Titel Logo
Gemeindebote - Mitteilungsblatt für die Ortsteile
Ausgabe 10/2025
Ortsteil Lindenthal
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

In Erinnerung an Siegfried Ratzlaff und Armin Zoll

Am 23.08.25 starb Professor Siegfried Ratzlaff im Alter von 91 Jahren. Viele Jahre wohnte er in der verlängerten Wilhelmstraße in Lindenthal. Dort war auch sein Atelier, in dem eine Vielzahl seiner künstlerischen Werke entstanden und die in zahllosen Ausstellungen ihr Publikum fanden. Ausgerechnet ein Augenleiden beendete sein Schaffen. 2016 malte er sein letztes Bild. Zuletzt lebte er in einem Seniorenheim.

Zum 90. Geburtstag des Künstlers, konnte im Galeriehotel in der Hedwigstraße eine große Jubiläumsschau arrangiert werden, bei der der Künstler sich inmitten vieler Besucher und ehemaliger Schüler sowie Kollegen, sichtlich wohlfühlte.

Nachdem Siegfried Ratzlaff ein Studium der Kunsterziehung an der Leipziger Universität absolviert hatte, begann schon 1959 genau dort seine Lehrtätigkeit, die mit der Berufung zum Professor für Malerei und Grafik 1978 ihren Höhepunkt fand. 30 Jahre lang bildete er Generationen von Kunsterziehungslehrern aus. Nach dem Ende seiner Lehrverpflichtungen trat die Malerei immer mehr in den Vordergrund. Die Zeit der Zeichnungen, Radierungen und Decelithstiche ( Eilenburger Kunststoffplatten, die als „seine Erfindung“ zum Ersatz für das Hirnholz des Buchsbaums dienten) war vorbei. Die beliebten Bildmotive z.B. Bäume in winterlichem Aussehen blieben. Wenn man zu Decelith in Eilenburg googelt, wird Siegfried Ratzlaff als Begründer der Decelithstichtechnik genannt.

Neben den Einzelausstellungen gab es auch Beteiligungen an Ausstellungen im Lützschenaer Künstlerkreis, mit den Künstlern Karl-Heinz Häse und Armin Zoll. An Armin Zoll soll dieser Beitrag ebenfalls erinnern. Gleicher Jahrgang der Geburt wie Ratzlaff, beide nach dem Krieg aus dem Osten nach Sachsen gekommen, wohnhaft in unmittelbarer Nachbarschaft in Lindenthal, der eine rechts, der andere links der Bahnhofstraße. Armin Zoll starb aber leider schon 2021. Zum Badfest 1999, das in Lindenthal eine lange Tradition hat (seit 1924 gibt es das Bad), stellten beide Künstler im Ratssaal aus. Das Foto zeigt sie anlässlich des Atelierbesuchs der Mitglieder des Wiederitzscher Kunst- und Heimatvereins bei Armin Zoll 1995.

Ein Ort lebt auch von der Persönlichkeit seiner Bewohner, deren Ausstrahlung und Wirken wir in Erinnerung behalten und weitergeben sollten. Heimat ist das, wo Leute wohnen.

Ute Sander