Auftakt des „T!-Raum“-Projektes im Rathaus. (Bildquelle: Katharina Vokoun)
Feierliche Übergabe der beiden Fassaden-Gemälde an der Ecke Saalstraße/Große Kalandstraße. (Bildquelle: Antje Riewe-Bez)
es gibt viel zu tun. Nichtsdestotrotz möchte ich am Anfang meines November-Vorworts verdeutlichen, wie wichtig doch – bei allem Alltagsgeschäft – der Friede ist. In den vergangenen Wochen war ich des Öfteren in meiner Geburtsstadt Zerbst zu Besuch. Die Geschichte der über 1.000 Jahre alten Stadt nahm seine Wendung, als anglo-amerikanische Bomberverbände am 16. April 1945 etwa 90 Prozent des alten Stadtkerns zerstörten. Bis dato galt es als das Rothenburg ob der Tauber Mitteldeutschlands. Die Schönheit, das Erbe und vor allem das Leben vieler ging an diesem Schicksalstag zugrunde. Dabei spielte das Handeln einzelner Personen maßgeblich eine Rolle. Ich las in den vergangenen Tagen zahlreiche Erlebnisberichte aus jener Zeit. Darum kann ich mich als Oberbürgermeister unserer Stadt nicht ruhig verhalten, wenn es um den kostbaren Frieden in Europa geht. Weißenfels ist in den 1940er Jahren weitestgehend von Bombardierungen verschont geblieben. Welch ein Glück! Ich verspüre eine besondere Verantwortung für das architektonische und kulturelle Erbe und freilich für die hier lebenden Menschen. Ferner sei auch an dieser Stelle noch einmal gesagt, dass wir als Gesellschaft – so schwer die Zeiten auch sind – nicht selbst der schlechten Rede gegenüber den anderen verfallen und Hass gegen unsere Mitmenschen schüren dürfen. Friede fängt bei mir selbst an.
Nachdem ich gemeinsam mit Staatssekretär Sven Haller den ersten Bauabschnitt am Güterbahnhof freigegeben habe und folgerichtig auch zur positiven Perspektive des Gründerzeitquartiers in der Neustadt Stellung bezog, galt es, einen weiteren Schritt der Öffnung unserer Stadt zu gehen. Kein Bahnhof im Burgenlandkreis ist von seiner Lage her besser angebunden als der in Weißenfels. Dies sollten wir dringend nutzen. Ende des Jahres 2025 wird die S-Bahn von Weißenfels u.a. bis auf den Marktplatz in Leipzig fahren. Für unsere Entwicklung ist es daher wichtig, mittelfristig Weichen zu stellen, den Wohnstandort Weißenfels in der Metropolregion Leipzig zu platzieren.
Ein erster Versuch in diese Richtung ist das Verbundprojekt „T!Raum – TransferRäume für die Zukunft von Regionen“. Ich freue mich, dass im Rahmen des Vorhabens in den nächsten drei bis neun Jahren zahlreiche Studentinnen und Studenten zu Gast in Weißenfels sein werden. Zum Auftakt des Projektes hatte ich am 26. Oktober 2023 Lehrkräfte und etwa 60 Studentinnen und Studenten der Universität Leipzig und der Hochschule Weihenstephan München ins Weißenfelser Rathaus eingeladen. Angehende Städteplaner, Ökologen, Kulturwissenschaftler, Soziologen und Erziehungswissenschaftler folgten meinem Vortrag, der die Weißenfelser Geschichte, aktuelle Herausforderungen und Zukunftsvisionen beinhaltete.
Ziel des Projektes ist es, einen nachhaltigen Strukturwandel in Weißenfels zu begleiten. In der Saalestadt sollen wirtschaftliche, kreative und gesellschaftliche Potentiale ermittelt, gefördert und verstärkt werden. Für das Projekt werden Seminare der Hochschulen in den kommenden Jahren regelmäßig nach Weißenfels ausgelagert. Ein großer Teil der Studentinnen und Studenten wird zudem zeitweise in der Saalestadt wohnen, um zu erforschen, welche Veränderungen die bisherigen gesellschaftlichen Umbrüche mit sich gebracht haben und wie solche Transformationsprozesse in naher Zukunft im Zuge des Strukturwandels aussehen könnten.
