Wir waren die Ersten, die nach dem Wiederbeginn der Ausgrabungen und teilweisen Rekonstruktion des Grünauer Ringbrandkalkofens diesem einen Besuch abstatteten. Das versicherte uns der Chef des Fördervereins Wildenfelser Zwischengebirge, Mike Lang. Doch das war nur eine Information am Rande, die aber mit Genugtuung aufgenommen wurde.
Das Wichtige und wirklich Interessante über das Industriedenkmal Ringbrandkalkofen erfuhren wir aus seinen weiteren Schilderungen und denen von Frau Jenkner, ebenfalls ein aktives Mitglied in diesem Verein.
Vorausgegangen war nach dem Treff am „Fuchsbau“ ein Spaziergang über die Lindenstraße am ehemaligen Roten Hirsch wie auch an der „Hummelslust“ vorbei bis zum Ort des Geschehens. Dort vereinigten wir uns mit den motorisiert angereisten Vereinsmitgliedern. Der Grill war schon angeheizt, doch vorher nahmen wir uns genügend Zeit für das Objekt unseres Besuches, den Kalkofen.
Schon einmal in den 1990er Jahren versuchte man, das Industriedenkmal Kalkofen in Grünau aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken. Doch irgendwie, sei es wegen der Einstellung von ABM-Maßnahmen und sicher wegen fehlendem Geld, wurde das Projekt nicht zu Ende geführt und es wuchsen im wahrsten Sinne des Wortes Gras und jede Menge Bäume über die Sache. Es ist dem Förderverein Wildenfelser Zwischengebirge hoch anzurechnen, dass er sich des einzigartigen Industriedenkmals annimmt und es in Teilen wieder herstellt, wenn auch nicht in seiner ursprünglichen Funktion. Die braucht jetzt auch niemand mehr. Doch diese wurde uns ausführlich erläutert, und man muss den damaligen Betreibern Achtung zollen wegen ihres Wissens um die Vorgänge beim Brennen des Kalkes und der Beherrschung der Arbeitsabläufe.
Konstruktion und Arbeitsweise des Ringbrandofens stammen aus der Ziegelherstellung, wo nach diesem Verfahren die Ziegel gebrannt wurden. In Grünau brannte man eben Kalk.
Der Grünauer Ringbrandkalkofen, in den 1870er Jahren errichtet, war bis in den 1930ern in Betrieb. In einem kontinuierlichen Ablauf wurden Brennkammern mit Rohkalk beschickt, zugemauert und mittels Holzfeuer auf die notwendige Temperatur zum Brennen gebracht. Der Brennmeister beurteilte die Brenntemperatur an Hand der Geräusche in den Brennkammern und regelte über eine gesteuerte Luftzufuhr den Brennprozess. Die verschiedenen Prozessabläufe vom Beschicken der Kammern, Brennen, Abkühlen und Entnehmen des gebrannten Kalkes fanden in den einzelnen Kammern parallel statt. In Hochzeiten waren am Kalkofen ca. 400 Beschäftigte aus den umliegenden Dörfern und Wildenfels in Lohn und Arbeit.
Bei so viel Heimatkunde und technischen Informationen verging die Zeit und inzwischen waren auch die Roster und andere Grillspezialitäten fertig und wir ließen es uns bei Bier und Sonnenschein schmecken.
Das Wildenfelser Zwischengebirge mit seinen Kalk- und Marmorvorkommen ist eine geologische Besonderheit des Erzgebirges und hat das wirtschaftliche Leben in der Region in der Vergangenheit stark geprägt. Das fanden wir nach unserem Besuch in Grünau bestätigt.
Wir bedanken uns an dieser Stelle herzlich bei unseren Gastgebern.
| Text: | Herbert Siebert |
| Fotos: | Rolf Geißler |