ich weiß nicht, wie es Ihnen geht: Wenn die Blätter fallen, die Tage kürzer werden und der Herbst Einzug hält, regt es mich immer besonders zum Innehalten und Nachdenken an. Ich bin nun im vierten Jahr meiner Amtszeit und schaue auf viele Begegnungen, Entscheidungen und Entwicklungen zurück. All diese Erfahrungen sind es auf ihre Weise wert, irgendwann einmal an anderer Stelle veröffentlicht zu werden. Dennoch bewegt mich immer wieder das gesellschaftliche Zusammenleben in seiner Gesamtheit und ich versuche zu verstehen, was unsere Zeit wirklich prägt.
Für mich sind drei Grundsätze des Zusammenlebens von entscheidender Bedeutung, die ich Ihnen heute als eine Art Impuls mitteilen möchte:
1. Solidarität mit jedermann. Das bedeutet für mich nicht, dass ich mit jeder oder jedem einer Meinung bin, sondern dass ich mein Gegenüber in seiner Würde ernstnehme und wir einander das Recht einräumen, durch beispielsweise waches Zuhören echte Aufmerksamkeit zu zeigen.
2. Subsidiarität im Kleinen wie im Großen. Ich verbinde mit der sogenannten „Hilfe zur Selbsthilfe“ mein politisches Handeln, das darauf abzielt, durch politische Entscheidungen für die Menschen hier und jetzt die Möglichkeiten für ein besseres Miteinander zu stärken. Jeder ist dazu aufgerufen, seinen Teil beizutragen.
3. Personalität ist reelle Begegnung mit echten Menschen. Ich bin fest davon überzeugt, dass es ein Irrglaube ist, unsere Gesellschaft könne durch Effizienzwahn und die digitale Entwertung zwischenmenschlicher Begegnungen verbessert werden. Vielmehr ist es heute umso wichtiger, unsere Städte und Dörfer so zu gestalten, dass sie Raum für echte, menschliche Begegnungen bieten.
Auf den letzten Punkt möchte ich kurz näher eingehen: Vor wenigen Tagen durfte ich am Sportlerball des SV Grün-Weiß Langendorf im Kulturhaus teilnehmen. Nachdem einige Programmpunkte abgehandelt waren, wurden Grußworte gehalten. Für die Vorbereitung darauf stieß ich auf einen besonderen Satz in einem Zeitungsartikel eines großen Deutschen Wochenblatts. Dieser lautete: „Jede Stunde, die ein Kind vor dem Smartphone sitzt, stirbt ein Abenteuer auf einem Baum.“ Ich darf Ihnen sagen, dass mich dieser Satz im wahrsten Sinne „umgehauen“ hat. Denn an den vielfältigsten Tätigkeiten des Vereins in Langendorf und vielen weiteren Vereinen und Initiativen in unserer Stadt wird deutlich, dass wir als Gemeinschaft aktiv handeln müssen, um den Raum für echte Erlebnisse, Sport und Abenteuer im Alltag zu schaffen und zu hüten. Was übertrieben klingt, scheint dennoch wahr: Die Begegnung zwischen Menschen ist ein kostbares Schutzgut. Ich danke jeder Frau und jedem Mann, die und der sich dafür auf ihre Art für Begegnung einsetzen!
Eine Stadt tut gut daran, sich mit dem Sozialprinzip der „Personalität“ auseinanderzusetzen. Ich bin davon überzeugt, dass wir Sätze wie „wir haben zu viel digital gemacht“ in den nächsten Jahren hören werden. Die Stadt ist auf einem guten Weg, um Orte der echten Begegnung im Alltag zu schaffen und mit Leben zu füllen.