Ich freue mich, dass sich junge, motivierte Menschen für unsere Belange interessieren. Unter akademischen Gesichtspunkten wird hier ein unvoreingenommener Blick von außen auf die Transformationsprozesse in Weißenfels geworfen. Für uns ist das ein höchst interessanter Austausch. Die Stadt Weißenfels stellt den Studierenden die Infrastruktur und alle nötigen Daten zur Verfügung. Zudem unterstützen wir sie bei der Vernetzung mit Personen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft.
Ein Augenmerk legen die Studentinnen und Studenten auf Beteiligungsprozesse. Bürgerinnen und Bürger sollen aktiv mit in den Strukturwandelprozess einbezogen werden. Wichtig ist, dass alle Gruppen der Stadtgesellschaft (Kultur, Religionszugehörigkeit, Geschlecht, Alter, soziale Stellung) bei den Beteiligungsprozessen dabei sind und sich einbringen. Die Vielfalt ist eines der entscheidenden Kriterien. Mithilfe von experimenteller Forschung wollen die Studierenden Mittel und Wege aufzeigen, wie dies gelingen kann. Dafür kommen sogenannte „Reallabore“ zur Anwendung. Diese Labore sind in Weißenfels nicht nur der Arbeitsort für die Studierenden, Lehrenden und Projektpartner, sondern sie sollen sich auch als Treffpunkt für die Stadtgesellschaft entwickeln. Forschung und Praxis kommt auf diese Weise in einen Austausch.
Mir ist es ein Anliegen, dass die städtebaulichen Großprojekte wie das Schloss Neu-Augustusburg, das Gloria, der Bibliotheksneubau, die Aufwertung des Marktplatzes (unter anderem durch die Sanierung des Kinderlands), die Sanierung der Nikolaistraße, das mögliche Sanierungsgebiet im Gründerzeitquartier Neustadt und der Bildungscampus sowie das Thema Lehmbau in den Mittelpunkt rücken.
Das Verbundprojekt „T!Raum“ wird mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchgeführt. Hier gibt es im Bereich Innovation & Strukturwandel einen entsprechenden Fördertopf. Das Projekt läuft mindestens drei Jahre. Die maximale Förderdauer beträgt neun Jahre. Herzlich willkommen in Weißenfels!
Unsere Stadt ist schön. Dennoch bedarf es an den einen oder anderen Stellen, wo keine Entwicklung erkennbar ist, der Verschönerungsidee: Zwei großflächige Graffitis schmücken die Giebel der zwei Häuser an der Ecke zwischen Großer Kalandstraße und Saalstraße. Das Diptychon namens „Wissen“ stammt vom Streetart-Künstler Sokar Uno. Anfang Oktober 2023 war er knapp zwei Wochen in Weißenfels tätig. Letzte Nacharbeiten hat er Anfang November 2023 an den Hausfassaden vorgenommen. Die offizielle Einweihung des Kunstwerkes erfolgte am 4. November 2023 im Beisein von etwa 50 Bürgerinnen und Bürgern, dem Künstler und mir. Von der beeindruckenden Umsetzung des Künstlers sollten Sie sich selbst ein Bild verschaffen. Ich habe die Gelegenheit genutzt, um einen Ausblick auf die kommenden Jahre zu geben, in denen weitere Kunstprojekte im öffentlichen Raum geplant sind. Für mich steht in den nächsten zwei Jahren die Neugestaltung des Novalisbrunnens (Ecke Saalstraße/ Klosterstraße) und die Aufwertung rund um den Klingenplatz mit den beiden Schwerpunkten Stadtmauer und Tore (an dieser Stelle stand einst das Klingentor; eines von insgesamt vier Stadttoren) auf der Agenda.
Das nächste Amtsblatt ist dann das letzte in diesem Jahr. Wie schnell die Zeit vergeht. Ende des Monats, am 27. November 2023, um 16:30 Uhr eröffne ich den Weißenfelser Weihnachtsmarkt 2023. Wir können uns freuen, wieder für viele Wochen die große Eislaufbahn auf dem Markt zu haben. Neben den Herrnhuter-Sternen werden zahlreiche Händlerinnen und Händler mit ihren Waren und Angeboten unsere Stadt bereichern. Am 16. Dezember 2023 finden Sie mich zur Bürgersprechstunde in einer unserer Weihnachtshütten – sollten Sie ein Anliegen haben, dann kommen Sie ohne Terminvereinbarung einfach vorbei.
Genießen Sie die Zeit! Nehmen Sie den Anfangsgedanken zum Frieden mit und lassen Sie uns weiter an einer guten Entwicklung unserer Stadt und Ortschaften arbeiten.
Seien Sie herzlich gegrüßt!