Rudolf Casper wuchs als Sohn des Ingenieurs Otto Casper und dessen Ehefrau Katerina in Riesa und Lauchhammer auf. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1943 zog seine Mutter mit ihm nach Heidersdorf (Kreis Freiberg). Er absolvierte die Oberschule in Olbernhau und schloss diese mit dem Abitur ab. Entgegen seinem ursprünglichen Wunsch Botanik zu studieren, was unter den damaligen Umständen nicht möglich war, bereitete er sich auf ein Pharmazie-Studium vor. Dazu absolvierte er von September 1948 bis zu seiner Festnahme ein Praktikum in der Adler-Apotheke in Vetschau.
In der Silvesternacht 1947 hörte Rudolf Caspar im Radio die englischsprachigen Neujahrsglückwünsche des Rundfunksenders Reykjavik. Daraufhin schrieb er an den Sender und bat um die Vermittlung eines Briefkontaktes zu einem isländischen Schüler. Im Mai 1948 bekam er eine Karte von einem 18-jährigen Handelsschüler aus Reykjavik. Die beiden jungen Männer tauschten sich über den Unterricht, ihre Lebensumstände und die Natur aus. Laut Verhörprotokoll vom 15. März 1949 soll Rudolf Casper im Juni 1948 einen Brief antisowjetischen Inhalts geschrieben haben. Ein halbes Jahr später gab er diesen Brief seinem Arbeitgeber Siegmund Burgmann mit, damit dieser denselben auf einer Dienstreise nach Berlin in den alliierten Sektoren der Stadt aufgeben möge. Gegenstand des Briefes sollen die schlechte Versorgungslage in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und Auskünfte über Speziallager und Ermittlungsmethoden der sowjetischen Besatzungsmacht sowie über Vorkommen von Uranerz gewesen sein. Laut Vernehmungsprotokoll vom 1. April 1949 schrieb Rudolf Casper im Vorfeld seines Praktikums auch an einen Professor der Universität Bern und erkundigte sich nach den Zulassungsbedingungen zu einem Studium. Außerdem sendete er mehrere Briefe in die USA, in der Hoffnung materielle Hilfe durch den Verkauf von Holzspielzeug zu erhalten.
Am 8. März 1949 wurde Rudolf Casper in Vetschau unter dem Vorwurf der antisowjetischen Propaganda von sowjetischen Sicherheitsorganen verhaftet und in das MGB-Gefängnis in Cottbus überführt. Nach knapp zwei Monaten Untersuchungshaft verurteilte ihn das Militärtribunal der Sowjetischen Militäradministration des Landes Brandenburg am 21. April 1949 in Cottbus auf der Grundlage von Art. 58-10, Abschnitt 2 (antisowjetische Propaganda) des StGB der RSFSR zu zehn Jahren Haft in einem „Besserungsarbeitslager“. Die Haftstrafe verbüßte Rudolf Casper im Speziallager Sachsenhausen und in den DDR-Strafvollzugsanstalten Untermaßfeld und Brandenburg. Am 20. Januar 1954 wurde er entlassen.
Rudolf Casper flüchtete anschließend in die Bundesrepublik nach Hannover und begann ein Biologiestudium an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg. Er promovierte und forschte 30 Jahre als Wissenschaftler in der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA). Rudolf Casper trat der Freien-Demokratischen Partei (FDP) bei und engagierte sich nach seiner Pensionierung 1995 in Braunschweig in der Kommunalpolitik, zuletzt als Fraktionsvorsitzender der FDP im Rat der Stadt. Prof. Dr. Rudolf Casper verstarb am 29. Oktober 2005 in Braunschweig.
Die Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation rehabilitierte ihn am 12. November 1996 als Opfer politischer Repressionen.
Mit freundlicher Genehmigung:
Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Dokumentationsstelle Dresden