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Gemeindebote - Mitteilungsblatt für die Ortsteile
Ausgabe 3/2023
Ortsteil Plaußig
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Kopfweidenschnitt

Bei hundsmiserablem Wetter, Wind und Schneefall machten sich sechs unverzagte Helfer und zwei Kinder an die Arbeit. Der Aufwuchs der Weiden war extrem gut, Rutenlänge in der Spitze fast 4 m. Somit gab es allerhand abzuschneiden und aufzusammeln. Kein Schnittgut darf im Rütgengraben zurückbleiben, sonst hätten wir im Laufe des Jahres einen zugewachsenen Graben, denn Weide wurzelt extrem schnell. In die Baumlücken der Kopfweiden wurden noch neue Stecklinge eingebracht, das Schnittgut transportgerecht gestutzt und in den meisten Fällen von den Helfern zu Bastelzwecken mitgenommen. Das hohe Arbeitstempo trug dazu bei, dass gegen Mittag alle Weiden „rasiert“ waren und keiner gefroren hat. Eine schöne und notwendige Gemeinschaftsleistung. Mehr Sorgen bereitet mir das fehlende Grün und damit der fehlende Lebensraum für Vögel, Wildtiere und Insekten. Als Portitzer und leidenschaftlicher Naturschützer ruft das große Bauschild in Portitz wieder Erinnerungen an Diskussionen wach, die schon vor Jahren mit dem Stadtplanungsamt geführt wurden. Nach Einsicht des B-Planes 25.1 und des Grün-Planes vor vielen Jahren für das Portitzer Baufeld konnte man zumindest mit der geplanten Ausführung einigermaßen zufrieden sein. Eine grüne Parkstadt war geplant und die vorgesehenen Bäume und Büsche im Grünplan entsprachen den Vorstellungen eines Naturschützers. Doch was ist daraus geworden? Der Blick aus der Vogelperspektive lässt es erkennen, kein Straßenbaum, keine Vogelschutzhecken, nichts ist zu sehen von einer Stadt als Park. Es gibt eine Grünordnerische Festsetzung nach § 9 Nr. 15, 20, 25... BauGB, in der detailliert beschrieben ist, was bei öffentlichen Grünflächen, bei Begrünung nicht überbauter Flächen über Fassadenbegrünung, Begrünung von Stellplätzen bis zum Verkehrsgrün einzuhalten ist. Warum werden die Ausführungen der B- und Grünpläne nicht auf Erfüllung kontrolliert? Im ersten Bauabschnitt sind nicht einmal Pflanzinseln an den Straßenrändern vorgesehen und in den Privatgrundstücken zieht dann noch die "moderne " Gartengestaltung ein. Schotter in den Vorgärten und Rollrasen, Gott sei Dank nicht bei allen. Platz für Obstbäume oder einheimische Nutzhecken ist sowieso kaum vorhanden. Wo ist dann noch der Siedlungscharakter oder der Charakter einer Parkstadt? Der restliche Grünstreifen parallel der Tauchaer Str. ist nun auch noch platt gemacht und einem weiteren Hausbauprojekt zum Opfer gefallen. Eine Reihe stark geschädigter Thujen, die keinerlei ökologischen Wert haben, sind der klägliche Rest Grün.

Und jetzt sollen noch weitere 6 ha mit 150 Eigenheimen und Reihenhäusern zugebaut werden. Hoffentlich nicht in dem gleichen Stil, dann ist von der versprochenen "Parkstadt Portitz" nichts mehr übrig. Da erinnert man sich wieder an die versprochenen „blühenden Landschaften“. Durch den Klimawandel und die Trockenheit muss doch mittlerweile jedem klar sein, nur wenn die Natur Lebensraum hat, hat der Mensch auch einen solchen.

Steffen Wagner