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Vetschauer Mitteilungsblatt - Neue Vetschauer Nachrichten (Amtsblatt)
Ausgabe 3/2024
Informationen des Bürgermeisters
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Historisches aus dem Stadtarchiv Kahnabfahrtsstelle und Zugang wasserseitig zum Spreewald von Vetschau

Kahnfahrt mit Familie Fiebig

Was wäre das dieses Jahr für ein Fest geworden? Vor 115 Jahren, 1909 wurde erstmals das Vetschauer Spreewaldprojekt diskutiert. Wie verhielt es sich denn nun, für die Füllung und den Rundfluss mit dem „Arme der Spree, an dem das Städtlein liegt“? Das wäre doch die Lösung des alten Problems, auch einen Wasserweg zum Spreewald zu besitzen, wie es sich für eine echte Spreewaldstadt gehört. Da schlängelt sich doch wirklich ein Fließ durch die Niederungen des Kreises von Süden nach Norden, zu den Reptener Teichen und weiter am Waldrande zu den schön gelegenen Waldwiesen zwischen Bolschwitzer und Reptener Heide entlang. Die Lukaitz, (Vetschauer Mühlenfließ) die hier der Stadt Vetschau und dem Spreewald nach Stradow gemächlich entgegenfließt. Kämmeres Sandberge rechts liegen lassend, gelangt sie zur Brandtemühle, teilt sich hier und während der eine Arm einen Mühlenteich bildet und durch das Mühlenwehr fließt, zieht der andere Wasserarm ca. 100 m östlich der Brandtemühle an derselben vorbei, um sich dahinter wieder mit dem ersteren zu verbinden. Durch den idyllischen Wiesengrund vom so genannten Finkenherd rechts und die Brandtemühle - Wiesen links, führt nun der Weg dieses von hohen Erlen eingerahmten schönen Fließes einen Kilometer weit. Angesichts des Kirch- und Schlossturmes der Schlossbrücke entgegen. Kurz davor nimmt die Lukaitz aber noch die Wasser der vom Schützenhaus durch die damals noch Blütchenschen Teiche herkommende „Gebaue“ auf. Hinter dem Passieren der Schlossbrücke werden ihre Wasser wieder geteilt und zwar vom Erbauer des Schlosses und Anleger des Schlossparks, der hier auf dem Sumpfgelände eine typische Spreewaldlandschaft mit einem Park mit herrlichen heimischen und ausländischen Baumpflanzungen, mit einem schönen Teich und anderen Wasserläufen um das Schloss herum, schuf. Viele Wege mit Brücken zu den kleinen Inseln sind dazu gebaut und schöne Wiesen angelegt worden. Mittendrin steht das Pfahlschloss mit schönem Portal, mit bemerkenswertem Lichthof, in welchem sich an dem Westflügel eine Wendeltreppe befindet, die zum sogenannten Rittersaal führt. Während der eine Wasserarm der Lukaitz für die Füllung und den Rundfluss der Parkgewässer zu sorgen hat, fließt der Hauptarm bis zur Stadtbrücke weiter. Nordwestlich des Parkes tritt der zweite Wasserarm wieder aus demselben heraus und die vereinte Lukaitz setzt, durch die Stadtbrücke fließend, ihren Weg der Valtemühle entgegen, fort. Wieder führt ihr Weg, von riesigen Erlen und Eschen umrahmt, durch die schöne Wiesenlandschaft des Schönebecker Grundes durch die Valtemühle zur Brücke der Deutschen Reichsbahn. Danach kann sie ungehindert, aber nur 1 km bis zur Stradower Mühle weiter fließen. Dahinter überquert sie den Stradower Weg, wieder unter einer Brücke, um dann östlich am Dorf Stradow am Gut vorbei zu den Stradower Teichen, um hinter diesen in einen der größeren Spreearme einzumünden.

So schwebte es damals den engagierten Bürgern vor. Da man aber auch trockenen Fußes zur Feld- Wald -und Wiesenarbeit gelangte und es genügend Fußwege zu den benachbarten Siedlungen gab, brauchte man die umständliche Kahnfart auch nicht. Kähne gab es schon, Reptener Fischteiche, Brandtemühlenteich, Schlossteich.

Es gab schon Kahnfahrten von der Brandtemühle zur Stadtbrücke (Autobahn und Umgehungsstraße gab es noch nicht).

Am 09. Mai 1909 lud auch schon der Stradower Mühlenbesitzer Georg Gottschalk zur beliebten Kahnfahrt von der Vetschauer Valtemühle zur Stradower Mühle zum Besuch eines Plinzkränzchens ein.

