der 152sten Blackford Highland Games werden? Doch schon am Morgen hatten sich die Wolken verzogen und die Sonne konnte ungehindert ihre Strahlen auf das Festgelände schicken. Und das tat sie dann auch, den ganzen Tag lang. Was für ein glücklicher Umstand für diese Veranstaltung, welche auf einem großen grasbewachsenen Platz, dem Games Park, stattfindet.

Inmitten dieses Platzes befinden sich die Arena mit den Wettkampfstätten. Diese markieren zugleich auch die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu den Trebsener Highland Games. Auch hier gibt es das Weitwerfen von Baumstämmen, Stahlkugeln und Hammern in verschiedenen Versionen. Was es in Trebsen leider nicht gibt, sind Tanzwettbewerbe im Highland Dancing. Dabei ist es so wunderbar, diesen Tanzwettbewerben zuzuschauen und zuzuhören, da neben dem Spiel eines Dudelsackmusikanten, dem Piper, auch die Wettkämpfenden in bunter traditioneller Kleidung und Frisur auftreten. Einige der Wettkämpfe wirken für den Fremden auch wie ein Sportfest. Denn es gibt Wettläufe, Radrennen, Hoch-, Weit- und Dreisprung. Auch sportliche Wettkämpfe dreier Grundschulen der Region finden statt.

Am Rand der Arena stehen die Zelte und Wagen der Händler und ein Festzelt. Die Wettkämpfe liefen schon, als die Prozession am Ende des Weges durch den Ort mit einer Pipe Band, geladenen Gästen, zu denen auch Stefan Müller und Julia Lehne gehörten, dem Festkomitee und an der Spitze der Chieftain das Festgelände betraten und dieser dann die Spiele feierlich eröffnete.

Die Spiele waren gut besucht, viele Gäste kamen, auch von weither. So waren einige, nicht nur wir, auch aus Deutschland angereist. Wir verbrachten den ganzen Tag auf dem Festgelände und konnten uns nicht sattsehen. Wir erlebten aber auch wie engagiert die freiwilligen Helfer dazu beitrugen das Fest zu gewährleisten.

Am Abend gab es dann eine weitere Veranstaltung, diesmal in der Stadthalle. Das Partnerschaftskommitee Blackford hatte einen Community Ceilidh – einen Unterhaltungsabend mit Musik, organisiert, bei welchem wir die Ehrengäste waren. Durch die Vorsitzende Irene McLaughlan wurde der Abend eröffnet und wir noch einmal vor allen Gästen herzlich willkommen geheißen. Stefan Müller erwiderte und sprach den Blackfordern seine Einladung nach Trebsen zu den Highland Games im Herbst in Trebsen aus. Dann ging die Party richtig los, mit viel Tanz, musikalischen Darbietungen und viel Spaß verging die Zeit sehr schnell. Auf der Bühne stand die Blackford Fiddle Group und gab den Takt vor und auf dem Parkett dirigierte ein Zeremonienmeister den Gesellschaftstanz. Da diese Tänze den Teilnehmenden nicht allen geläufig waren, kam es manchmal zu einigem Gewusel. So dass ein Nichttänzer wie ich, da gar nicht auffiel.

Am Sonntagmorgen regnete es wieder und das sehr heftig. Für uns ging es zum Gottesdienst in die Blackford Parish Church. Danach gab es für Pfarrerin Birgit Silberbach endlich die Gelegenheit, mit der hiesigen Pfarrerin Mairi Perkins ins Gespräch zu kommen. Auch ein Geschenk hatte sie dabei – einen Herrnhuter Weihnachtsstern. Den galt es aber noch zusammenzubauen. Diese Aufgabe übernahmen Stefan Müller und Volker Killisch. Als der Stern dann in der Kirche hing, war es eine große Freude für die Anwesenden der Kirchgemeinde diesen zu sehen.

Am Nachmittag besuchten wir die örtliche Tullibardine Whisky Distillery, auch um eine Freundin aus dem Partnerschaftskomitee zu treffen, Sabine Hallyburton, die hier der Geschäftsleitung angehört und uns freundlicherweise eine Verkostung einiger hier produzierter Whisky zukommen ließ. Das war eine sehr interessante Erfahrung unmittelbar unterschiedliche Geschmacksrichtungen zu erleben.

Für den letzten Abend unseres Aufenthaltes hatten unsere Blackforder Freunde noch eine besondere Idee. Wir wurden in einem Nachbaort, zu einen wirklich bezauberndem Pub gebracht. Dieser bestand aus vielen Räumen, in zwei Etagen. Alle Wände waren mit Bildern, Fotos, Landkarten, historischen Andenken und anderen Dingen behangen und vollgestellt. Ein Raum im Obergeschoß, ganz hinten, war für uns und die Fiddle Group reserviert. Der war nicht sehr groß aber doch bot er am Ende Platz für 20 Personen. Zum Abendbrot gab es Pizza und auch die Band legte wieder los. Es wurde ein sehr schöner Abend und ein Abschied auf Zeit.

Montagmorgen trafen wir und einige der Gastgeber uns im Haus von Irene und sprachen über die Erlebnisse unseres Aufenthaltes, dann erfolgte der Abschied mit der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen in Trebsen. Vielen, vielen Dank für die herzliche Gastfreundschaft, welche uns gewährt wurde.

Nach einem Abschiedsfoto unter dem Ortsschild ging es zurück zum Flugplatz in Edinburgh. Auf dem Weg dahin besuchten wir noch die Kathedrale von Dunblane, welche eine über 800 Jahre beeindruckende Geschichte aufzuweisen hat. Das Einchecken und der Start in Edingburgh verliefen ohne Probleme. Nach dem Umstieg auf dem Flugplatz in Frankfurt am Main hieß es plötzlich warten. Der Flieger wurde nachgetankt, weil man mit Sonderrunden rechnete, da es über Leipzig zu Bildung von Gewitterzellen kommen könnte. Aber diese warteten nicht auf den verspäteten Flieger und waren schon weitergezogen, als wir landeten. So kamen wir voller schöner Eindrücke gut und gesund wieder nach Hause.

Volker Killisch, im Auftrag des Partnerschaftskomitees Trebsen, Juni 2024