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Weißenberg aktuell Amtsblatt der Stadt Weißenberg
Ausgabe 3/2023
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Noch 49 Meilen bis Gotha!

Basis für eine Ballade

Noch 49 Meilen bis Gotha!

Basis für eine mittelalterliche Ballade in 13 Versen

von Gerd Guntolf Roeker von Klix.

Die Hauptperson ist Ritter Härtung von Klix, welcher auch kaiserlicher Ratgeber von Kaiser Sigismund, Staatsmann und Gutsbesitzer vom Rittergut Tschocha und Lehnherr von den Lehngütern Friedersdorf und Wingendorf war, alle Besitzungen in Niederschlesien. Härtung von Klix gehörte zu der von Klix-Familie, welche bis Anfang des 16. Jahrhunderts auf dem Rittergut mit Schloss Gröditz zu Weissenberg (Kreis Görlitz) gelebt hat. Es gab später einen Nachfahren mit dem Namen Wolfgang von Klix!

September 2013.

Deutsche Bearbeitung von Walter Heinrich Bolte.

Reg.No.: 20221108.

Überarbeitete Ausführung am 5. Nov. 2022.

Home file: Noch 49 Meilen nach Gotha

Noch 49 Meilen bis Gotha!

1.

Es war das Jahr 1453 und der Edelmann Härtung von Klix logierte bei Familie auf Schloss Gröditz. Härtung war in Mühlhausen zu Besuch bei Freunden. Dort erreichte ihn die Nachricht, dass seine Gattin auf Gröditz ihre Wehen bekommen hat und das Kind jeden Augenblick zur Welt konnte kommen. Die Freude war groß und es trieb Härtung nach Gröditz zu seiner Gattin. Die Winternacht war dunkel mit Sturm und Schnee, Härtung sprang aufs Pferd und ritt in die kalte Nacht hinein.

2.

Er ritt so schnell er konnte, Gotha war das Ziel seiner Reise. Die Stadt, welche er noch in derselben Nacht erreichen wollte und wo ein warmes Bett in einer Herberge ihm Erholung bringen sollte. Aber es waren noch 49 Meilen bis zu Gotha.

3.

Härtung gab seinem Pferd die Sporen und trieb es mit der Peitsche an. Bald erschienen ihm im thüringschen Wald die Trolle und Hexen, welche ihre Fäuste ballten. Sie versteckten sich unter jedem Stein, hinter jedem Baum und sahen den Edelmann mit glühenden Augen gierig an. Aber Härtung hatte noch 45 Meilen vor sich, ehe er in Gotha verweilen konnte.

4.

Härtung fing zu zweifeln an, ob er es bis Gotha noch würde schaffen, langsam verließ ihn seine Kraft. Er betete und rief Thor, Wotan und Freya an, (die hübscheste Göttin, welche es damals gab). „Liebe Frauwe geeb me Kraft, es sein noch 39 Meilen bis Gotha zu schaff”!

5.

Das Sternenlicht vertrübte langsam hinter den Wolken, der Mond leuchtete schwach, es wurde allmählich schwarz im Wald. Da kamen sie schon aus der schwarzen Nacht, mit glühenden Augen und fletschenden Zähnen, die blutdürstigen Wölfe aus dem thüringschen Wald. Es waren immer noch 33 Meilen bis Gotha.

6.

Härtung schlug noch härter mit seiner Peitsche und trieb das Pferd mit seinen Sporen zum Äußersten an. Die Hufe trommelten auf dem Eis und dem gefrorenen Schnee, es klang wie eine Todesweise. Die Wölfe kamen immer näher und näher, Härtung glaubte schon den heißen Atem der Wölfe im Nacken zu spüren. Es waren noch immer 24 Meilen bis Gotha.

7.

