Da steht er nun, wuchtig, gewaltig mit seinem Mitkollegen Valtenberg, an der Nordkette des Lausitzer Berglandes mit seinen 498,7 m Höhe, und bilden ein Eingangstor der Oberlausitz. Vermessen, wie all die anderen Berge in Deutschland. NN- 00 - normal Null Pegel Amsterdam (mittleres Hochwasser). Pech gehabt. 1 Meter fehlt. Böhmens und die Österreichischen Berge (Alpen) wurden alle vermessen von Pegel Triest>
> m/ü/a (Meer über Adria). Hätte man diesen zur Berechnung genommen, wäre der Picho 0,30-0,50 cm höher. Nun ja, letztendlich hat er über Jahrmillionen gewaltigen Stürmen, Wasser und Feuer getrotzt und die heutige Form erhalten. Leider kennt die Natur keine Höhenmessung, da sollte bei 500 m Schluss sein. Dieser fehlende Meter hätte die Einwohner noch stolzer gemacht. Sei es wie es sei. Bisher ist keinem aufgefallen, dass der Picho eingegrenzt wird von dem Galgenberg auf der Neukirchner Flur und dem Galgenberg auf Wilthener Flur. Ob jemals dort Galgen standen, ist ungewiss. Zunächst hieß er Belzberg. Besitzer Bauer Belz. Aber von der Dretschener Seite nannte man ihn Arnsdorfer Tannenberg. Es gab den Kleinen Pichow, langsam bürgerte sich der Name des auf der anderen Seite liegenden Berges als Dretschener Pychow, später als Großer Pichow, ein. Sorbischer Wortstamm = wenig bedeckt mit Erde, bzw. Brandfleck auf Stein. 1826 erstmals erwähnt. Ein typischer Oberlausitzer Granitberg mit reichlicher Bewaldung.
Das Gestein ist ein Zweiglimmergranit und etwas grobkörnig. Geologen können viel mehr darüber berichten. Über den 30m mächtigen kilometerlangen Einschluss von Lamprophyr, ein wertvoller Bau u.- Schmuckstein. Frühzeitig entstanden Steinbrüche auf der Dretschener Seite sowie auf der Nordseite. Steine für die Eisenbahn wurden benötigt. Am heutigen unteren Parkplatz wurde zuerst gebrochen. Später weit oben bis kurz unterhalb der Baude. Kästners Bruch die Bezeichnung. Die Bearbeitung erfolgte in Hütten im alten Bruch. Kästners verpachteten später ihre Firma an Howald - Granit. Später ist der Bruch samt angestautem Wasser mit Erde aufgefüllt worden und wurde Parkplatz.
Etwa ab 1825 im „Biedermeier“ begann die Neugier auf die Natur. Da rannten alle mit Fliegennetz und Botanisiertrommel auf, um, über Berge, Wälder, Seen usw. in allen Regionen und Gegenden. Drehten jeden Stein um, alle Blumen, Gräser, Moose, Beeren, jeder Fund wird inspiziert, skizziert, katalogisiert, beschrieben. Suchte mit Lupe jeden Wurm, Käfer, Raupe. Fing den Schmetterling, die Biene, Mücke, Fliege. Somit gibt es ein vollständiges Verzeichnis vom Picho, all den anderen Höhen, wo die meisten Buchen, Erlen, Fichten usw. wachsen, wo Brombeeren u. Pilze sind, Blumen, Orchideen blühen, wo Ameisen, Käfer, Schlangen leben, die Plätze der Wildschweine sind usw. usf. Sehr umfangreich diese Sichtungen, aber Niemand fand die sagenhafte Wunderblume des Pichos. Wir werden es dabei belassen, was Flora und Fauna des Pichos betrifft, davon gibt es viel Lektüre. Auch hier ist heute vieles verändert.
So ab 1880 kam langsam die Wanderbewegung auf. Zuerst in den Städten zogen
Bürger und Arbeiter aus ihren engen Behausungen los, die Heimat zu entdecken. Hier gründete man die Gebirgsvereine und überall wurden Türme auf den Bergen errichtet. Die Berge jeden Sonntag von allen Seiten bestiegen, beklettert und lange Wanderungen unternommen. Berggasstätten sind beliebte Ziele. Ringsherum vorhanden. Der Picho ward vergessen, obwohl von allen Seiten zugänglich und bestimmt für viele ein ausgesuchtes Ziel. Bernhard Eiselt will das ändern. Er kaufte von dem Bauern Hahnewald Grund und Boden. Eine freie Fläche mit weiten Blick nach Nordwesten. Ab 1924 soll es einen Kiosk gegeben haben und dieser versorgte die Steinbrucharbeiter und Wanderer mit Bier und Würstchen. 1927 eröffnete er zu Pfingsten eine Unterkunftshütte von 24 qm, eine Küche von 14 qm, Nebenraum und Toilette. 1926 alles genehmigt und Baubeginn. Es scheint gut zu laufen, denn 1929 erfolgte schon der Erweiterungsbau mit geräumiger Veranda und Kegelschub. Geöffnet im Sommer täglich, im Winter sonntags, alles zu angenehmen Preisen und soliden Speisen in warmer Stube. Auch im Außenbereich waren ausreichende Sitzplätze vorhanden. Er und seine Frau, bestimmt auch Hilfspersonal, mussten alles bewältigen. Wasser ist 500 m entfernt, ständig von einer Quelle heraufzutragen.
