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Wehlener Rundschau - Mitteilungsblatt der Stadtverwaltung Stadt Wehlen
Ausgabe 6/2024
Historisches
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Traugott Benjamin Berger, ein Kind aus dem Wehlstädt’l

Genau vor 270 Jahren erblickte ein später prominenter Einwohner aus dem Wehlstädt’l das Licht der Welt. Ihm wurde zu Lebzeiten Großzügigkeit und Güte unter der Wehlener Bevölkerung nachgesagt. Als er nach seinem Studium in Dresden (Kreuzschule) und Wittenberg fast jährlich in seinen Geburtsort zurückkehrte, wurde dies wie ein „Volksfest“ im Städt‘l gefeiert. Traugott Benjamin Berger wurde am 18.Juli 1754 im Wehlstädtchen geboren. Nach dem Besuch der Wehlener Schule, bei Georg Opitz und später Christian Gottlob Krille, ging er auf das Kreuzgymnasium (ein Vorläufer der Kreuzschule) in Dresden. Hier genoss er unter dem Rektor Johann Purgoldt eine fundierte Ausbildung in Theologie, Mathe, Latein u. a., in Wittenberg Jura.

T. B. Berger bekleidete bereits mit 33 Jahren ein hohes öffentliches Amt. Nebenbei war er noch schriftstellerisch tätig, er übersetzte Texte vom griechischen ins deutsche, vom französischen ins deutsche. Außerdem schrieb er viele Gedichte und am wichtigsten – er schrieb Schauspiele. Darunter ein sehr bekanntes, „Der Landtag“.

W. Th.

Neues aus den Rechnungsbüchern des Städtgen Wehlen, aus dem

Anfang des 19. Jhd.

(Fortsetzung)

Heute beschäftigen wir uns mit dem Rechnungsbüchlein des Städtgens Wehlen aus dem Jahr 1809. Diese interessanten Archivalien gehören nicht dem Stadtarchiv, sollen aber trotzdem unseren Einwohnern zur Kenntnis gebracht werden, da sie gut zu den vorangegangenen Themen passen.

Es ist interessant zu sehen, wie sich der Stil und die Form der Abrechnungen im Laufe der Jahre geändert/verbessert haben. Die Abrechnungen sind detaillierter und nachvollziehbarer geworden, so sind z. B. handgeschriebene Rechnungen (Schreibmaschine und Registrier-kasse wurden erst ca. 65 Jahre später erfunden) angehangen und es werden jetzt in den Rechnungen Namen genannt und mit teilweiser Kurzbeschreibung der ausgeführten Arbeiten, so wie wir es heute kennen, versehen.

Das Rechnungsbüchlein wurde geführt vom Gemeinderechnungsführer Christian Seybig. Der Name Seybig taucht in der Geschichte von Wehlen das zweite Mal auf und gehört vermutlich dem Familienclan der Wirtsleute vom „Gasthof Wehlen“ an. Das Büchlein wurde geführt von Stadtrichter Kühnscherf. Waren es 1775 (im letzten vorhandenen Büchlein) noch sieben Brauhöfer, so sind es in diesem Jahr acht, also hat sich innerhalb der letzten 34 Jahre ein Brauhöfer in den Kreis der Privilegierten eingekauft.

Auf Seite 18 wird das vorhandene Inventar an Feuerlöschgeräten erfasst.

Der Stadt Wehlen standen im Jahr 1809 zur Brandbekämpfung zur Verfügung:

1 große Feuerspritze

1 kleine (tragbare) Feuerspritze

24 Stück neue Feuer-Eimer

7 Stück desgleichen, alt

7 Stück Feuer-Leitern

4 Stück Feuer-Haken

Die verpflichteten Brandhelfer hatten demzufolge nicht die große Auswahl an Löschgeräten. Andererseits waren zum Beginn des 19. Jhd. die Gerätschaften eh noch nicht so ausgereift, mit anderen Worten, die Mittel waren noch sehr primitiv.