Das Pferd springt im Galopp über einen Bach, gleichzeitig springt ein Wolf auf den Rücken des Pferdes. Er drückt seine Klauen in das warme Fleisch des Tieres und beißt in den rechten Arm von Härtung. Der Edelmann schreit voller Schmerz, zieht seinen Dolch aus der Scheide und bohrt ihn in ein Auge des Wolfes. Ein zweiter Stich geht in das andere Auge, aber der Wolf lässt seinen Biss nicht los. Jetzt sticht Härtung nochmals zu, mitten ins Genick des Wolfes. Dies ist zuviel, der Wolf lässt seinen Biss los. Das treue Pferd wieherte, bäumte sich auf und warf den blinden Wolf ab. Pferd und Reiter zitteren und beschleunigen ihr Tempo im Galopp. Schließlich sind es noch immer 16 Meilen bis Gotha.

8.

Härtungs Flucht geht weiter. Eine Meute Wölfe beißt sich in dem verwundeten Wolf fest. Das rote Blut strömt aus den Wolfsaugen, was die Meute zur Rasernei bringt. Das Wolfsfleisch und das Blut stillen den Hunger der Bestien eine Weile, aber nicht lang genug. Härtung hat immer noch 12 Meilen bis Gotha zurückzulegen.

9.

Die Pferdehufe trommelten aufs Neue auf gefrorenem Schnee und Eis. Es waren jetzt nur noch 6 Meilen bis Gotha. Härtung konnte schon die Lichter der Stadt im dunkeln sehen. Die Wölfe aber liefen schon wieder hinter dem Reiter her, mit der Hoffnung den Mann bald zu zerreissen. Plötzlich fiel ein Wolf die rechte Flanke des Pferdes an. Er sprang zum Hals und wollte sich dort festbeissen, da flog der Wolfskopf plötzlich durch die Luft, Härtung hat mit seinem Schwerte den Wolf geköpft.

10.

Jetzt sind es noch 4 Meilen bis Gotha. Die Pfortenwächter hörten das Geheul der Wölfe in der dunklen Nacht. „Es kann dort jemand in Not geraten sein”, sie nahmen ihre Waffen, bestiegen ihre Pferde, und ritten in die Nacht. Jetzt konnte Härtung treues Pferd nicht weiter, es bricht zusammen, bedeckt mit Schweiß und Schaum ums Maul. Es waren immer noch 4 Meilen bis zu Gotha.

11.

Da lag der Traue Kamerad im Schnee und sah Härtung mit großen Augen an. Härtung zog mit Tränen in den Augen sein Schwert und stellte sich mit beiden Beinen schützend über das Pferd. Der rechte Arm ist verwundet, deshalb hielt Härtung sein Schwert in der linken Hand. Er war bereit sein Pferd und sich selbst bis zum Tode zu verteidigen. Schon stürmten zwei Wölfe heran, ihre blutigen Zähne setzten sie in das Pferd und in den Körper des verwundeten Edelmann.

13.

Härtung schlägt tapfer auf die Wölfe ein, das Wolfsblut spritzt herum und manche abgehackte Wolfspfote liegt im Schnee. Die verwundeten Wölfe heulten, die anderen fingen den Bauch des Pferdes aufzureissen und holten die Eingewande zum Fressen raus. Härtung fiel auf seine Knie und versinkt langsam im Schnee. Er hörte nur noch Kinderstimmen singen und langsam verblasste das Sternenlicht. Für Härtung wurde es Nacht! Es war für Härtung zu spät, er hat die letzten 2 Meilen nach Gotha nicht mehr geschafft. Er lag im Schnee, rot vom Blut der Wölfe und des Pferdes. Freya und Thor haben es so gewollt! Zur gleichen Zeit hat seine Gattin wieder einen gesunden Sohn geboren auf Schloss Gröditz. Der Junge erhielt später den Namen „Wolfgang von Klix”!

14.

Die Stadttorwächter von Gotha kamen in Galopp und jagten die noch lebenden Wölfe fort. Die verwundeten Wölfe wurden an den Pfoten gefesselt und am Leben gelassen. Es kam auch ein Pferd mit Wagen, um die Kadaver wegzuschaffen. Es war nämlich in zwei Tagen wieder Markt in Gotha. Frisches Pferdefleisch und Wolfskeule aus dem thüringschen Wald, dazu Sauerkraut mit Bier, war eine besondere Spezialität von hier.

Gerd Guntolf Roeker von Klix