Die Geschichte einer anonymen Spende

Manchmal hält die Übernahme neuer Aufgaben auch sehr unerwartete Überraschungen bereit: Als Susann Franke, meine Vorgängerin im Amt der Vorsitzenden des Fördervereins der Grundschule Wiederitzsch, zur großen Übergabe lud, rechnete ich mit Versammlungsprotokollen, Tätigkeitsberichten und Festplanungen. All das fand ich tatsächlich in dem prall gefüllten Ordner, den sie mir überreichte. Etwas verwirrt blickte ich jedoch auf eine unscheinbare blaue Schmuckschatulle, die sie mir zusätzlich aushändigte. Dem Fragezeichen in meinem Gesicht erklärte Susann sogleich, dass es sich dabei um eine anonyme Spende handelte, die dem Förderverein 2020 zugegangen war und die sie bereits von ihrem Vorgänger übernommen hatte. Die Schatulle enthielt Ketten, Armbänder und Anhänger verschiedener Goldanteile, insgesamt etwa 50 Gramm.

Ich folgte dem Weg der Spende weiter in die Vergangenheit: bereits beim Erhalt der Spende hatte man den Wert der Schmuckteile schätzen lassen. Aufgrund eines verhältnismäßig enttäuschenden Angebots beim Goldankauf und weil während der Pandemie Investitionen ohnehin kaum möglich waren, wurde das Gold aufbewahrt und, ähnlich der Olympische Flagge zwischen den Austragungsorten, jeweils feierlich von einem Vorsitz an den nächsten übergeben. Inzwischen haben sich die Turbulenzen der vergangenen Jahre gelegt, jedoch blickt der Förderverein nun auf kontinuierlich sinkende Mitgliederzahlen bei gleichzeitig steigenden Kosten für verschiedenste Investitionen.

So war also die Zeit gekommen, um die wohlgehütete Spende in Bares umzuwandeln. Mit dem Gold bewaffnet und von unserer neuen Schatzmeisterin begleitet, ging es darum zu verschiedenen Goldhändlern, ehe wir uns für ein Angebot entschieden. Der Goldpreis hat in den letzten Jahren einen steilen Anstieg erfahren und somit stellte sich die lange Aufbewahrung der Spende im wahrsten Sinne des Wortes als goldrichtig heraus: wir traten den Heimweg mit unglaublichen 1.944 € im Gepäck an!

Eine tolle Verwendung für den Geldsegen ist bereits gefunden: um den Bezug zum Gold auch beim Einsatz der Spende nicht zu verlieren, werden vom Erlös unter anderem die anstehenden Wettbewerbe finanziert: beim „Känguru der Mathematik“ übernimmt der Förderverein die Startgebühren der 79 teilnehmenden Dritt- und Viertklässler. Außerdem werden Medaillen und Teilnahme-Preise für das Sportfest finanziert. Alle, die sich diesen Wettbewerben stellen, sind damit echte Gewinner.

Im Namen des Fördervereins möchte ich dem anonymen Spender oder der Spenderin an dieser Stelle „Danke“ sagen für diese großzügige und zugleich spannende Gabe.

Manja Wachsmuth