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Die neue Brücke – Das Amtsblatt der Lutherstadt Wittenberg
Ausgabe 22/2025
Aktuelles aus dem Neuen Rathaus
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Historisches Mauerwerk am Casinoberg freigelegt

Andreas Wurda, Leiter der Städtischen Sammlungen erläutert am Modell die Geschichte des Casinobergs.

Blick auf das freigelegte Gemäuer. Fotos: Stadtverwaltung

Seit dem 2. Oktober 2025 laufen Ausgrabungsarbeiten auf dem Wittenberger Casinoberg. Dabei wurde historisches Mauerwerk aus dem 16. Jahrhundert sowie aus dem 18. Jahrhundert freigelegt. Bei letzterem handelt es sich um einen Aufgang oder Schacht einer Bastion, die an dieser Stelle bestand. Bei einem Pressegespräch vor Ort präsentierte die Stadtverwaltung nun die Funde.

Vergangene Untersuchungen im inneren Gewölbe des Berges bewiesen bereits die Existenz dieses bis dahin teilweise verschütteten Aufgangs bzw. Schachts. Bürgermeister Andre Seidig führte dazu aus: „Das Mauerwerk war durch die Verschüttung von innen jedoch nicht zugänglich und auch statisch nicht prüfbar. Eine Entfernung des als Füllmaterial genutzten Bauschutts war ebenfalls nicht aus dem inneren Gewölbe des Casinobergs möglich, da bei einem Nachrutschen des Materials in die Hohlräume die Gefahr bestand, dass die Bergkuppe abbrechen könne.“

Eine Untersuchung des Mauerwerks war daher nur durch eine Aufgrabung von oben möglich. „Alle denkmal- und artenschutzrechtlichen Genehmigungen wurden hierfür im Vorfeld eingeholt“, erklärte Seidig. Die Maßnahmen wurden durch einen Archäologen im Auftrag des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt begleitet. Die Kosten für die archäologische Begleitung in Höhe von ca. 10.000 Euro bis 12.000 Euro trägt die Stadt.

Geschichte des Casinobergs

Zum besseren Verständnis der historischen Entwicklung des Casinobergs erläuterte Andreas Wurda, Leiter der Städtischen Sammlungen, anhand historischer Karten und eines Stadtmodells die Veränderungen des Geländes über die Jahrhunderte. „Bereits im 16. Jahrhundert befand sich an dieser Stelle eine Bastion als Teil der Befestigungsanlagen um Wittenberg. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde diese zur Bastion Scharfeneck umgebaut, die ihren Namen ihrer charakteristischen Form verdankte“, erklärte Wurda.

Später war die Anlage als Bastion Tauentzien mit dem Casinogarten für Offiziere bekannt. „Hier liegen zum Teil mehrere Anlagen aus unterschiedlichen Jahrhunderten neben- oder untereinander. Nach der Entfestigung der Stadt verlor die Bastion ihre Funktion, viele Bereiche wurden abgetragen oder zugeschüttet“, so Wurda weiter. Hohlräume, wie Gänge, Schächte oder Räume gab es in der Bastion dabei schon immer und sie können auch heute nicht ausgeschlossen werden.

1938 und 1939 wurde durch Abtragungen und das Anschrägen einer Seite bewusst eine Rodelbahn angelegt, weshalb der Casinoberg in der Stadtgemeinschaft auch bis heute unter dem Namen „Rodelberg“ bekannt ist. 1947 wurde auf dem Gelände des Casinogartens der sowjetische Ehrenfriedhof für gefallene Soldaten der Roten Armee und deren Angehörige angelegt.

Wie der Casinoberg künftig genutzt werden soll, hängt nun davon ab, wie mit den aktuellen archäologischen Funden umgegangen wird. Die Stadtverwaltung Wittenberg wird hierfür verschiedene Vorschläge erarbeiten und diese mit dem Stadtrat abstimmen.