In dieser Ausgabe möchte ich mal einen Zwischenstand zur Entwicklung des nächsten Masterplans Tourismus des sächsischen Staatsministeriums geben.
Dieser Masterplan soll die bisherige Tourismusstrategie des Freistaates ablösen, die 2025 ausläuft. Neu an der Entwicklung ist, dass mittels sogenannten "Zukunftswerkstätten" unter diversen Themen die Akteure aus den Regionen direkt an der Strategieentwicklung beteiligt werden. Das hat es für den Tourismus in Sachsen in den ganzen 30 Jahren, die ich schon dabei bin, noch nie gegeben!
Bisher fanden 4 Zukunftswerkstätten statt: Eine genaue Nachlese finden Sie, liebe Leser, hier: Zukunftswerkstätten zu sieben Handlungsfeldern - Tourismus Sachsen - sachsen.de
1. Thema: "Tourismusmarketing"
Hier wurde sich auf die möglichen weiteren Potentiale des Tourismus in Sachsen verständigt und darüber mit welchen Maßnahmen man diese heben könnte. An dieser Werkstatt habe ich mit dem Tourismusverband Vogtland teilgenommen.
2. Hauptthema "Finanzierung des Tourismus"
Das ist natürlich das Thema, mit dem alles steht und fällt. Besonders im Hinblick auf die Einstufung des Tourismus als sogenannte „freiwillige“ kommunale Aufgabe. Hier ein Zitat aus dem Nachbericht:
"Einig sind sich die Expertinnen und Experten, dass Tourismus mehr als ein Wirtschaftsfaktor ist. Es handele sich vielmehr um eine Pflicht- und Querschnittsaufgabe für Kommunen und ihre Entscheider. Für manche gehört der Tourismus sogar zur Daseinsvorsorge. Eine Teilnehmerin brachte es auf den Punkt: ‚Tourismus muss von allen gewollt sein. ...‘ Derzeit befinde sich die lokale Tourismusfinanzierung im ländlichen Raum aufgrund der angespannten Haushaltslage an einem schwierigen Punkt."
3. Thema: "Ganzjahrestourismus"
Dieser Workshop fand im Vogtland (Schöneck) statt, welches ja prädestiniert für dieses Thema ist. Es wurden Möglichkeiten erörtert, bspw. die Saison zu verlängern und damit zu entzerren, was in der Sächsischen Schweiz begonnen wurde, um der Überlastung (Overtourism) entgegen zu wirken oder Alternativen bspw. zum Wintersport zu finden. Wie auch schon im 1. Workshop landete alles beim Thema Geld d.h. "freiwillige Aufgabe" der Kommune oder beim fehlenden ÖPNV im ländlichen Raum.
4. Thema "Fachkräfte"
Bei dieser Werkstatt vertrat uns Enrico Todt - Wirt des Holzfällers und selbst Ausbilder und Vertreter der DEHOGA.
Hier wurde hauptsächlich nach den Ursachen dafür gesucht, warum wir in Sachsen so schwer Arbeitskräfte finden. Eine der Ursachen wurde im schlechten Image (3. Weg, AFD, Politische Situation, Ausländersituation, Infrastruktur, Höhe des Verdienstes usw.) des Freistaates gefunden. Es wurden entsprechende Lösungsansätze diskutiert, die in der Entwicklung des Masterplans aufgenommen werden sollen.
Wichtigstes Fazit von Enrico Todt: „Nur ein WIR kann Zukunft haben.“
Vor allem bei uns im Vogtland war klar erkennbar, dass die Zusammenarbeit zwischen den Tourismusunternehmen immer noch zu sehr von altem eingebrannten Konkurrenzdenken geprägt ist, das muss man dringend abstellen!!!! Man nimmt nicht dem Konkurrenten den Gast weg, sondern einer ganzen Region, und das bringt keinem was. Wenn Gastwirt A Ruhetag hat - kann er seinen Gästen den Gastwirt B als Alternative anbieten = der Gast bleibt in der Region, und alle haben am Ende was davon.
Ich denke, wenn ein paar Gedanken aus allen Workshops in der Leitlinie 2025 umgesetzt werden, hat der Tourismus in Sachsen wieder eine Chance langsam zu wachsen.
Zum Zeitpunkt des Erscheinens unserer Ortsblätter sind noch zwei weitere Zukunftswerkstätten zum Thema „Nachhaltigkeit“ und „Mobilität“ durchgeführt worden.
Ich bin sehr optimistisch, was die Ergebnisse für die weitere Gestaltung des Tourismus in unserem Land angeht. Hat die Pandemie doch gezeigt, was uns alles fehlt, wenn wir das kulturelle und touristische Angebot nicht haben.