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Gemeindebote - Mitteilungsblatt für die Ortsteile
Ausgabe 3/2024
Ortsteil Lindenthal
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Schlachten, Kämpfer und Opfer von Roland Busse

Gustav Adolf Denkmal ~1955

Foto: 07.06.1931

Festansprache 07.09.1931

Generalfeldmarschall von Blücher

Bockwindmühle Lindenthal

Theodor Apel

Apelstein an der Mühle, vorn

Apelstein an der Mühle, hinten

Steinweihe 1913 an der Kirche

Foto 1925, garokes Denkmal

Denkmal 1926, Max Schirmer

AK Denkmalweihe

Försterdenkmal 1911

Denkmalweihe 1954

Denkmal der 53 Opfer

2 Lindenthal-Handbücher

Denkmale der Weltgeschichte in Lindenthal?

Da wäre doch bei einem Frühlingsspaziergang in Familie durch Lindenthal und Breitenfeld mit einer Such- und Find-Aufgabe etwas zu entdecken und natürlich auch zu gedenken.

Einige Gedenksteine sind verwittert und andere frisch saniert. An jedem hängt ein Stück Ortsgeschichte und interessante Begebenheiten bei ihrer Entstehung.

1. Die Schlacht bei Breitenfeld 1631 und das Gustav-Adolf-Denkmal

Die berühmte Schlacht der schwedischen und sächsischen Armee unter König Gustav II Adolf gegen die kaiserlichen Truppen fand nur entfernt von Breitenfeld und dafür näher an den Dörfern Hayna, Schladitz, Podelwitz und Wiederitzsch statt. Aber der Gutsherr auf Breitenfeld Ferdinand Gruner-Blümner ergriff die Initiative und ließ für die Schlacht bei Breitenfeld ein Denkmal entwerfen und auf seinem Grund an der Kirschallee östlich des Gutes errichten.

Zum 7. September 1831 wurde zum 200. Jubiläum des Sieges der Schweden und Sachsen über die katholischen Truppen mit großem Pomp und Traditionsvereinen aus Leipzig die Denkmalsweihe gefeiert.

Das Denkmal erhielt erst 1881 seinen schmiedeeisernen Zaun.

Foto: 7. Sept. 1931

1931 zum 300. Jubiläum der siegreichen Schlacht lädt Leipzigs Oberbürgermeister Dr. Carl Goerdeler eine schwedische Militär- und Regierungsdelegation für einen patriotischen Festakt nach Breitenfeld ein.

OBM Dr. Carl Goerdeler hielt am 7. September 1931 die Festansprache

Im Zuge der Bodenreform wurde 1946 die Grundstücksfläche an einen Fonds in Göteborg übertragen, d.h. er befindet sich im Besitz der schwedischen Lützen-Stiftung (Stiftelsen Lützen fonden).

2. Die Völkerschlacht bei Leipzig und der Generalfeldmarschall v. Blücher

Der Generalfeldmarschall hat sich und seinen 120000 Kämpfern mit seinem Sieg bei Möckern am 16. Oktober 1813 über die Franzosen (entscheidender Vorkampf zur Völkerschlacht) ein eigenes geschichtliches Denkmal gesetzt.

Blücher besuchte zur Lagebesprechung vor der Schlacht noch den Führer der Nordarmee, den schwedischen Kronprinz Bernadotte im Gut Breitenfeld und übernachtete in der Lindenthaler Schmiede (heute Italiener La Casa). Die Schlachtordnung von 5 Armeen in einem 120000-Mann-Bogen (40000 Russen und 80000 Schlesier-Preußen) von Wahren über Lindenthal bis Wiederitzsch leitete Blücher von der hölzernen Bockwindmühle Lindenthal an der Landsberger Straße.

Die bleibenden Denkmale für die gesamte Völkerschlacht ließ ab 1861 der Leipziger Historiker Theodor Apel auf eigene Kosten errichten.

Der blinde Sponsor Apel ließ jeden der 50 Gedenksteine vor Ort mit einer kleinen Feier und seiner persönlichen Anwesenheit einweihen.

Die Apelsteine sind ~ 1,5 m hohe Sandsteinsäulen.

Markierung: spitzer Kopf Verbündete V, gerade Nummer

runder Kopf Napoleon N. ungerade Nummer

Pfeile an den Seiten = Kampfrichtung

Befehlshaber, Truppenstärke

In Lindenthal wären für erfolgreiche Sucher 4 Gedenksteine zu finden.

Hier einige grobe Angaben wo man suchen sollte:

am Friedhof, vor dem Italiener, an der Windmühle, gegenüber Bäckerei Geisler

Kirche und Gemeinde ließen auf dem ehemaligen Friedhof an der Kirche die nach der Völkerschlacht auf den Feldern gefundenen Gebeine von Freund und Feind in einem gemeinsamen Grab beisetzen.

