Radierung von 1915
Foto 1923 die SPD-Badbaubrigade in der Teichstraße (Parkplatz am Rathaus)
Original-Bauzeichnung 1923, Sanitärinstallation
Familienbaderöffnung 1924
ohne
Leipziger Volkszeitung 1927
ohne
Vereinshaus
HJ-Dauerkarte
Werbeplakat 1936
Foto 1940 Hölzerner Sprungturm
Welch eine glorreiche Entwicklung: Vom Enten- und Fischteich der Gemeinde Lindenthal über das beliebte Familienbad im Leipziger Norden zum 1. Ökobad Deutschlands.
Fisch- und Feuerlöschteiche gab es vor 100 Jahren sehr viele in Lindenthal.
Die Lindenthaler Hufschmiede (heute Italiener) hatte gegenüber an der Landsberger Straße einen großen Feuerlöschteich, die Bauern in der Hauptstraße hatten eigene Feuerlöschteiche und die Gemeinde besaß am Ende der Teichstraße zum Kiesabbau den „Sandteich“ mit reichlich Fischbesatz. Durch das Aufstauen der Lindenthaler Rietzschke gab es weitere große Fischteiche links an der Waldstraße (Zum Wald), an der Wiederitzscher Straße und im Wald hinter dem Fuchsberg (Stauwall). Radierung von 1915, Sandgruben-Idylle am Sandteich an der Teichstraße
1922 setzten sich im SPD-dominierten Gemeinderat die sportbegeisterten Genossen mit ihrem Antrag zum Bau eines Schwimmbades durch und der Bürgermeister Otto Lätzsch sammelte von Bauern, der Kirche und der Bahngenossenschaft Grundstücke rund um die gemeindeeigene Sandgrube ein.
Die Ratsversammlung klärte noch schnell, wie der Fischbestand unter das Volk zu bringen wäre: Interessenten trugen sich in Listen im Meldeamt ein. Es waren 60 Karpfen und eine unbekannte Zahl Schleien im Angebot. Es gab eine Verlosung mit Gewinnen und Nieten. Die Fische wurden zum handelsüblichen Marktpreis verkauft.
Die Genossen aus Dorf-Lindenthal und Genossenschaft-Lindenthal packten gemeinsam unter Führung von SPD-Rat Walter Schönzart in jeder freien Minute mit an. Baumaterial war knapp und teuer. Deshalb wurden auch Betonplatten von den liquidierten Deutschen Flugzeugwerken am Wald abgebrochen und mit Fuhrwerken und Leiterwagen herbeigeschafft und in den Badseitenwänden verbaut.
Damals wurde bereits modernste Technik mit Solar-Erwärmung des Duschwassers auf dem Dach und automatische Nachfüllung angewendet.
Am 29.06.1924 war es endlich vollbracht. Das Familienbad Lindenthal sollte mit einem großen Schwimmfest eingeweiht werden. Da war damals riesiger Zuschauerandrang garantiert.
Ganz Lindenthal wollte die Familienbad-Eröffnung miterleben.
Endlich war es soweit und alle fanden einen Platz im neuen Schwimmbad. Man hatte Wettkämpfe der Männer, Frauen und Jugend sowie Wasserball,
Schwimmreigen und andere Belustigungen angeboten. Der Organisator Walter Schönzart war auch im Wettkampf das Spitzentalent.
Die Leipziger Volkszeitung berichtete mehrseitig über unser neues Familienbad.
Das ist Alleinstellung im Leipziger Norden: Keine Randgemeinde und kein Stadtteil hatten über 100 Jahre ein so schönes Familienbad.
Familien und Kinder waren die ersten begeisterten Badegäste. Der 92-jährige Gemeindebote-Leser Herr Spalteholz aus der Erich-Thiele-Straße zeigt uns mit erhobener Faust ~ 1930 seine Freude über das schöne Bad.
Die Sektion Schwimmen des Arbeitersportvereins zählte 1928 bereits 60 aktive Mitglieder und traf sich ganz familiär am Wochenende zum weiteren Ausbau der Sportanlagen (Vereinshaus nahe der Nagelstraße).
Einer der erfolgreichen Schwimmer der ersten Stunde war Erich Zwanziger aus der damaligen Ernst-Thälmann-Straße. Der Autor kannte ihn noch persönlich.
In der NS-Zeit 1933-45 war der Arbeitersport verboten. Der Badebetrieb ging unter anderem Vorzeichen dennoch weiter.
Kostenlose HJ- Dauerkarte 1934 Werbeplakat 1936
Foto 1940, Man beachte den 3m und 5 m hohen hölzernen Sprungturm.
In den letzten Kriegsjahren 1943 bis 45 ging das Badevergnügen rasant zurück. Das Bad blieb geöffnet, aber an Sport und Spiel war damals nicht zu denken.
War auch für Alt- und Neu-Lindenthaler etwas Interessantes dabei? Dann bleiben Sie bitte recht neugierig auf den 2. Teil unserer Familienbad-Historie.
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Roland Busse, Zum Wald 16, Tel. 0341-4684512, ines.roland@arcor.de