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Wilthener Stadtanzeiger - Amtliches Mitteilungsblatt der Stadt Wilthen
Ausgabe 8/2025
Heimatgeschichte
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FORTSCHRITT lebt noch immer!

Wer das nicht glauben wollte, wurde am 25 und am 26. Juni 2025 eines Besseren belehrt. Trotz Hitze waren an die 250 FORTSCHRITT-Werker, Freunde der Landtechnik und Sympathisanten der FORTSCHRITT-Tradition in die Neustadthalle gekommen, um dem ehemaligen Generaldirektor des FORTSCHRITT-Kombinates Dr. Bernhard Thieme die verdiente, wenn auch verspätete Würdigung seiner Lebensleistung zu erweisen. Sie kamen aus Neustadt und Umgebung, aus der Sächsischen Schweiz und dem Oberlausitzer Oberland, waren aus vielen Teilen Deutschlands, u.a. aus Dresden, Leipzig, Gera, Heilbronn, Berlin, Zinnowitz, Jena und Wolfratshausen angereist. Für kurze Zeit war Neustadt wieder der Mittelpunkt der FORTSCHRITT-Werker!

Großzügige Sponsoren, ob Unternehmen, Arbeiter, Ingenieure, Ökonomen, Verkaufs- und Kundendienstpersonal oder Direktoren, haben zwei würdige und anspruchsvolle Feierstunden ermöglicht, die dem 99. Geburtstag des Jubilars und der Präsentation seines Lebensromans „Der König von Ostsachsen“ gewidmet waren.

Im Mittelpunkt standen natürlich die Verdienste des Jubilars um die Stadt Neustadt in Sachsen, um den Landmaschinenbau in Ostsachsen und ganz Ostdeutschland und seine Bemühungen um eine Wirtschaftsreform in der DDR. Sein Leben verlief nicht nur steil nach oben, sondern war durchaus voller Widersprüche und endete tragisch.

Das Programm spiegelte daher den Steigflug von FORTSCHRITT bis zur folgenschweren Bildung des Großkombinates, aber auch das dramatische Ende des so schöpferischen Lebens von Dr. Bernhard Thieme wider. Eindrucksvoll inszenierte Tom Adler am Flügel den Lebensbogen von „himmelhoch jauchzend“ bis „zu Tode betrübt“, von Verdis Triumphmarsch und dem lebensbejahenden Musical-Lied „Ich brauche keine Millionen“ über die nachdenklichen „Träumereien“ von Robert Schumann und schließlich bis zu einer gewissen Todessehnsucht in Franz Schuberts „Leise flehen meine Lieder“. Diese anspruchsvolle musikalische Interpretation fand ihr künstlerisches Pendant in einer szenischen Nachempfindung des Denkens und Fühlens des Bernhard Thieme, als er sich auf der Höhe seines Schaffens wähnte (mit der Bildung des Großkombinates 1978) oder keinen Ausweg aus seiner tiefen Depression fand. Gedemütigt und selbstbestimmt, aber erhobenen Hauptes …..

Das Buch und die Laudatio zeichnen dieses verdienstvolle Leben des Jubilars nach. Der Autor ließ den Buchhelden selbst dessen Leben erzählen und legte ihm Aussagen in den Mund, die authentisch erscheinen. Mal dokumentarisch-nüchtern, mal anekdotenhaft- locker wird ein Leben erzählt, bei dem uns Dr. Heinrich Faust, Mephisto, der König von Ostsachsen und Bernhard Thieme gleichermaßen begegnen. Leider wurde dieses Leben lange Zeit von den Mächtigen dieser Welt totgeschwiegen. Die späte Würdigung der Verdienste des Dr. Bernhard Thieme hat eindrücklich bewiesen, dass FORTSCHRITT im Denken und Fühlen der ehemaligen FORTSCHRITT-Werker diesseits und jenseits des Hohwaldes noch immer lebendig ist.

Lasst uns daher den 100. Geburtstag von Dr. Bernhard Thieme und das 75. Jubiläum der Gründung des Kombinates FORTSCHRITT in 2026 ebenfalls würdig und mit Stolz begehen.

Wer die Laudatio anlässlich des 99. Geburtstages im Volltext lesen möchte, kann sie über die e-mail-Adresse gerhard.brendler@web.de kostenlos anfordern. Das Buch „Der König von Ostsachsen“ kann in der Tourist-Information über 03596-501516 erworben werden.