Auszug aus einer Erhebung aller landw. Güter in DW, 1891
Im Monat April dieses Jahres feierte der heutige Besitzer des Vorwerkes in Dorf Wehlen, Herr Armin Göbel seinen „90.“ Geburtstag. Herr Armin Göbel ist bis jetzt der letzte Besitzer des Erbhofes, in einer über 500-jährigen ununterbrochenen Erbfolge innerhalb der Familie. Dieses außer-gewöhnliche Jubiläum nimmt das Stadtarchiv zum Anlass, zum runden Jubiläum zu gratulieren und das Vorwerk näher zu beleuchten.
Wir wünschen Herrn Göbel weiterhin viel Gesundheit und persönliches Wohlergehen.
Das Vorwerk in Dorf Wehlen war im Mittelalter ein befestigtes Gut, Vorposten und Zubehör der Burg Wylin. In der Geschichte der Burg Wylin erscheint das Vorwerk im Dorfe Wehlen das erste Mal unter „Heinrich dem Erlauchten“ in der Mitte des 13. Jhd. Die Burgherren mit Wettinischen Ursprung wurden als moderate Herrscher gegenüber dem Bauernvolk bezeichnet, so konnten die Bauern zu einem gewissen Wohlstand gelangen und es herrschte „Frieden“ unter der Bauernschaft. Aber, es gab auch andere Zeiten, wo die Burgherren die Untertanen schamlos ausquetschten wie eine Zitrone. Als zum Beispiel die Burgherren, die ja Eigentümer des Grund und Bodens waren und den Begriff „Frondienst“ rücksichtslos ausnutzten, dadurch die Bauern in arge Bedrängnis brachten, manchmal so sehr, dass sie sogar ihre eigene Ernte verderben lassen mussten. Das kümmerte diesen Burgherren allerdings wenig.
Das Vorwerk in Dorf Wehlen war also ca. 250 Jahre lang zuständig für die Versorgung der Burgbesatzung auf Burg Wylin. Die Burgherren nannten die Bauern und Gutsverwalter auch ihre Untertanen. Eine Überlieferung berichtet von einem besonders strengen Burgherren, Namens Hans von Minkwitz (1510 – 1512). Dieser versteckte sich einst in der Baumkrone einer am Feldrand stehenden Linde und kontrollierte so seine Untertanen, wie sie so den Arbeitstag verbrachten, ob sie auch genügend arbeiteten.
Als die Burgherrschaft 1543 endete, änderten sich auch die Besitzverhältnisse des Vorwerkes im Dorf Wehlen und es erscheint der erste neue Besitzer des Vorwerkes, ein gewisser Bauer Weber (erwarb um 1500 das Gut). Der Sohn dieses Bauer Weber hatte zunächst im Jahr 1583 sein 1 ½ Hufen Gut in zwei Hälften geteilt. Die eine Hälfte kaufte ein Bauer Schöne, die andere Hälfte wollte der Sohn, Jacob Weber, seiner Mutter abkaufen. Dieses Vorhaben wurde aber vom Amt in Hohnstein vorerst nicht genehmigt, da das Amt der Meinung war man sollte das Gut eher wieder zusammenführen als zu teilen. J. Weber legte Einspruch ein, dem stattgegeben wurde.
1589 kaufte Bauer Barthel das ehemalige Vorwerk und damit begann eine Jahrhunderte andauernde Familiengeschichte.
Das Vorwerk wechselte von 1589 bis heute sechzehnmal den Besitzer, immer in der Familie, auf den Sohn b. z. w. die Tochter. Damit ist der Nachweis erbracht, dass unter den vielen Bauerngütern in Dorf Wehlen das Vorwerk dasjenige mit der längsten Familiengeschichte ist. Der im Auszug angeführte Moritz Julius Fiedler war der Schwiegersohn des Vorbesitzers, Friedrich August Barthel.
Unter den zahlreichen Nachfahren, ist besonders Robert Otto Berger 1892-1924 zu erwähnen, er war wiederum der Schwiegersohn des Vorbesitzers Moritz Julius Fiedler, der heute noch zahlreichen Einwohnern und Gäste in Erinnerung bleibt, warum? Bei einer Wanderung vom Städtchen in die Steinbrüche oder von der Pension „zur alten Säge“ zur Wilke, hat fast jeder, zwangsläufig eine Hinterlassenschaft Otto Bergers in den Händen gehabt. Es ist die 1903 eingeweihte „Ottostiege“. Das ist die kurze Steigleiter gleich hinter/vor der neuen Brücke über den Wilkebach.