Die Lukaitz als kahnfahrbares Spreewaldflies wurde am Sonntag, den 17. April 1910 bewiesen. Vier Radduscher Männer fuhren vom Gasthof Böttcher in Raddusch, bis zum Stadtschloss. Zuerst die Radduscher Kahnfahrt entlang, dann dem Lauf der Kosenka folgend, in welche die Luckaitz mündet. Erst hinter den Stradower Kaupen, am Stauwerk, musste der Kahn herübergezogen werden. Bis zur Stradower Mühle war alles tadellos, Wasserstand, einige umgebrochene Weiden. Nach 1 ½ stündiger Fahrt, bei der Stradower Mühle, musste der Kahn um das herumgetragen werden. Eine halbe Stunde später konnte der Kahn an der Stadtbrücke in Vetschau landen, nach nur 2 Stunden Fahrzeit. Diese so kurze Zeit beweist zur Genüge, dass, wenn überhaupt, nur von kleinen Schwierigkeiten gesprochen werden kann und es erscheint lächerlich dieselben als unüberwindlich hinzustellen.

1927 wurde vom Magistrat Cottbus die Errichtung einer Wasserverkehrsstraße von Vetschau nach dem Spreewald unterstützt. Die Gemeinden Schönebegk und Stradow hatten die Schiffbarmachung beim Landrat in Calau, beantragt, auch die Regulierung der Lukaitz, Einbau von notwendigen Schleusen. Aber, es gab einen Widerspruch von der Mühle Stradow und dem Rittergut Stradow. Störung der Fischzucht. Es gab verschiedene Alternativen, Anlegen eines Stichkanals usw.

Am 7. Mai 1927 unternahm der Spreewaldverein eine Kahnfahrt von der Stadtbrücke bis zur Stradower Mühle. Diese Fahrt durch blumenübersäte Wiesen, grüne Felder, zur rechten die im herrlichen Blütenschmuck stehenden Gärten von Vetschau, Suschow, Schönebegk und Stradow war für die Teilnehmer ein seltener Hochgenuss. Die Geschäftsleitung des Spreewaldvereines plante daraufhin, zunächst regelmäßige Kahnfahrten von Vetschau nach Stradow durchzuführen.

In der VNN Vetschauer Neuste Nachrichten) von 22. April 1930 wird berichtet, Vetschau als Kahnabfahrtstelle in den Spreewald benutzten am Freitag eine Anzahl Paddelbootfahrer eines Berliner Klubs. Sie trafen Donnerstag mit dem Letzten Zug hier ein und übernachteten im Gasthof „Zum goldenen Anker“ (Berliner Str., Autohaus Winter). Am anderen Morgen spannten sie in dem Schuppen des Gasthofes ihre Boote, trugen sie zur Stadtbrücke und um 11 Uhr erfolgte die Abfahrt, der viele Zuschauer beiwohnten. Mit der Strömung schossen die Boote schnell dahin. Nach Naundorf, die Weiterfahrt stromab über Lübbenau nach Lübben und weiter nach Berlin. Die Paddler waren überrascht, dass man direkt von der Stadt Vetschau mit dem Boot in den Spreewald fahren kann. Sie schrieben von Burg eine Dankkarte an den Wirt des „Goldenen Ankers“ und kündigten eine zweite Fahrt mit größerer Teilnehmerzahl an. Auch am 2. Feiertag fuhren Paddler von der Schlossbrücke aus in den Spreewald und wieder zurück.

Ein kühner und weitschauender Plan der Fahrbarmachung der Klein-Luckaiz vom Stadtschloss aus kam nicht zur Ausführung, da die durch die aufstrebende regierende Partei ins Parlament geschickten Mitglieder ihn 1930 ablehnten.

Am 7. Juli 1932 steht wiederum in der Stadtverordneten Versammlung das Thema Ausbau der Lukaitz zur Debatte. Diesmal in der Vetschauer schweren Arbeitslosennotzeit, als Arbeitsbeschaffungsprojekt. Leider fehlte die Einsicht.

1934 wurde der weitgesteckte Plan in keiner Weise unterstützt, es fehlte den Herren jeglicher Sinn. Es gab andere Pläne.

Dieser fortschrittliche Geist zum Wohle und Ansehen der Stadt Vetschau in dieser Frage war nie eingeschlafen, wurde aber unverständlicher Weise von den meisten über das Land gegangenen Verwaltungssystemen ignoriert.

In vielen Veröffentlichungen, Mitteilungsblatt 5/2013, Stog (Der Schober)2013 wurde schon viel darüber berichtet.

Entnommen aus einer Chronik v. Georg Fiebig. Unterlagen von ca. 1932 - Projekt Wasserweg.

Und es wäre doch gegangen!4