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Die neue Brücke – Das Amtsblatt der Lutherstadt Wittenberg
Ausgabe 11/2024
Aktuelles aus dem Neuen Rathaus
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StadtLabor Wittenberg qualifiziert sich für den „STADTUMBAU AWARD Sachsen-Anhalt“

Foto: Stadtverwaltung

Die Lutherstadt Wittenberg hat sich im Rahmen der aktuellen Ausschreibung des „STADTUMBAU AWARD 2024 Sachsen-Anhalt“ zum Thema „Städte gestalten – Gemeinschaft bauen“ mit dem Projekt StadtLabor beworben und konkurriert mit 13 Mitbewerbern.

Am 17.05.2024 erfolgte in Folge der Qualifizierung eine Jurybereisung des StadtLabors, um die vielfältigen Projektinhalte zu erläutern und die ersten Umsetzungen und Entwicklungen zu präsentieren.

Das StadtLabor ist ein Projekt der kooperativen Stadtentwicklung, in dem unkonventionelle, gemeinwohlorientierte und nachhaltige Lösungsansätze erforscht bzw. erprobt werden, um die Wittenberger Innenstadt wieder stärker zu beleben und eine Perspektive zu schaffen. Die Altstadt soll insbesondere als konsumfreier Wirkungs- und Aufenthaltsort für junge Menschen und Familien etabliert und konzipiert werden. Verortet im geschichtsträchtigen und prominent gelegenen Gebäude Markt 3 wird zudem nach vielen Jahrzehnten des Leerstands eine Revitalisierung herbeigeführt, die deutlich zur Attraktivitätssteigerung des Marktplatzes beiträgt.

Der Grundgedanke des Wittenberger StadtLabors das geführt wird, ist es, den Bürger*innen einen Multifunktionsraum, Möglichkeiten und Anleitung bzw. Unterstützung anzubieten, damit sie sich untereinander vernetzen und selbst aktiv werden können. Schwerpunkte der Angebote sind Kunst und Kultur sowie Einzelhandel und Handwerk.

Seit dem Projektstart im August 2023 wurden bereits folgende Veranstaltungen und Projekte umgesetzt bzw. konzipiert:

  • Beratung bei Ideenentwicklung- und Umsetzung
  • Raum für Co-Working, Workshops, Veranstaltungen von und mit Wittenberger*innen:
    • Design Build Workshop: Entwicklung und Herstellung der multifunktionalen Möblierung im StadtLabor mit Studenten der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle (Saale) und lokalen Handwerks-Azubis
    • Literaturreihe „Esel in der Stadt“ in Kooperation mit lokalem Buchladen
    • Film-, Kunst- und Musikabende, Vernetzungs- und Neubürgertreffen, Yogakurse, Handysprechstunde: Organisation und Durchführung von engagierten Burger*innen
    • Fokuszeit für Co-Working und Mittagspause: niedrigschwellige Angebote für alle Bevölkerungsgruppen

Um die Angebote und Veranstaltungen auch umsetzen zu können, die von den Bürger*innen kooperativ erdacht und ausgearbeitet werden, wurde ein Verfügungsfonds für das StadtLabor eingerichtet. Dafür stellt die Lutherstadt Wittenberg 30.000 EUR zur Verfügung, die andere Hälfte muss – laut Vorgabe des Fördermittelgebers – über Sponsoren finanziert werden. Kinder und Jugendliche sind das Entscheidungsgremium, das über die eingereichten Ideen entscheidet und auswählt. Der Stadtrat verfügt zuvor über ein Vetorecht und somit darüber, welche Ideen zur Wahl gestellt werden. Die finalen Projektideen müssen schließlich von den Einreicher*innen selbst umgesetzt werden. Dafür wird ein Kooperationsvertrag zwischen Ideengeber*in und endboss abgeschlossen. Endboss unterstützt und berät jedoch bei der Entwicklung und Umsetzung des Projektes.

