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Vetschauer Mitteilungsblatt - Neue Vetschauer Nachrichten (Amtsblatt)
Ausgabe 6/2023
Informationen des Bürgermeisters
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Brauchen wir die Slawenburg?



Fast taggenau (28. Mai 2003) ist es 20 Jahre her, dass im heutigen Ortsteil Raddusch die Slawenburg als damaliges IBA-Projekt eröffnet wurde. Seit dieser Zeit ist sie der Stadt Vetschau gehörig. Der aufgrund akribischer archäologischer Forschung nachgezeichnete und schlussendlich baulich adaptierte Burgwall verfügt nicht nur über eine begehbare Wallkrone, sondern auch über eine sehr moderne und wissenschaftlich fundierte archäologische Dauerausstellung, welche im Jahr 2020 neugestaltet wurde und verschiedentlich durch Sonderausstellungen ergänzt wird. Im ebenso dort vorhandenen Burg-Café kann man gut verweilen.

Die Slawenburg wird überregional gut wahrgenommen und zieht jedes Jahr um die 50.000 Besucher an. Sie stellt in der touristischen Landschaft einen Leuchtturm und damit einen Anziehungspunkt dar. Die Einrichtung hat aber nicht nur touristische Bedeutung, sondern ist auch ein Ort der Bildung, weshalb sie gern von Schulklassen genutzt wird. Der Burgwall mit seinem Innenhof und dem großflächigen Umfeld eignet sich vorzüglich für Veranstaltungen unterschiedlicher Art. Das wissen viele Vetschauer Bürger*innen zu schätzen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass sich so viele Mitarbeiter sowohl der Stadtverwaltung aber auch der die Burg betreibenden REG Vetschau mbH für die Slawenburg engagieren. Ohne sie würde es nicht funktionieren.

Aber: Die Erhaltung sowie der Betreibung und erst recht die Weiterentwicklung der sehr bedeutsamen Kulturstätte ist in Gefahr! Denn sie kostet erhebliches Geld, welches sich nur teilweise refinanzieren lässt. Es werden zwar Eintrittsgelder vereinnahmt und weiterer Umsatz im Burg-Shop und in der Gastronomie generiert, aber das ist im Vergleich zur Kostenstruktur nicht kostendeckend. Das war es bislang nie. Allein für die Betreibung der Slawenburg musste in den vergangenen Jahren immer ein zuletzt erheblich ansteigender städtischer Zuschuss bereitgestellt werden. Daneben fallen Kosten für das Grundstück sowie die Gebäude an. Überschlägig gerechnet ergab sich in den vergangenen 20 Jahren für alles ein „Zuschussbedarf“ von mindestens 3 Millionen EURO, welcher aus dem Stadthaushalt beigesteuert wurde. Hierbei sind für verschiedene Investitionen vereinnahmte Fördermittel, für die ich auch sehr dankbar bin, eingerechnet.

Soll heißen: Auf lange Sicht ist die Finanzierung der Slawenburg nicht gesichert. Die Leistungsanteile der Stadt (insbesondere die finanzielle Belastung) sind zu groß. Das waren sie eigentlich immer, worauf ich in den vergangenen Jahren wiederholt hingewiesen habe. Ich werde das in Abstimmung mit den Stadtverordneten erneut tun und an das Land Brandenburg und unseren Landkreis herantreten. Dort kennt man das Problem. Es ist keineswegs neu. Es muss aber nunmehr eine tragfähige Lösung gefunden werden, welche zur dauerhaften und auskömmlichen Finanzierung der Slawenburg führt. Unsere Stadt darf diesbezüglich künftig nicht allein gelassen werden. Das steht auch im Einklang mit deren Bedeutung, denn die Slawenburg hatte immer den Anspruch, eine qualitativ hochwertige und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen gestützte Einrichtung zu sein. Was letztendlich einer Landeseinrichtung entspricht. Die neue archäologische Dauerausstellung steht der im Landesmuseum in Brandenburg an der Havel in nichts nach. Daher sehe ich hier vornehmlich das Land in der Pflicht. Unseren Bürgerinnen und Bürgern ist nicht zu erklären, warum die Slawenburg in ganz erheblichen Umfang bezuschusst werden soll, wenn dafür andere Einrichtungen der Daseinsvorsorge wie Kitas oder das Sommerbad zurückstecken müssen.

Was schlussendlich bedeutet: Ja, wir können die Slawenburg gebrauchen. Aber nur dann, wenn sie ihrer Bedeutung wegen insbesondere vom Land Brandenburg, aber auch vom Landkreis Oberspreewald-Lausitz dauerhaft und auskömmlich unterstützt wird.