Die Neue Vetschauer Zeitung 06.09.1930 berichtete: Das Spreewaldhäuschen, das am Dienstag in Flammen aufging, stammt nicht wie berichtet wurde aus Nauendorf, sondern es hat früher in Müschen gestanden.
Es knüpft sich an das alte Haus ein Stückchen Geschichte, das hier noch einmal der Vergessenheit entrissen sei. Im Jahre 1813 zog auch der damalige Gutsherr von Müschen als Rittmeister in den Befreiungskrieg. In seiner Schwadron diente auch ein armer Müschener Bauerssohn. Während eines Gefechtes geriet der Rittmeister in schwere Lebensgefahr, er musste sich alleine gegen eine Anzahl Feinde wehren. Da kam ihm sein braver Landsmann zur Hilfe, er schlug ihn aus dem Kreis der Angreifer heraus und rettete somit sein Leben. Aus Dankbarkeit schenkte der Rittmeister nach dem Kriege dem treuen Kameraden ein Stück Land und baute ihm ein Häuschen. Darin wohnte bis vor wenigen Jahren die Nachkommen des tapferen Müscheners. Endlich mußte es einem Neubau weichen und da kaufte es der damalige Geschäftsführer des Spreewaldvereines und ließ es im Schloßpark aufstellen. In der Familie in Müschen wird auch noch ein Säbel aufbewahrt, den der Rittmeister dem Retter gleich nach der Schlacht zum Andenken überreichte. Nun fiel das alte Haus einem gemeinen Brandstifter zum Opfer, es liegt in Asche. Nicht mitverbrannt aber ist die Erinnerung an eine brave Tat, an gute Kameradschaft und Dankbarkeit. Wie wär's, wenn der alte Krieger nachts um 12 Uhr mal aufstünde, sich bei seinen Urenkeln den alten Säbel holte und dem Brandstifter die flache Klinge links und rechts um die Ohren schlüge?
Das Spreewaldhaus im Schlosspark wurde um 1930 feierlich eingeweiht. Auf der kleinen Freilichtbühne fanden spreewaldtypische Veranstaltungen statt. Im Spätsommer war es durch Brandstiftung fast vollständig abgebrannt und wurde provisorisch wiederaufgebaut.
Mitte der 50ziger Jahre wurde es abgerissen, da sich Leute immer wieder an Brettern und Balken zu Feuerungszwecken bedienten.
17.12.1930 Vetschau:
Feueralarm schreckte gestern kurz vor halb elf Uhr die Einwohnerschaft auf. Der starke Feuerschein am westlichen Himmel wies den auf die Straße Eilenden den Weg zur Brandstelle. Im Schloßpark stand das strohgedeckte Wendenhäuschen, daß den Heimatspielen allen bekannt ist, in hellen Flammen. Die Feuerwehr war schnell zur Stelle. Beherzte holten noch einige der in dem Häuschen untergebrachten Ruhebänke des Schlossparkes heraus und dann war nichts mehr von dem Holzbau, aus dessen Schilfdach eine gewaltige Feuersäule zum Nachthimmel loderte, zu retten. Die Wehr beschränkte sich darauf, die dicht an dem Feuerherd stehenden hohen Bäume, darunter zwei prächtige Taxodien, zu schützen. Die Entstehungsursache des Feuers ist sicher auf böswillige Brandstiftung zurückzuführen. Die Annahme, daß in dem Häuschen etwa nächtliche Obdachlose fahrlässig mit Feuer umgegangen sind und dadurch den Brand verursacht haben, dürfte nicht zutreffen. Das Häuschen war durch die lang anhaltene zweimalige Überschwemmung, bei der es tief im Wasser stand, tüchtig durchnäßt, desgleichen das Schilfdach durch die anhaltende Regenperiode. Der oder die Brandstifter müssen erhebliche Mühe aufgewandt haben, das Feuer in Gang zu bekommen, denn bereits gegen 9 Uhr wurde auf dem Markt und der Berlinerstraße Brandgeruch wahrgenommen, ohne daß man feststellen konnte, woher er kam. Das Wendenhäuschen wurde von dem Kaufmann Christoph, der eine umfangreiche Fremdenwerbung aufnahm, zum Zwecke der Heimatspiele auf Abbruch in Naundorf gekauft und von Zimmermeister Bramer im Schloßpark aufgebaut. Später übernahm die Stadt dasselbe. Der Brandschaden ist durch die Versicherung gedeckt.
Bisher konnte nicht eindeutig geklärt werden, woher stammte nun das Spreewaldhäuschen, Müschen oder Naundorf.