Früher glaubten die Menschen mit dem Aufstellen des Maibaumes das Wachsen und die Gesundheit für die Menschen, die Tiere und die Pflanzen positiv beeinflussen zu können. Heute ist das Maibaumaufstellen in den Dörfern eher ein Fest des Treffens aller Generationen, egal wie weit weg sie wohnen und egal wie gut es um ihr Lebensglück bestellt ist. Die Möglichkeit miteinander zu plaudern, dabei Hilfe und Rat oder nur ein Zuhören zu bekommen, kann dabei sehr heilsam sein. Also sollten wir auch für die nächsten Generationen unsere Spreewaldbräuche bewahren und als wichtig an die nach uns folgenden Generationen weitergeben.
Aus diesem Grund stellen auch wir, die Kinder und Erwachsenen der Kita „Marjana Domaškojc” Raddusch jedes Jahr zum 1. Mai einen Maibaum auf.
Schon am frühen Morgen sind alle aufgeregt. Die Kinder flüstern sich zu:
„Heute machen wir im Wald unseren Maibaum.“ Nach einer kurzen Wanderung sind sie auf dem Schwarzen Berg. Da ruft Felix schon: „Wir brauchen als erstes einen langen Stamm!“ Er kennt als 6-Jähriger die Aufgaben zum Maibaumaufstellen schon recht gut. „Ja und einen geflochtenen Kranz.“, fügt Ellena dazu. Stefanie (die Erzieherin) bittet: „Flitzt doch gleich mal los und pflückt die schönen Blüten der Traubenkirsche! Aus denen flechten wir den Kranz.“ „Ja und die bunten Bänder brauchen wir auch noch.“, meint Tessa. Diese Stoffbänder müssen wir noch schneiden und später an den Kranz knoten. Aber zuvor kommen die stärksten Kinder: Tilo, Joris, Franz, Mathilda, Theodor Paul, usw. mit dem ca. 5 Meter langem Kiefernstamm an. Nun wird die Rinde des Stammes durch viele Raspeln von der Borke befreit. Denn nur so glatt geputzt (sagt es der Volksglaube) versorgt der Maibaum seine Umgebung mit Gesundheit. Die Kinder, die keine Raspel bekommen haben, greifen zu den Schippen und Spaten und graben ein tiefes Standloch. Als alle Vorbereitungen gelaufen sind, fasst jedes der 26 Kindergartenkinder kräftig an, um den Baum in seiner vollen Schönheit nach oben zu hieven. Als dies geschehen und der Wind in die Krone mit ihren bunten Blättern fährt, schneidern sich die Mädchen aus den übrig gebliebenen Stoffresten noch kleine Röcke und die Jungs bekommen Westen.
Nun stellen sie sich paarweise um den Maibaum auf und gemeinsam singen sie: „Annemarie, scheiden tut weh, Annemarie ... die Annemarie-Polka. Was für ein schöner Tag. Und ganz sicher können sich im nächsten Jahr einige der Kinder an dieses Fest wieder erinnern. Und dann erzählen sie den Jüngeren was man alles für ein zünftiges Maibaumaufstellen braucht.