1936 wurde ein Brunnen gebohrt und eine Gasbeleuchtung installiert. B. Eiselt verstarb 1938 mit 58 Jahren. Seine Frau führte die Wirtschaft zunächst weiter. Ende 1939 übernahm jetzt die Gastwirtsfamilie Carl Radon die Bergbaude. Sie bauten die Baude in der heutigen bekannten Ansicht um. Die Gaststätte wurde gut besucht und ist beliebtes Ziel für Wanderer und Einheimische. Mit einem Eselskarren sind die, die nicht so gut zu Fuß waren, hinaufbefördert worden. Aber der Krieg vernichtete alle Zukunftspläne, denn ihr Sohn fiel im 2. Weltkrieg. Diesen Verlust hat C. Radon schwer getroffen. Er ist bald danach verstorben. Auch hier führte seine Frau die Wirtschaft mit ihrem Bruder F. Kupper weiter. Danach folgten E. Scheunig und P. Thomas. Am 5. Mai 1965 übernahm und führte Otfrid Grundmann mit Ehefrau bis zu seinem Tod 2003, die Bergbaude. Otfrid und der Picho: standhaft und robust, das passte. Eine Zeit für Viele, der schönen Erlebnisse und einmaligen Erinnerungen von Einwohnern und Gästen. Eine Zeit mit ihren täglichen Problemen und Schwierigkeiten, Umbrüche, aber auch der Freude und Fröhlichkeit. Die Tochter mit Unterstützung seiner Frau und Mitarbeiter führen seitdem die Bergbaude mit Pension weiter. Wäre die Welt eine Scheibe könnte man die Ostsee von hier erblicken. Keine Erhebung bis zur See. „Bergbaude mit Meeresblick“ - das wäre eine Werbung. Jedoch sie ist eine Kugel, trotzdem ein wunderbarer Blick nach Norden. Vieles ist sichtbar bei klarem Wetter, was man weit entfernt erkennen kann. Mächtig immer die „Schwarze Pumpe“ und anderes ist zu sehen. Aber nicht nur deswegen bekam der Picho nun den lang herbeigesehnten Turm. Allerdings hatte dieser eine ganz andere Funktion.
Anfang der 50er Jahre sollte Bauer E. Katzer die Standortfläche des Turms, die ihm gehörte, an den Staat verkaufen. Damaliger rechtlicher Bodenpreis 1qm=7 Pf. Ein Preis eine Zumutung für den 30 -jährigen Fichtenbestand. Letztendlich musste er dennoch verkaufen. Preis 0,11 M/qm. Gegen den Staat ist man immer 2. Sieger. 1958 wird der Turm errichtet. Auch die Straße hinauf wird verbreitert und asphaltiert. Der Turm im Spinnennetz des DDR Richtfunks, der alle Volkspolizeiämter-Parteizentralen, Kreis- u. Bezirksräte in Berlin mit der Partei und Staatsführung verband. Er diente der schnellen Information oder Anweisungen an die jeweiligen Dienststellen. Auch Zeitungsverlage übermittelten Artikel zum schnellen Drucken. Ab und an sind bestimmt auch militärische Informationen geflossen. Es ist ein ziviles Objekt, denn die Dauerbewachung hatte die Volkspolizei. Der Turm war 26m hoch, hatte 5 Stockwerke, darauf standen die Masten ca. 12-15m hoch mit den Antennen und Parapolspiegeln daran. Im 5.Stock saß die Wache und hatte einen herrlichen Rundblick. Bis hin zum Riesengebirge. Deren Verpflegung begann erst mit Otfrid Grundmann.
Ihre Aufgaben war die Wartung, Pflege, Kontrolle aller installierten Technik. Es war ein wichtiges Objekt, denn bei Schnee wurde die Straße hinauf zuerst beräumt. Ab 1990 betrieb die Deutsche Post und die Polizei den Turm. Die Firma Bartsch-Bau baute den Turm 1991 für die Bedürfnisse der Telekom um. Manch ein Einheimischer hätte gern doch einen Turm und am Stammtisch gab es auch die Idee eines Lifts bzw. Gondel. Nur schöne Träume, leider. Ende 2021 wurde der Turm abgerissen und durch einen neuen Sendemast ersetzt.
Alles muss sich heute rechnen lassen. Leicht ist der Betrieb einer Bergbaude heutzutage nicht obwohl viele Hauptwanderwege über den Picho führen. Bleiben wir optimistisch, lieben und schätzen wir unsere Heimat. Auch nach uns ändert sich die Welt.