Ebenso können wir eine bisher unbekannte, aber zum Nachahmen erwähnenswerte Praktik aus dem Rechnungsbüchlein entnehmen. Die Gemeinde lieh sich nämlich bei betuchten Bürgern Geld für bestimmte Zwecke und zahlte die geliehene Summe anschließend mit vereinbarten Zinsen zurück. Mir scheint, unsere Vorfahren waren uns auch in diesem Fall schon damals einen Schritt voraus.

Dem Abschnitt „Ausgaben“ ist weiter zu entnehmen, dass größere Mengen Geld für militärische Zwecke verwendet wurden. Es wurden größere Beträge z. B. für Brod holen in Dresden, mehrere Positionen, wie Licht beschaffen und Reparaturen in der Wachstube, Verpflegung der Bürgerwehr usw. vorgehalten.

Das Jahr 1809 war ein sehr schwieriges Jahr mit vielen kriegerischen Unruhen in ganz Europa.

W. Th.

Die ehemalige SBB - Hütte, das heutige Heimatmuseum

Vergangenen Monat fand anlässlich des 100. Jahrestages der Hüttenweihe in Stadt Wehlen eine kleine Feierstunde vor dem Museum statt. Herr J. Schindler vom SBB begrüßte die Anwesenden und rief in seiner Rede noch einmal den geschichtlichen Ablauf der Bundeshütte recht eindrücklich ins Gedächtnis. Eingeladen und das Treffen ausgestaltet hatte der Heimatverein Stadt Wehlen. Wir möchten uns ebenfalls bei Frau Senenko bedanken.

Der im Jahr 1911 von 18 Dresdner Kletterklubs gegründete „Sächsische Bergsteigerbund“ (SBB) bemühte sich ab dem Jahre 1922 – mit einen extra dafür gebildeten „Hüttenausschuss“ (P. Gimmel, G. Kunze, G. Reinfeld, J. Thumm u.a.) – intensiv um ein eigenes Heim/Hütte in der Sächsischen Schweiz. Zu hohe Kosten und die begonnene Inflation ließen zahlreiche Wünsche und Vorhaben scheitern. Erst im Herbst 1923 fand sich schließlich ein Grundstück mit Bauwerk in Stadt Wehlen, das auf Pachtbasis übernommen werden konnte. Nach dem tatkräftigen Einsatz vieler Mitglieder in der kletterfreien Zeit der Wintermonate, konnte das sanierte und in frischen Farben strahlende Bauwerk am 11. Mai 1924 feierlich eröffnet werden.

Ab 1925 erfolgte – vorrangig durch Johannes Thumm – die Einrichtung eines alpinen Pflanzengartens.

Da sich die Bundeshütte und der Pflanzengarten – insbesondere ab der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre – eines verstärkten Zuspruchs vieler Mitglieder erfreuten, wurde unter Verantwortung des verdienstvollen SBB-Vorsitzenden Paul Gimmel ab 1928 ein bedeutsamer Erweiterungsbau in Angriff genommen. Durch Geldspenden, durch den Verkauf von „Bausteinen“ und durch erhebliche Eigenleistungen der Mitglieder, gelang das Werk in schwierigen Zeiten zunehmender Arbeitslosigkeit.

In Folge des Arbeits- und Wehrdienstes sehr vieler junger SBB-Mitglieder ab Mitte der dreißiger Jahre und des zu Beginn des Jahres 1938 ausgesprochenen totalen Kletterverbots im „Naturschutzgebiet Bastei“, verlor die Bundeshütte ihre Anziehungskraft und Bedeutung für die bisherigen Besucher und Nutzer.

Im Jahr 1939 wurden Bundeshütte und Pflanzengarten vom Vorstand des SBB der Stadt Wehlen zur Nutzung übergeben.

Am 13. Juli 1940 wurde in einer Feier der Pflanzengarten der Wehlener Öffentlichkeit übergeben und in der ehemaligen Bundeshütte des SBB fanden Heimatmuseum und städtische Bücherei ein neues Domizil.

J. Schindler/W. Thomas