Aktuell läuft die Umsetzung der ersten sechs Projekte aus dem Jahr Vorjahr:

  • JUBmobil – Bewegt euch!
    Das Projekt zielt darauf ab, jungen Menschen eine flexible und nachhaltige Möglichkeit zu bieten, (Frei)Räume in der Innenstadt durch sportliche Aktivitäten zu bespielen. Mit einem Fahrradanhänger sollen Sportgeräte schnell und unkompliziert transportiert werden. Es soll ein niedrigschwelliges Angebot geschaffen werden, gemeinschaftlich zu jeder Zeit und an unterschiedlichen Orten in der Innenstadt und auf den Freiflächen Sport auszuüben, neue Sportarten kennenzulernen, sich zu bewegen und in Austausch zu kommen. Die Kernidee von „JUBmobil“ geht über den reinen Transport von Sportausrüstung hinaus und beinhaltet auch die Förderung organisatorischer Fähigkeiten durch die Entwicklung eines gemeinsamen und offenen, communitybasierten Nutzungskonzeptes für das Mobil.
  • Cult Club

    Initiiert von zwei Schülern soll eine nachhaltige Plattform für selbstständiges Zusammenarbeiten von Jugendlichen in der Innenstadt entstehen. Das Projekt soll Jugendlichen dazu anregen, sich in einer aufgeschlossenen und offenen Atmosphäre selbstständig zu vernetzen und gemeinsam etwas in der Innenstadt von Lutherstadt Wittenberg zu bewirken. Ausgangspunkt und Schnittstelle dafür soll das Thema Mode sein – genauer der nachhaltige Tausch bzw. Angebot von Vintage- und Second-Hand-Kleidung.Langfristig sollen Projekte, die von Jugendlichen initiiert werden – auch aus der hier entstehenden Gemeinschaft heraus – unterstützt und gefördert werden. Durch öffentliche Workshops und Ausstattung wollen die Ideengeber zusammen mit anderen Jugendlichen nicht nur eine langfristige und nachhaltige Infrastruktur anschaffen, sondern auch die Fähigkeiten erlernen und sich qualifizieren, um ihr Vorhaben umzusetzen.

  • Skate Summer
    Die Ideengebenden planen den Bau eines Pumptracks – eine abwechslungsreiche Bahn mit Rampen, steilen Kurven und Wellen – ideal für Skaten, BMX, Scooter oder Rollschuhfahren. Das Projekt zielt darauf ab, den Mangel an Treffpunkten für Kinder und Jugendliche im öffentlichen Raum anzugehen und sie in die Stadtmitte zu integrieren, anstatt sie an den Stadtrand zu verdrängen. Der Pumptrack soll bei einem Entwurfsworkshop gemeinsam mit interessierten Jugendlichen gestaltet werden und anschließend als temporäre Intervention testweise in einem Pop-Up-Park integriert auf einer brachliegenden Fläche in der Innenstadt entstehen. Somit richtet sich das Projekt nicht nur an Rollsportbegeisterte, sondern schafft – eingebettet in weitere Aktivitäten, wie Urban Gardening u.ä. – eine innerstädtische Grünfläche mit hoher Aufenthaltsqualität und einen generationsübergreifenden und konsumfreien Begegnungsraum. Nach Fertigstellung und feierlicher Eröffnung sollen dort im Verlauf des Sommers vielfältige Programme, Workshops und gemeinsame Aktionen rund ums Thema Roll- und Radsport stattfinden.
  • Es war einmal… Ein Märchenpark
  • Die Idee des Märchenparks ist darauf ausgerichtet eine Parkanlage in der Wittenberger Innenstadt für Kinder und Jugendliche zugänglicher und attraktiver zu gestalten – und zwar ganz nach dem Motto: von Kindern für Kinder. Die sieben jungen Ideengeberinnen wollen eine innerstädtische Parkanlage durch märchenhafte Elemente aufwerten. Eines dieser Elemente soll ein von den Kindern selbst gestalteter mobiler Kletterturm sein, der zu unterschiedlichen Gelegenheiten und an unterschiedlichen Orten eingesetzt werden kann. Ein weiteres Element soll ein selbstproduzierter digitaler Audio-Walk werden, der auch ohne speziellen Anlass das ganze Jahr über im öffentlichen Raum bestehen kann und so ein zusätzliches Angebot, vor allem für die jungen Besucher*innen der Stadt schaffen kann. Weitere mobile Elemente, wie z.B. Sitzwürfel, werden im Laufe des Projekts entwickelt. Bei einem Eröffnungsfest im August soll das Ergebnis der Stadtgesellschaft präsentiert werden.

