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Amtsblatt der Gemeinde Weischlitz
Ausgabe 11/2024
Nichtamtliche Bekanntmachungen
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Der Heimatverein Tobertitz e.V. informiert: „Damit hatten wir hier nicht gerechnet“ Vortrag informierte über archäologische Funde

Die bedeutsamen archäologischen Funde, die im Vorfeld der Bauarbeiten an der SüdOstLink-Trasse 2023 zutage traten, standen im Mittelpunkt eines hochinteressanten Vortrages in Tobertitz. Auf Einladung vom Heimatverein Tobertitz e.V. hatten sich am Nachmittag des 3. Oktober im fast überfüllten Kulturraum rund 60 Interessierte eingefunden. Sie lauschten aufmerksam den Ausführungen von Dr. Harald Stäuble, der spannend über die aufsehenerregenden Funde an der Trasse sprach, insbesondere in den Gemarkungen Tobertitz und Rodau. Auf dem insgesamt 18,6 km langen sächsischen Trassenabschnitt, der im Vorfeld der eigentlichen Bauarbeiten untersucht wurde, traten auch bei Oberpirk, Drochaus, Reuth, Schönlind und Grobau Funde ans Tageslicht. Dem Archäologen vom Landesamt für Archäologie Sachsen, der am Feiertag eigens aus Dresden angereist war, war die Freude über das Interesse der Gäste aus den umliegenden Dörfern, aber auch aus Greiz, Plauen und der Erfurter Gegend anzumerken.

Er berichtete zunächst über die Verteilung der bisher bekannten archäologischen Fundstellen in Sachsen und ein gewisses „Ungleichgewicht“ zu Ungunsten des Vogtlandes gegenüber beispielsweise den Altsiedelgebieten wie der Leipziger Tieflandsbucht oder der Lausitz. Rasch kam er dann auf die von ihm betreuten Sondierungen im Trassenverlauf zu sprechen, die Gruben und Grubenreste, Keramikscherben, Eisenschlacken, Holzkohlenfragmente, Lehmgruben, Getreide und andere Reste vorgeschichtlicher Siedlungen zutage brachten. Dafür, dass in dieser Region des westlichen Vogtlandes bestenfalls mittelalterliche oder nur vage überlieferte, längst zerstörte archäologische Funde bekannt sind, waren die Archäologen überrascht vom Alter ihrer freigelegten Funde: sie beweisen eine punktuelle Besiedlung des Gebietes bereits in der mittleren Eisenzeit, die mit ihren Unterteilungen in Hallstatt- und Laténezeit in die Zeit zwischen etwa 450 v.Chr. und etwa dem 1. Jh. n.Chr. datiert wird; einzelne Funde bei Tobertitz weisen sogar in die späte Bronzezeit (um 1000 v.Chr.). Erstmals konnte damit bewiesen werden, dass auch in diesen unwirtlichen Lagen bereits zu diesen Zeiten Menschen in kleinen, weilerartigen Siedlungen oder Einzelgehöften lebten – ein enormer Kenntnisgewinn für die Siedlungsgeschichte. Weitere Erkenntnisse sind noch zu erwarten und sollen nach dem Abschluss der interdisziplinären Forschungen zu den Funden und Befunden auch publiziert werden, wie Herr Dr. Stäuble nach einer lebhaften Fragerunde im Anschluss an seinen 75-minütigen, fesselnden Vortrag in Aussicht stellte.

Der Nachmittag wird den Gästen in guter Erinnerung bleiben. Die Vereinsmitglieder hatten den Raum optimal vorbereitet und die Gäste mit Kaffee und leckerem Kuchen verwöhnt. Dafür sei ihnen ein großes DANKESCHÖN ausgesprochen, ebenso wie natürlich Herrn Dr. Harald Stäuble für den so interessanten Vortrag!

Text und Foto: Frank Störzner