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Gemeindebote - Mitteilungsblatt für die Ortsteile
Ausgabe 3/2025
Ortsteil Lindenthal
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Kindheit und Jugend in bewegten Zeiten

Kindergarten Mittelstraße, Innenansicht um 1932

Freidenker-Jugendweihe 1930 vor dem Alten Gasthof an der Hauptstraße

Kinderfest 01.Julie 1946

Hinten mittig in der Villa der spätere Gemeindekindergarten. Foto 1930

Foto 1953

Foto 1949

Foto 1952

Der Hort im Sommer 1956 auf dem Sportplatz.

Foto 1953 am Portal des Neuen Schlosses

Foto 1961

Von Roland Busse

Kindheit und Jugend in bewegten Zeiten

Wer viele Jahrzehnte zurückblicken kann auf eine Kindheit und Jugend in anderen Gesellschaftsordnungen hat meist das Unangenehme vergessen oder verdrängt und erinnert sich heute gern an seine schöne Kinder- und Jugendzeit.

Albert Mustopf mit seiner Mädchengang vor ~ 90 Jahren auf dem Fleischereihof an der Hindenburgstraße (heute Erich-Thiele-Straße).

Die Notwendigkeit nach einem Kindergarden entstand in Lindenthal erst mit der Besiedelung der Baugenossenschaft für Eisenbahnbeamte und -Arbeiter um 1910. Die Königlich-Preußische Staatseisenbahn bot in den Wahrener Bahnwerken Arbeitsplätze für Männer und Frauen.

So entstand an der Ringstraße um 1912 der erste Lindenthaler Kindergarten kostenlos für Bahnbeschäftigte aus Lindenthal. 1913, mit Baufortschritt in der Pitzschkestraße, wurde links an die Nummer 1 für den Kindergarten ein Anbau gesetzt. Der Autor kannte diesen kleinen Bau noch als Frisörsalon. Bis 1931 hat die Baugenossenschaft in einem sogenannten Kinderheim an der Mittelstraße (heute Karl-Mannsfeld-Straße) in ein solides Kindergarten-Gebäude investiert.

In der Weimarer Republik war um 1930 die Freiheit des Denkens und Glaubens noch grenzenlos, sodass die Freidenkergemeinde auch in Lindenthal eine festliche Jugendweihe feiern konnte.

Das Turnerheim des Arbeiterturnvereins „Vorwärts“ am Sportplatz wurde unmittelbar nach der Machtübernahme 1933 enteignet.

Hier zog die Ortsgruppe der Hitlerjugend (HJ) ein. Ab 1940 mussten vermehrt Frauen die eingezogenen Männer in den Rüstungsbetrieben ersetzen, sodass wie überall im 3. Reich auch hier im Turnerheim ein NSB-Kindergarten (NSB=Nationalsozialistische Bewegung) begründet wurde.

1946 nimmt in der Sowjetischen Besatzungszone der Aufbau des Sozialismus seinen Lauf. Für die älteren Lindenthaler Einwohner tauchen im Folgendem jetzt schöne Kindheitserinnerungen auf.

Der Schulbetrieb unter Direktor/Kantor Otto Hase war wieder angelaufen. Neue Lehrer standen mit neuem Lehrmaterial vor den jetzt gemischten Jungen-Mädchen-Klassen.

Hier werden für die Zukunft bereits 1948 Ziele gesetzt und Wünsche geweckt.

Ein zweiter Kindergarten wird 1949 wegen des Zustromes von kinderreichen Umsiedlerfamilien aus den deutschen Ostgebieten in einer Villa in der Sophienstraße eröffnet. Der Autor wurde hier von der Tante Ingrid behütet.

Die „Großen“ der Kita kurz vor der Einschulung am Forsthaus Alte Salzstraße.

