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Wehlener Rundschau - Mitteilungsblatt der Stadtverwaltung Stadt Wehlen
Ausgabe 9/2024
Historisches
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Noch etwas zu unserer Burg, zu Zeiten des Mittelalters

In der Anfangszeit des Bestehens der Burg, etwa 968 bis etwa 1074 n. Chr. und etwas darüber hinaus, hatte die Burg sehr wahrscheinlich noch keinen Halsgraben und noch keine Zugbrücke. Die Burg war zu dieser Zeit noch eine einfache Mark Meißnische Grenzburg, (die meistens aus Holz waren). Eine kleine Senke im Steinrückenkamm (dort, wo sich heute der Halsgraben befindet) wurde mittels einer Brücke aus Holz überbrückt. Das Ende des Steinrückens (wo sich später die Wohnburg befand) verlief damals noch mit unregelmäßigem Kamm bis etwa in Höhe der heutigen großen Burgkellertreppe, dann senkte sich der Kamm in das Tal des Grundbaches und endete etwa so, wie wir es heute kennen.

Als man begann, die Burg Wylyn zu einer Wohnburg auszubauen, gehörte die Herrschaft noch zum Königreich Böhmen, denn erst 1245 brachte die böhmische Prinzessin Agnes (die Schwester des böhmischen Königs Wenzel I.), das Gebiet um Wylyn in die Ehe mit dem Markgrafen von Meißen, Heinrich des Erlauchten, wieder ein. Schon zu dieser Zeit sprach man von einer „Ledernen“ Zugbrücke, welche Bauteile damit gemeint waren, weiß man nicht. Da der Halsgraben unter der Brücke künstlich beträchtlich vergrößert werden musste, damit diese Sicherheitseinrichtung richtig wirksam werden konnte - was natürlich eine gewisse Zeit in Anspruch nahm - muss diese Baumaßnahme ebenfalls noch zu böhmischen Zeiten erfolgt, zumindest begonnen worden sein, denn in keinen alten Unterlagen ist von solchen Baumaßnahmen die Rede. Also müsste insgesamt der Burgenbau zur Wohnburg in böhmischen Zeiten geschehen sein. Es ist gewiss eine lohnende Aufgabe in tschechischen Archiven nach Indizien zu suchen. Das wird die nächste wichtige Arbeit sein.

W. Th.

Zur Erinnerung:

Das Jahr 1784 – vor 240 Jahren im Wehlstädtchen

und der heutige vorbeugende Hochwasserschutz

Um den 29. Februar 1784 hatten die meisten Einwohner des Städtchens wieder einmal mit den Hochfluten der Elbe zu kämpfen. Die Schrecken vor dem Hochwasser nehmen bei den Elbanwohnern nicht ab, seit Beginn der Aufzeichnungen. Dem Mitglied des Leipziger Ökonomischen Rates, C. G. Pötzsch, danken wir für seine Zusammenstellung der Nachrichten über die Hochfluten der Elbe vor 240 Jahren. Seine Aufzeichnungen gehen sogar bis ca. 300 Jahre zurück. Die Bebauung in unserem Städtchen befand sich um 1784 noch im Anfangsstadium, es gab nur wenige Häuser um den Marktplatz, die Häuser auf der vorderen Rosenstraße sowie die Häuser am Weinberggässchen (kleine Gasse, am Anfang, oberhalb der heutigen Mennickestraße). Viele der genannten Bebauungen, speziell die in Ufernähe, mussten im Verlaufe von Jahrhunderten eine große Anzahl an Überschwemmungen miterleben. Das schreckte viele Bürger nicht ab, trotzdem in den Folgejahren dicht in Ufernähe zu bauen. Die Häuser um unseren Marktplatz standen in den letzten 240 Jahren nicht weniger als 17 x im Wasser, also im Durchschnitt alle vierzehn Jahre. Das bedeutete jedoch auch, von Hochwasser zu Hochwasser in diesem Bereich vergrößert sich der Schaden beträchtlich, denn die Wertigkeit von privaten Gebäuden, kommunalen Einrichtungen und der Infrastruktur unserer Stadt erhöhten sich stetig. All diese Aufzählungen betreffen nur die Elbe, aber hinzu kommen noch die Vorfluter unserer Stadt und da sind einige Wichtige zu nennen: rechtselbisch der Grundbach, der Trieschbach und der Wilkegraben sowie linkselbisch der Saugelgraben, der hintere Grund und der Telschgraben. Leider befindet sich nicht einer der genannten Vorfluter in einem ordnungsgemäßen Zustand, die nächste Schadenserhöhung ist somit vorprogrammiert, daher sollte hier dringend nachgebessert werden.

W. Th.