wir stehen inmitten der sogenannten „Sommerpause“. In den Monaten Juli und August ist bekanntermaßen Urlaubszeit. Und so schreibe ich dieses Vorwort genau hier, als letzten Akt vor meinem Urlaub.
In den kommenden fünf Jahren werden allein durch die öffentliche Hand in der Kernstadt Projekte in Höhe von über 100 Millionen Euro umgesetzt. Das ist ein Investitionsschub, der die Stadt nachhaltig verändert wird. Hinzu kommen einige privatwirtschaftliche Meilensteine, die der Bevölkerung noch nicht bekannt sind. Im Zuge meiner Eröffnungsrede des Weißenfelser Stadtfestes werde ich auf einzelne Vorhaben eingehen und einen Ausblick mit Ihnen wagen.
Dass unser Schloss Neu-Augustusburg in den nächsten Jahren umgebaut und grundhaft saniert wird, ist Ihnen unlängst bekannt. Mit dem Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt (ALFF) wird das erste Mal in der Geschichte unserer Stadt eine Landesbehörde in den Räumen von Herzog August „Platz nehmen“. Hinzukommt das Jahrhundertglück einer längerfristigen Nutzung des Barockgebäudes auf dem weißen Felsen. Politisch habe ich in den vergangenen Monaten darauf gedrängt, dass der Mitarbeiterstamm des ALFF aus Halle vorzeitig nach Weißenfels umzieht. Zusammen mit dem zuständigen Minister und Staatssekretären haben wir einen Fahrplan erarbeiten können, um dieses Vorhaben zu realisieren. Mittlerweile liegen eine Personalversammlung der Behörde und zahlreiche Begehungen potentieller Räumlichkeiten mit dem ALFF hinter uns. Ich möchte an dieser Stelle meinen Dank für die verlässliche Zusammenarbeit mit der Landesregierung und mit dem Direktor des ALFF, Carsten Doenecke, aussprechen.
Mitte Juni hatte ich die Möglichkeit, an zwei äußerst interessanten Veranstaltungen in Berlin teilzunehmen. Durch die gute persönliche Beziehung zum scheidenden US-Generalkonsul Ken Toko in Leipzig wurde ich als Vortragsredner zum „Strong Cities Netzwork“ in das Rote Rathaus in Berlin eingeladen. Zusammen mit dem ehemaligen Bürgermeister der Stadt South Bay in Florida, Clarence Anthony, dem heutigen Präsidenten des Städte- und Gemeindebundes der USA berichtete ich in der englischsprachigen Veranstaltung – im großen Festsaal im Angesicht des Gemäldes „Berliner Kongress“ – über Globalisierungseffekte in einem Mittelzentrum am Beispiel von Weißenfels im Kontrast zu South Bay. Ferner bin ich auf die Chancen und Gefahren in unserer Region eingegangen. Meine Ausführungen über die gesellschaftlichen Verwerfungen der sozialen Marktwirtschaft in Bezug auf die europäische Freizügigkeit hat bei vielen anwesenden Bürgermeistern aus aller Welt für hohe Aufmerksamkeit gesorgt. Dieser Vortrag führte dazu, dass ich zum UN-Summit Ende September nach New York eingeladen wurde. Ob ich daran teilnehmen werde, steht noch in den Sternen.
Das jährliche Netzwerktreffen der jungen (Ober-) Bürgermeister aus ganz Deutschland ist eine gute Chance, sich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen. Jung heißt: alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister unter 40 Lebensjahren. Neben inhaltlichen Vorträgen gab es im Umweltforum Berlin auch Podien mit Bundesstaatssekretären, renommierten Publizisten und natürlich mit Bürgermeistern. Beim Podium „Kommunen als Fundament der Demokratie“ kam es zwischen dem Politologen, Schriftsteller und Publizisten Johano Strasser und mir zu einer kritischen Diskussion. Der heutige 84-jährige ehemalige stellvertretende Bundesvorsitzender der Jusos war in den 1970er Jahren DER Meinungsführer und Denker seiner politischen Richtung in der Bundesrepublik. Ein kluger Kopf, der aber mit seinen pauschalen Äußerungen „der Osten müsse endlich verstehen, dass Pluralität zur kommenden Zeit gehöre“ bei mir die Widerrede provozierte. Aus Sicht von jemandem, der heute am Starnberger See wohnt, ein sehr flapsiger Ausritt, der mit der Realität der Menschen in Weißenfels nichts zu tun hat. Die Grundbedingungen der Brüche nach der politischen Wende vollkommen ausgeblendet, kamen von ihm Generalaussagen wie „Geld wäre doch da“. Dass es nicht immer um Geld geht, war mir wichtig mitzuteilen. Ich bin zwar 1989 geboren, aber das Gefühl der Nachwendezeit ist auch in meiner Generation fest verankert. Es wirkt wie eine langanhaltende Depression einer ganzen Gesellschaft, weil die Brüche in unseren Familien stattgefunden haben. Betriebe schlossen und die eigenen Kinder gingen weg, um woanders Arbeit zu finden. Das hat etwas mit Weißenfels und mit unserer Region gemacht. Ich werde in meiner Aufgabe nicht müde, für den Weißenfelser Blick in Diskussionen auch in oft sprachlich-dekadent-anmutenden Veranstaltungen zu werben. Wir werden unseren eigenen Weg finden, aber nicht in Generaldebatten über „DEN Osten“.
Bevor ich zum Schluss komme, möchte ich noch Bezug nehmen zu meinem Vorwort aus der vergangenen Amtsblatt-Ausgabe. Darin hatte ich die App „Du bist dein Ort“ vorgestellt, die es Bürgerinnen und Bürgern auf einfache Weise ermöglicht, den Mitarbeitern der Stadtverwaltung Probleme und Missstände zu melden aber auch ihre Ideen für die städtische Entwicklung mitzuteilen. Die App hat einen sehr guten Start hingelegt. Etwa 130 Meldungen haben uns erreicht. Dabei ging es vor allem um Müll auf Wegen und Straßen und um Bäume, die dringend geschnitten werden müssen. Doppelte Meldungen kamen so gut wie gar nicht vor. Der Großteil der Sachverhalte ist bereits bearbeitet. Etwa 28 offene Fälle liegen derzeit noch vor. Den Kolleginnen und Kollegen der Stadtverwaltung möchte ich an dieser Stelle für die schnelle Bearbeitung danken. Sie, liebe Bürgerinnen und Bürger, rufe ich dazu auf, weiterhin die Augen offen zu halten und sich für ein sauberes und attraktives Weißenfels einzubringen. Mit der App ist dieses Engagement so einfach möglich wie nie zuvor. Sie ist kostenfrei im Apple-App-Store und im Google-Play-Store für Smartphones erhältlich. Nutzen Sie das Angebot!
Zum Abschluss möchte ich schonmal dafür werben, dass Sie das Weißenfels-Lied üben. Wir werden ebendieses nach meiner Eröffnungsrede zum Stadtfest gemeinsam vom Orchester begleitet mit vollem Stolz singen. Dort heißt es so schön: „ein jeder, der hierhergezogen, eine gute Heimat fand“.
Kommen Sie gut durch den Sommer.