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Gemeindebote - Mitteilungsblatt für die Ortsteile
Ausgabe 4/2025
Ortsteil Wiederitzsch
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Georg Herwegh- Dichter des Vormärz

Gunter Waßmann,vielseitiges und sehr aktives Mitglied des Kunst-und Heimatvereins Wiederitzsch e.V., langjährig im Vorstand federführend tätig für Veranstaltungen der Reihe „Treffpunkt Geschichte“, nahm den 150. Todestag G. Herweghs zum Anlass, einen Vortrag über diesen leidenschaftlich freiheitsdenkenden Literaten zu halten.

Trotz recht kühlen und feuchten Wetters war der Neue Saal am 12.03.25 um 19 Uhr gut gefüllt mit Interessenten.

Sie erfuhren den Werdegang eines von früher Kindheit an „aufbrausenden Kopfes“und dichtenden Revolutionärs.

Georg Friedrich Rudolf Theodor Andreas Herwegh wurde 1817 in Stuttgart als Sohn eines Gastwirts geboren, der ihn für ein Theologiestudium in Tübingen, mit dem Ziel des nachfolgenden Schuldienstes,zunächst überreden konnte.

Doch der junge Student empfand die strenge Disziplin als unangenehm, verstieß gegen alle Regeln und wurde der Universität verwiesen. Das nachfolgende Jurastudium brach er ebenso ab und wollte als freier Schriftsteller in Stuttgart leben. Als auch im Regiment sein Ungehorsam siegte, floh er in die Schweiz,

Seine 1841 dort erschienenen „Gedichte eines Lebendigen“ wurden begeistert vom deutschen Publikum aufgenommen. Sogar der preußische König Friedrich Wilhelm IV. gab ihm eine Audienz, aber Herweghs störrischer Charakter ließ seinerseits keine Verständigung zu: „Sire, ich kann nicht Fürstendiener sein“.

Als unerwünschte Person musste er nun Deutschland

verlassen und Herwegh verschärfte in der Schweiz, wo er seine große Liebe Emma Siegmund, die Tochter eines reichen jüdischen Kaufmanns heiratete und später in Frankreich sein Engagement.

Sein Gedicht

...„Mann der Arbeit, aufgewacht!

Und erkenne deine Macht!

Alle Räder stehen still,

wenn dein starker Arm es will“...

wurde zum Bundeslied für den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein.

Herwegh traf sich u.a. mit Karl Marx und Friedrich Engels. Marx nahm allerdings entsetzt zur Kenntnis, dass Herwegh 1848 mit 700 Bewaffneten den Rhein überschritt. Dieser Aufstand wurde schnell niedergeschlagen und Herwegh erfuhr auch im Angesicht der Erfolge des Reichskanzlers Otto von Bismarck und des 1870/71 gewonnnen Krieges gegen Frankreich persönlich eine tiefe Niederlage: „ Dies neue Deutschland bleib mir fern/ Und zähle mich zu seinen Toten...“

Heinrich Heine nannte Georg Herwegh eine „eiserne Lerche“, weil dieser neben Kampftexten auch leise-zärtliche Verse hinterließ, die vertont wurden.

Gunter Waßmann wies in seinem interessanten Referat darauf hin, dass

in Wiederitzsch die Straßennamen „Georg Herwegh“ und „Ferdinand Freiligrath“ an die literarische Epoche des Vormärz erinnern.

Im Anschluss an die Veranstaltung der Reihe „Treffpunkt Geschichte“ fand die Mitgliederversammlung des Vereins statt. Rechenschafts- und Finanzbericht wurden einstimmig bestätigt.

A. Braun, Pressewart