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Weißenfelser Amtsblatt – Amtliches Verkündungsblatt der Stadt Weißenfels
Ausgabe 7/2025
Vorwort des Oberbürgermeisters
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Liebe Bürgerinnen und liebe Bürger,

die neue Bevölkerungsprognose des Statistischen Landesamtes mit Berechnungen bis zum Jahr 2040 liegt vor. Darin wird prognostiziert, dass der Burgenlandkreis bis zum Jahr 2040 einen Bevölkerungsrückgang um etwa 20 Prozent haben wird – im Vergleich zu den anderen Landkreisen Sachsen-Anhalts einen der drastischsten Verluste. Für die Stadt Weißenfels werden für dieses Jahr etwa 37.400 Einwohnerinnen und Einwohner dargestellt. Unser Melderegister weist aktuell etwa 40.000 Personen aus. Die Prognose sieht für das Jahr 2040 nur noch eine Einwohnerzahl von knapp 30.800 vor.

Tatsächlich ist es so, dass in Weißenfels mehr Personen sterben als geboren werden. Dieses Ungleichgewicht lässt sich auch nicht zeitnah aufhalten. Aktuell müsste jede Frau mehr als doppelt so viele Kinder wie aktuell bekommen. Das ist unrealistisch.

Nach der Deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 bis in die 2000er Jahre hinein haben viele junge Menschen Weißenfels verlassen. Zudem wurden weniger Kinder geboren. Die Auswirkungen sind bis heute zu spüren, weil diese jungen Menschen als aktuelle Elterngeneration nicht zur Verfügung steht und diese Bevölkerungsgruppe bis heute dünn besetzt ist. Der Stadt Weißenfels ist es in den vergangenen Jahren aber gelungen, einen positiven Wanderungssaldo zu erzielen. Das heißt: Es sind mehr Menschen nach Weißenfels gezogen als weggezogen sind. Das Übergewicht an Wegzügen konnten wir stoppen. Genau an diesem Hebel werden wir weiterhin ansetzen. Die Stadt Weißenfels wird weiterhin um Zuzug werben. Wir arbeiten hart daran, die Attraktivität für Familien noch weiter zu steigern.

Dabei verfolge ich eine soziologisch nachhaltige Herangehensweise. Denn gravierend in diesem Zusammenhang ist, dass der gesamte mitteldeutsche Raum damals ein Milieu verloren hat. Der Stadt Weißenfels fehlt es an einer starken bürgerlichen Mitte, die zum Gelingen des gesellschaftlichen Lebens beiträgt. Deshalb liegt unser Fokus darauf, Menschen aus der bürgerlichen Mitte für ein Leben in Weißenfels zu begeistern.

Ein wesentlicher Faktor hierbei sind Arbeitsplätze. Denn ein gutbezahlter, sicherer Job kann für Familien ein entscheidender Grund sein, nach Weißenfels zu ziehen. Deshalb werden wir beispielsweise die Vorhaben „ALFF im Schloss Neu-Augustusburg“, „Interkommunales Gewerbe- und Industriegebiet (IKIG)“ und „JVA Am Sandberg“ weiter vorantreiben. Mir ist es wichtig, dass wir unsere Ansiedlungspolitik in Weißenfels breit aufstellen und damit eine große Risikostreuung ermöglichen. Deshalb kämpfe ich an allen Fronten für Weißenfels, werbe aktuell auch für die Ansiedlung der JVA, weil das eine öffentliche Einrichtung ist, die krisensicher und nachhaltig ist und die Arbeitsplätze und Wirtschaftsfaktoren sichert, was ein marktabhängiger Industriebetrieb so nicht gewährleisten kann.

Für das Schrumpfen der Bevölkerung in unserer Region müssen wir Antworten finden. Dabei darf das Schrumpfen nicht unsere Köpfe infizieren. Es bringt nichts, klein klein zu denken. Wir müssen an den großen Rädern drehen, um Effekte für eine nachhaltige Entwicklung als Antwort auf die demografische Frage zu erzielen.

Genauso wichtig wie die Arbeitsplätze ist es deshalb, dass wir weitere Wohngebiete ausweisen und perspektivisch auch Formen des modernen Wohnens in der Weißenfelser Kernstadt und in den Ortschaften anbieten können. Ich habe das Thema Lehmbau als ein politisches Ziel auf die Agenda gesetzt. Das ist Bauen der Zukunft und Weißenfels bietet hier jungen Familien Möglichkeiten und Perspektiven an.

Wir werden weitere Baugebiete für Eigenheime ausweisen und uns auch um die Vermarktung kümmern. Hierbei konnten wir beispielsweise am Herrenberg gute Erfahrungen sammeln. Wir haben gute Chancen, uns im Ballungsraum Halle-Leipzig im Wettbewerb zu positionieren, denn der Bedarf nach einem bezahlbaren Einfamilienhaus ist groß. Mit unseren Marketingaktionen machen wir darauf aufmerksam, dass man in Weißenfels gut und günstiger bauen kann als in den umliegenden Großstädten.

Auf der anderen Seite haben wir auch Wohnraum in den Sanierungsgebieten, wo wir Sanierungsvorhaben vorantreiben und unterstützen möchten, um Wohnen im sanierten Altbaubestand zu ermöglichen.

Weißenfels kann Neubau und Altbau - das ist ein großer Vorteil, den andere Städte nicht (mehr) bieten können.

Um den Zuzug der bürgerlichen Mitte zu fördern, arbeiten wir auch weiterhin daran, attraktive Freizeitangebote bereitzuhalten. So soll das Stadtbad schnellstmöglich wieder zur Nutzung zur Verfügung stehen. Außerdem errichten wir eine moderne Stadtbibliothek im Herzen der Altstadt und im Gloria soll ein Indoor-Spielplatz entstehen. Ein weiterer Faktor für Familien ist die Kita- und Schullandschaft. Hier sind wir nach zahlreichen Sanierungsmaßnahmen sehr gut aufgestellt und werden auch in Zukunft weiter daran arbeiten, attraktive Entwicklungs- und Lernorte zu schaffen.

Die Bevölkerungsprognose des Statistischen Landesamtes ist die Planungsgrundlage beispielsweise für die Kita- und Schullandschaft und für die Ärzteversorgung aber auch für andere demografische Entscheidungen des Landes Sachsen-Anhalt. Es ist für uns eine Prognose, die eine Richtung aufweist. Aber wie es tatsächlich ausgeht, haben wir als Kommune selbst in der Hand. Die Bevölkerungsprognose ist mit Vorsicht zu genießen, denn die statistischen Zahlen spiegeln nicht immer die Wirklichkeit wider. In der Vergangenheit haben wir vor allem bei den Geburten und bei der Anzahl junger Menschen deutlich bessere Ergebnisse erzielt. So sagte beispielsweise die 5. Bevölkerungsprognose für das Jahr 2024 konkret 109 Geburten für die Kernstadt Weißenfels mit Ortsteil Borau voraus (Gemeindegebiet vor Gebietsreform). Tatsächlich wurden in der Saalestadt aber 316 Mädchen und Jungen geboren, davon entfielen 221 auf die Kernstadt und den Ortsteil Borau. Wir operieren mit den Zahlen der Prognose aber wir lassen uns von ihnen nicht scheuchen, sondern verfolgen weiterhin konzentriert unsere Pläne für eine nachhaltige, ausgewogene Zukunft in Weißenfels.

Herzlichst grüßt Sie,

Martin Papke
Oberbürgermeister der Stadt Weißenfels