Ortsteil Plaußig

Nach über 30 Jahren deutscher Wiedervereinigung stellt sich in einem kleinen Dorf nahe der sächsischen Lieblingsmetropole eine alles entscheidende Frage:

Welcher Allianz gehört mein Herz – Schmette oder Kraftrad?

In kleinen Ortschaften gibt es immer verschiedene Meinungen – ob es um politische Ansichten oder die Wohnlage in Plaußig geht – Oberdorf, Unterdorf oder gar Fasanerie? Auch oft diskutiert wird die Frage: Welches Heer wohl während der Völkerschlacht bei Plaußig die Parthe tatsächlich überquerte? In Streitgesprächen wird es hitzig beim Thema erneuerbare Energiequellen: Ist Windkraft besser als Solarenergie oder sollte die Parthe angestaut und ein Wasserkraftwerk errichtet werden?

In den letzten Wochen diskutierten lautstark Generationen in ihren Gärten bei Kaffee und Kuchen oder bei halb verschlossener Tür hinter schwedischen Gardinen, welcher Tradition dieses Jahr Folge geleistet werden soll – Schmettenrennen oder Kraftradtreffen?

Um dieser hitzigen Auseinandersetzung ein Ende zu bereiten, trafen sich die Größten der Größten – also der Ortsvorsteher Dirk, Bauerngenosse Benedikt, Andreas – Herrscher über das Catering, Quasselstrippe Heiko, die gute 8-fingrige Seele Gunter (ob beim Schmettenbau wohl zwei Finger verloren gegangen sind? Man weiß es nicht …) und viele weitere hochtrabende Persönlichkeiten – am großen runden Tisch in Klaus‘ Garten und fachsimpelten (bei ein, zwei Fass…brausen) - wie es die großen Entscheidungsträger unserer Nation nun einmal tun – über die das Dorf spaltende Frage: Schmettenrennen oder Kraftradtreffen?

Dabei gingen sie höchst konzentriert alle vergangenen Ereignisse durch: Früher – also zu der Zeit, in der die Männer noch Schlaghosen trugen - gab es das Schmettenrennen in Plaußig. Väter und Großväter bauten mit ihren Kindern und Enkeln eine Schmette. Für alle die nicht wissen, was eine Schmette ist, schaut im Wörterbuch nach – Bedeutung: Sahne. Moment?! Eine Schmette ist doch keine Sahne, sondern eine Seifenkiste! Einfach ausgedrückt: ein selbstgebautes vierrädriges Gefährt mit Selbstantrieb – irgendwer muss dich also anschieben und darf Sport machen. Das ist erste Sahne! (Ach daher der Begriff …)

Zurück zum Thema: Pünktlich zum 1. Sonntag im Mai trafen sich alle in der Hohenheidaer Straße, wo in ausgelassener Stimmung die besten Schmettenrennfahrer ermittelt worden. Es ging jedoch nicht nur um die schnellste, auch die schönste Schmette wurde prämiert. Für die Unglücklichste gab es auch einen Preis – den „Stein der Weisen“. Überlieferungen zufolge brachte dieser im darauffolgenden Jahr das gewisse Know-How zum Bau einer grandiosen Schmette mit. Über die Erfolge lasst ihr euch am besten von den Überlebenden berichten …

Durch Generationswechsel, Corona und andere Umstände ließ das Interesse, eine Schmette zu kreieren, leider nach und schlief ein. Beim Durchstöbern alter Unterlagen fand man heraus, dass Plaußig einen Motorradclub-/Kraftradverein hatte. In Anlehnung an diese historische Sensation beschloss man 2022 ein Kraftradtreffen zu organisieren. Ein voller Erfolg! Über 150 Krafträder – alt (1928 – und das Motorrad erst…) und neu, aus Nah und Fern waren gekommen. Auch im darauffolgenden Jahr 2023 kamen alle wieder, sodass sich das Treffen gut etablierte und aus Plaußig nicht mehr wegzudenken war.

Die Größten der Großen – also Dirk, Benedikt, Andreas, Heiko, Gunter, Klaus und Gefolgschaft – beschlossen nach stundenlanger Nichteinigung und Diskussion (und weil das Geld für die Fass….brause allmählich ausging), einfach beide Feste zu veranstalten - eins für die großen und eins für die kleinen Kinder!

So findet nun am Samstag, den 04.05.2024 das 3. Plaußiger Kraftradtreffen für alle mutigen Ritter der Landstraße von 12 bis 16 Uhr an der Waage, Hohenheidaer Str., statt. Wem danach noch der Sinn nach nicht motorbetriebenen Wettrennen steht, der kann am Sonntag, den 05.05.2024, ab 11 Uhr sein aufgepimptes Gefährt auf der Hohenheidaer Str. in Leipzig beim Schmettenrennen (Beginn Rennen: 14 Uhr) präsentieren.

Also los, ab in den Baumarkt und Materialien für den Schmettenbau besorgen! Gleich noch in den Supermarkt und für die Verbesserung der handwerklichen Geschicklichkeit ein, zwei Fass…brausen kaufen!

Handwerkertipp von Gunter: Zwischendurch immer mal nachzählen, ob alle Finger noch da sind. Wenn nicht - mal gucken, ob einer irgendwo als WienerWürstchen zweckentfremdet wurde!

Wie Willy Brandt einst sagte: Wenn der Zug der deutschen Einheit rollt, dann kommt es darauf an, dass wenn's irgend geht dabei niemand unter die Räder kommt.

Oder anders ausgedrückt: Passt bei beiden Rennen auf, dass euch keiner über die Füße rollt und viel Spaß!