Wer die Hochwasser, die alle paar Jahre im Spreewald auftraten kennen gelernt hat, versteht die Sorge. Die Spree kommt von Osten in das Tal des Spreewaldes und teilt sich hier in unzählige Wasserarme auf. Durch mangelndes Gefälle haben diese Fließe nur eine langsame Strömung, so dass es in regenreichen Jahren sofort zu Überschwemmungen kam. Der gesamte Spreewald füllte sich schnell zu einem riesigen See. Die Wassermengen der Zubringerfließe aus dem Süden der Lausitz, wie hier die des Luckaitz und der Kschischoka konnten nicht mehr aufgenommen werden. Weit konnte man mit dem Kahn oder Kajak von Babow über die Wiesen oder Kartoffelfelder nach Müschen, Suschow, Naundorf, Burg in die nördlichen, westlichen und südlichen Dörfer und Städte des Spreewaldes fahren. Natürlich traten auch die Fischteiche über, wonach die Fische freien Lauf hatten.
Die größte Hochwasserkatastrophe aller Zeiten…, wurde in der Neuen Vetschauer Zeitung vom 20. Juli 1927 wie folgt beschrieben. Das seit den letzten Tagen immer noch steigende Hochwasser hat auch in unserer Gegend einen Stand, wie nie zuvor erreicht und überall unermesslichen Schaden angerichtet. Bei der Brandtemühle musste der Weg, um die gefährdete Brücke zu erhalten an zwei Stellen durchbrochen werden und in breitem Strom ergießt sich das Wasser über den Weg. Auch über den Schlossweg unterhalb der Schlossbrücke fließt das Wasser in ca. 20 Meter Breite. Im Schlosspark stehen die Ruhebänke bis oberhalb der Lehnen im Wasser. In der Schlossgärtnerei stehen die Kulturen unter Wasser und sind vernichtet, das Treibhaus gleicht einer Badeanstalt. Von der Luckaitz stark bedroht ist Stradow. Über 800 Morgen Ländereien, Wiesen, Koppeln, Getreide und Kartoffelfelder sind überflutet. Im Spreewald sind die meisten Gehöfte vom Wasser eingeschlossen, bzw. stehen im Wasser. Die Spree führt viel totes Vieh mit sich. Schweine, Ziegen, Kaninchen und Geflügel treiben im Wasser.
Schon am 04.12.1926 wurde geschrieben - Die ewige Überschwemmung im Spreewald
Wenn man immer wieder den Notschrei über die Wasserschäden im Spreewald hört und die anderen Klagen darüber in den Zeitungen liest, so steigt einem die Zornesröte ins Gesicht, und man hat nur Kopfschütteln für die Unbeholfenheit der Verwaltungsbehörden.
Wir Deutschen nehmen uns den Ruhm in Anspruch, das Volk der Dichter und Denker zu sein, wir bauen Talsperren für Millionen von Mark, wir bauen Denkmäler und führen sonstige Luxusbauten aus, aber für den Spreewald, der immer und besonders während des Krieges die Gemüse- und Fleischkammer Berlins und anderer Städte bedeutete, hat die Regierung nichts übrig.
Die Erfahrung der unerreichten Katastrophe lehrt, dass die regelmäßigen Gräben und Fließe, die zum Teil nicht mehr existieren sollen, in ihrer vorschriftsmäßigen Breite und Tiefe wiederhergestellt werden müssen. (das war schon 1927 bekannt, hört, hört).
1930 wurde berichtet: ... Das Verzweifelnde an diesem Zustand ist nun, dass die Hochwasser in kommenden Zeiten immer katastrophaler werden. ...
Wann das nächste Jahrhundert-Hochwasser kommt und wo die Spree dann genau über die Ufer tritt kann niemand zu 100 Prozent vorhersagen. Erst in jüngerer Zeit puffert ein ausgeklügeltes Wassermangement die Wasserspitzen aus.