  • Wittenberg zeichnet
    Das Projekt „Wittenberg zeichnet“ wurde von zwei Schülerinnen eingereicht, da sie bei einem Schulbesuch des Künstlers Yadegar Asisi durch dessen Zitat „Zeichnen ist so wichtig, wie Lesen und Schreiben“ inspiriert waren. Das Projekt soll Zeichenworkshops unter der Leitung von lokalen als auch überregionalen Künstler*innen; z.B. Yadegar Asisi anbieten. Alle Teilnehmer*innen sollen zum Thema „Wittenberg“ aus ganz unterschiedlichen und persönlichen Perspektiven zeichnen. Über das Beobachten und Zeichnen verschiedener stadt- und sozialräumlicher Aspekte wird nicht nur die Wahrnehmung auf eine neue Art geschult, sondern auch ein Zugang zu einer neuen Form der Kommunikation und der Möglichkeit Gedanken, Ideen, Wünsche aber auch Probleme zu visualisieren. So kann ein neues Gespür, nicht nur für die gebaute, sondern vor allem auch für die gelebte Umwelt entstehen und von den Workshopteilnehmenden durch das Instrument des Zeichnens selbst vermittelt werden – ohne die Barrieren, die z.B. Sprache mit sich bringt. Schlussendlich soll es eine große, öffentliche Vernissage und Ausstellung der entstandenen Zeichnungen am Marktplatz geben. Im Anschluss an die Ausstellung sollen sie in den Schaufenstern der Leerstände platziert und illuminiert werden, womit einerseits das Projekt längerfristig zugänglich bleibt und andererseits dem Problem des Leerstandes in der Altstadt temporär entgegengewirkt werden kann.
  • Brotbackmobil – Wir backen das!
    Das Back-Mobil möchte das Handwerk des Backens wieder in die Innenstadt holen. Die Ideengeberin versteht Backen als gemeinschaftliche Aktivität und so möchte sie Menschen, Geschichten und Rezepte zusammenbringen. Der Holzofen auf Rädern soll in Kooperation mit lokalen Handwerksbetrieben entstehen und anschließend flexibel an unterschiedlichen Stellen der Innenstadt zum gemeinsamen Backen aufgestellt werden können – aus Wasser, Salz und Mehl werden Roggenbrot, Pita, Naan oder Baguette und aus Fremden sollen Freunde in gemeinsamer Sache werden. Die Ideengeberin wird dabei unterstützt von einem festen Kreis brotbegeisterter Wittenberger*innen.

Das StadtLabor wird von der Firma endboss aus Hannover – im Auftrag der Lutherstadt Wittenberg – durchgeführt und ist Teil des Förderprogramms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ des Bundesministeriums für Wohnen und Stadtentwicklung. Die Laufzeit des Projektes endet im Dezember 2025.

Ein Preisgericht wird noch im Mai 2024 aus allen eingereichten Projektvorschlägen fünf Projekte für die „Engere Wahl“ bestimmen. Aus diesen wird dann am 14.11.2024 in Oschersleben (Bode) der Sieger des „STADTUMBAU AWARD 2024 Sachsen-Anhalt“ gekürt.

Der „STADTUMBAU AWARD Sachsen-Anhalt“ des Kompetenzzentrums Stadtumbau in der SALEG Sachsen-Anhaltinische Landesentwicklungsgesellschaft mbH wird jährlich gemeinsam mit dem Ministerium für Infrastruktur und Digitales des Landes Sachsen-Anhalt ausgelobt. Die Projekte der „Engeren Wahl“ und der Preisträger werden öffentlichkeitswirksam und überregional präsentiert.