An diesem frühlingshaften 12. April 2025 versammelten sich ca. 120 Menschen in einem Waldstück nahe Lindenthal, um ein würdiges Gedenken an die 24 sowjetischen, 10 deutschen, 7 polnischen, 6 tschechischen, zwei französischen und einen amerikanischen Gefangenen zu bewahren.
Vor genau 80 Jahren, nur wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Lindenthal zum grausamen Schauplatz eines Kriegsverbrechens. Die Gestapo ließ 52 politische Häftlinge aus Leipziger Gefängnissen zum Exerzierplatz am Tannenwald bringen und durch Genickschuss hinrichten. Die Leichname wurden in einem nahegelegenen Bombentrichter verscharrt. Zwei der Gefangenen waren unbekannter Herkunft. Bei der Öffnung des Grabes wurde ein 53. Leichnam entdeckt.
Unter den Ermordeten waren auch Dr. Margarete Bothe, Paul Küstner und Alfred Kästner. Im Stadtbild von Leipzig findet man Straßen, Stolpersteine und auch die Lindenthaler Grundschule mit ihren Namen.
Die Gedenkveranstaltung eröffnete der Violinist Samuel Seifert mit dem musikalischen Stück „Farewell“- Der Abschied. In seiner Begrüßungsrede bezog sich Bürgermeister Heiko Rosenthal u.a. auf die Inschrift, die sich auf der mittleren Gedenkstele befindet und stellte Parallelen zum tschechischen Schriftsteller Julius FuČik dar. Herr Thomas Hoffmann, Ortsvorsteher von Lindenthal, erinnerte an die 53 Opfer und mahnte, das Gedenken an diesen dunklen Tag in unserem Ortsteil wachzuhalten. Dr. Martin Winter, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar Leipzig, widmete seinen eindrucksvollen Beitrag den Schicksalen von zwei Zwangsarbeitern, die Opfer des Massakers von Lindenthal geworden waren.
Vertreterinnen des VVN-BdA e.V. verlasen die Liste mit den Namen der hingerichteten Häftlinge. Die abschließende von Herrn Seifert kreierte Improvisation mit dem Titel „Straße ohne Wiederkehr“ untermalte das, was schwer in Worte zu fassen war…
Zum Gedenken wurden Kränze und Blumen von Angehörigen, den Mitgliedern der Konsularischen Korps in Sachsen, den Vertretern der Stadt Leipzig, den unterschiedlichen Parteifraktionen, den Vertretern des Ortschaftsrates Lindenthal, dem VVN-BdA e.V., der Naturfreundejugend Leipzig und zahlreichen Besuchern am Denkmal niedergelegt.
Die an diesem Tag anwesenden Nachfahren von Paul Küstner und Alfred Kästner können stolz auf ihre tapferen Vorfahren sein!