Auch für die Jugendlichen unseres Ortes kehrte nach dem Krieg neben Studium und Arbeit eine friedliche Normalität zurück: -Tanzstundenball-

Foto 1949 Ein Foto vor dem Casino unseres Lesers H.Spalteholz (4. Tanzschüler von rechts)

Die Maidemonstrationen der 50er Jahre stellten für uns Kinder keine Pflichtübung unter Zwang dar. Der halbe Ort und alle Freunde trafen sich dort und wer so etwas wie Gitarre spielen gelernt hatte, führte es gern vor allen auf.

Foto 1952 in der Ernst-Thälmann-Straße (heute Erich-Thiele-Straße).

Die neue Schuldirektion unter den Herren Glöckner, Nentwig, Kieckheven organisiert ab 1952 gemeinsame Kinderschulferien. Hier Start zur Abreise 1952 nach Crawinkel und später nach Floh in Thüringen mit dem LKW (auf Holzbänken) des Patenbetriebes (Reichsbahn) oder mit der Bahn nach Grahl-Müritz (Ostsee). Foto 1952

Muttis bringen die Kinder zum Ferienstart; Mitte beim Aufladen: K. Kieckheven

Für die Schulkinder werktätiger Eltern gab es auch in der DDR einen Schulhort.

Der Hort war bis zum Abriss 1975 für die Leichtathletikanlage in einer Baracke auf dem Sportplatz rechts neben dem Werk „Roter Stern“ untergebracht.

Für den Autor als „Mittagskind“ war das keine Option. Hier wurden eher Mitschüler von voll berufstätigen Reichsbahneltern betreut. Das Schöne an dieser Zeit war, wir waren alle gleich, d.h. in gleichen sozialen Verhältnissen groß geworden.

In Breitenfeld tritt in der jungen DDR das gleiche Generationenproblem auf. Die Eltern arbeiten beide in der Landwirtschaft und die Kinder der Neubauern mussten tagsüber betreut werden. Im Neuen Schloss am Rittergutspark wurde damals der 1.Breitenfelder Kindergarten eröffnet.

Der Autor hatte mehrere Jahre den Religionsunterricht beim Katechet Herrn Schubert in der evangelischen Kirchgemeinde besucht und zu Ostern 1961 fand in der Gustav-Adolf-Kirche die feierliche Konfirmation statt.

Kurz nach Ostern des gleichen Jahres fand auch die Jugendweihefeier des Jahrganges in der Kulturstätte am Rathaus statt.

Fängt jetzt die Einflussnahme des Staates an? Um einen späteren Studienplatz nicht zu gefährden, nahm der Autor auch an der Jugendweihe teil. Das sah der Gemeindepfarrer Herr Wilde ganz anders und forderte zur Buße 2 Jahre sonntägliche Gottesdienstbesuche. Das hat der damals junge Autor leider nicht durchgehalten und ging so für die Kirche verloren.

Die Ferienspiele in den Sommerferien waren jedes Jahr der Renner.

Ferienspiele waren immer gut. Die Schule stellte 1-2 Lehrer zur Kinderbelustigung und bezahlte die kleinen Ausflüge in andere Bäder, Museen, Zoo, Parks und Ausstellungen. Da lernten die Kinder etwas fürs spätere Leben.

In der sanierten Turnhalle der Grundschule Lindenthal wurde es zum Olympiatag 2017 schon mal eng, wenn alle Klassen und Lehrer einen Platz finden mussten. Es war dennoch für die Kinder ein schöner sportlicher Tag.

Aber die Hoffnung ist jetzt begründet, dass in den nächsten Jahren südlich des Schulanbaues eine große neue Turnhalle, erkämpft vom Ortschaftsrat und spendiert vom Stadtrat, entstehen wird. Davon wird dann auch das Feuerwehrtraining und der Sportverein TSV profitieren.

Der druckfrische Bilderbogen 2.0 in der 1. Auflage wartet noch auf Alt- und Neulindenthaler für die bekannte Schutzgebühr von 10,- in der Postfiliale 507.

Autor: Roland Busse, mail: ines.roland@arcor.de, Tel: 0341-4684512