Der Stein kam aus der Breitenfelder Sandgrube und 4 Kanonenkugeln sind daran eingefasst.

Am 31. Oktober 1913 fand zum 100-jährigen Jubiläum der Völkerschlacht auch in Lindenthal an der Kirche ein Festakt zum Leid durch die napoleonischen Kriege mit festlicher Weihe des neuen Gedenksteines und einer Erinnerungseiche statt. Eine Tafel mit Inschrift wurde 1938 auf Initiative des Ortschronisten und Kantors Otto Hase hinzu gefügt.

Gedenkstein 1813-1913

3. Grabmal der Gebrüder von Brösigke, Gutsherren auf Breitenfeld

Dieses freistehende Grabmal steht noch auf dem originalen Platz der Erdbestattung auf dem ehemaligen Gemeindefriedhof. Der neue Friedhof wurde 1905 an der Alten Salzstraße auf Breitenfelder Flur angelegt.

Foto 1926, barockes Grabmal von ~1790, Sandstein

Das Grabmal wird hier für interessierte Spaziergänger erwähnt. Es wird jedoch nicht gepflegt und ist dem Verfall preisgegeben.

Gemeinsame Grabstätte der Gebrüder von Brösigke Gutsherren auf Breitenfeld: - Eustachius von Brösigke * 1720 bis 1787 +

- Friedrich August von Brösigke * 1721 bis 1784 +

4. Gefallenendenkmal des 1. Weltkrieges

Mehrere engagierte Bürger, die Kirche und der Gemeinderat stellten sich hinter ein Projekt zur Ehrung der 70 Lindenthaler und Breitenfelder Soldaten, die im 1. Weltkrieg gefallen waren. Das Weltkriegsdenkmal südlich im Kirchgarten ist unter Leitung des Landmaschinenunternehmers Max Schirmer bis 1926 vollendet und geweiht worden.

Linkes Foto: ganz links Max Schirmer Denkmalweihe 1926

5. Das Försterdenkmal von 1911

Im Lindenthaler Tannenwald ließ der Breitenfelder Gutsherr Werner Bach für seinen getreuen Förster das Denkmal mit folgender Inschrift setzen:

Hier fiel durch Wildererhand am

02.Dezember 1911 nach 23-jähriger

Treuester Pflichterfüllung in Breitenfeld,

auch hier getreu bis zum Tod,

der Hofmeister Herrmann Tauer.

Ehre seinem Andenken

Wieder eine schaurig schönes Suchaufgabe im Lindenthaler Wald und jetzt ganz rechts hinter dem Fuchsberg und nahe der Staatstraße S 1.

Aber Vorsicht! Nicht bei Sturm suchen, sonst könnte Ihnen im maroden Tannenwald (ohne Tannenbäume) überraschend ein trockner Laubbaum auf den Kopf fallen.

6. Das Denkmal der 53 ermordeten Antifaschisten

Am 12. April 1945 wurden aus dem Gestapo-Gefängnis Leipzig 54 deutsch und ausländische Häftlinge bzw. Kriegsgefangene in 2 Autobussen über einen Feldweg an mehrere Bombentrichter am westlichen Waldrand gefahren. Einem Kriegsgefangenen gelang die Flucht in den Wald.

Der Krieg war fast vorbei und dennoch wurden 53 Unschuldige in den letzten Kriegstagen noch sinnlos hingerichtet. Am 02.Mai 1945 entdeckte der Breitenfelder Förster das Massaker und die Opfer wurden bis zum 05.Mai 1945 geborgen. Der Lindenthaler Sargtischler Otto Rauche fertigte in aller Eile die 53 schlichten aber notwendigen Särge, sodass die Beisetzung unverzüglich auf dem Lindenthaler Friedhof in einem Reihengrab erfolgen konnte.

Beauftragter Sargtischler Mai 1945, Otto Rauche, Teichstraße 2

Am 12. September 1954 war der Tatort zu einem würdevollen Denkmal umgestaltet und wurde von 1000 Vertretern der Parteien, Organisationen, Betrieben und Verwaltungen eingeweiht..

Der Ort des Gedenkens an der „Straße der 53“ ist nicht schwer zu finden.

Hier finden Sie auch mehrere neue gestaltete Stelen mit detaillierten Angaben der politischen, personellen und räumlichen Daten der Mordtat.

Lindenthal: Welche sächsische Gemeinde hatte auch soviel Weltgeschichte zu bieten?

Aber hier geht noch mehr: Für den Bilderbogen 2.0 wird noch Ihre alten Fotos, Postkarten, Urkunden usw. nur leihweise gebraucht. Bitte an

Roland Busse, Zum Wald 16, 0341-4684512, ines.roland@arcor.de

Und da war doch noch etwas!

Inflationsbereinigt und noch immer für 10,- bei Frau Gensch in der Poststelle zu erwerben.