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Gemeindebote - Mitteilungsblatt für die Ortsteile
Ausgabe 10/2025
Ortsteil Wiederitzsch
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Lesung "Emigrant des Lebens - Erich Kästners letzte Jahre"

Wenn man den Namen Erich Kästner hört, denkt man oft an seine großen Erfolge: Emil und die Detektive, das doppelte Lottchen, Pünktchen und Anton.

Was in Vergessenheit geriet: Erich Kästner war in seinen letzten Lebensjahren ein tieftrauriger Mensch, der zusehends versteinerte. Gregor Eisenhauer erzählt von dieser Zeit. Wie kam es dazu, dass einer, der allen Grund hatte, glücklich zu sein, einsam starb?

Das Buch:

Erich Kästners Leben Ende der zwanziger, Anfang der dreißiger Jahre lässt sich als Komödie erzählen. Als Lyriker war er dank seiner satirischen Verse in Berlin rasch bekannt geworden. Weltberühmt aber wurde er dank seines Kinderbuchs „Emil und die Detektive“.

Sein Glück verließ ihn, als Hitler an die Macht kam. Er überlebte das Dritte Reich in Deutschland, aber er vermochte nie den großen Roman zu schreiben, den seine Kollegen und Freunde von ihm als Zeitzeugen des Grauens erwarteten. Er scheiterte an seinen eigenen literarischen Ansprüchen – und am Materialismus der Wirtschaftswunderzeit.

Er wurde mit Preisen überhäuft, aber ihm fehlten die Worte für Neues. Er war ein viel geliebter Mann. Aber all seine Affären brachten ihm kein Glück. Er wurde Vater, aber nie der Vater, den sich der Sohn erhofft hatte, und nie ein Ehemann. Als er begriff, wie einsam es um ihn geworden war, trank er sich um den Verstand.

Schriftsteller sterben viele Tode. Manche ersticken am Ruhm, manche an ihrer Eitelkeit. Manche verstummen aus Feigheit, manche aus Bescheidenheit. Am tödlichsten aber ist der Zweifel am eigenen Tun. Da war ihm nicht zu helfen. Vielleicht auch, weil er sich selbst nicht mehr zu helfen wusste.

Warum über dieses Leid der letzten Jahre sprechen? Weil das sein letzter Wille war, die Bitte an seine Leser, noch einmal darüber nachzudenken: Was ist - Liebe? Was ist - Ruhm? Und wozu das alles, wenn es nicht glücklich macht …

Der Autor:

Gregor Eisenhauer, geboren 1960 in Mosbach, hat Germanistik in Heidelberg und Berlin studiert und promovierte über Arno Schmidt. Seine erste literarische Veröffentlichung war 1994 „Scharlatane“ in der „Anderen Bibliothek“. Es folgten zahlreiche weitere Veröffentlichungen im Eichborn Verlag, im Elfenbein Verlag, im Mitteldeutschen Verlag und bei DuMont. Seit über zwanzig Jahren scheibt Eisenhauer Nachrufe für den Berliner „Tagesspiegel“.

Veranstaltungsort:

Leipziger Städtische Bibliotheken – Bibliothek Wiederitzsch

Zur Schule 10a, 04158 Leipzig

Freitag, den 07.11.2025 um 17 Uhr