Quelle: Stadtarchiv Bitterfeld-Wolfen, Archivbibliothek Wolfen, AB Wo 121
Das Archivale mit der Signatur AB Wo 121 befindet sich in der Archivbibliothek Wolfen und ist im Stadtarchiv Bitterfeld-Wolfen, Ortsteil Stadt Wolfen, zu finden. Es handelt sich um ein Buch im DIN-A5-Format mit dem Titel „Die Frauen von ORWO – 13 Lebensbilder“. Das 208-seitige Werk wurde 1995 von den Autorinnen Angelika Behnk und Ruth Westerwelle veröffentlicht. Der schwarze Einband ist mit einer goldroten, verzierten Filmrolle gestaltet, auf der Portraits der „Frauen von ORWO“ abgebildet sind.
Das Buch beschreibt die Lebensgeschichten von 13 Frauen, die maßgeblich am Aufbau und Betrieb von ORWO (Original Wolfen) beteiligt waren. Die Autorinnen wollten mit diesem Werk die Rolle der Frauen in einem der bedeutendsten DDR-Betriebe beleuchten und zugleich das Ost-West-Denken hinterfragen.
Jede Lebensgeschichte im Buch wird mit einem Porträt und einem Zitat aus den geführten Interviews eingeleitet. Ein Beispiel ist die Geschichte von Edda Koch, die von 1956 bis 1990 bei Agfa als Chemiefacharbeiterin tätig war. In ihrem Interview beschreibt sie, wie eng ihr Leben mit der Arbeit im Betrieb verbunden war und welche Unruhe die Wendezeit auslöste. Das Zitat unter ihrem Porträt, ‚Mein Leben war der Dunkelraum, und wenn ich einmal nicht mehr bin, wird dieser Raum leer sein‘, verdeutlicht, wie sehr Edda Kochs Leben durch ihre Arbeit bei Agfa geprägt wurde. Es spiegelt ihre tiefe Verbundenheit mit dem Betrieb wieder und zeigt, wie bedeutend diese Zeit für ihre Identität war.
Ein weiteres Beispiel ist Elsbeth Beyreuther, geboren 1921 in Raguhn bei Wolfen. Sie begann 1937 in der „Aufarbeitung Kinefilm“ zu arbeiten und berichtet von der engen Gemeinschaft unter den Kolleginnen. Aufgrund ihrer Art wurde sie von jüngeren Kolleginnen „Mutter“ genannt. Der Zusammenhalt war stark – Kolleginnen übernahmen die Arbeit, wenn jemand eine Pause einlegte, um das Produktionsziel nicht zu gefährden. Diese Erinnerungen zeigen, wie wichtig Teamgeist und Unterstützung in der damaligen Arbeitswelt waren.
Das Werk endet mit einem Abschnitt über die Wendezeit, illustriert durch Fotos der Filmfabrik und der beginnenden Abrissarbeiten. Besonders auffällig sind die Protestschilder der Arbeiterinnen und Arbeiter, die sich gegen den Abriss wehrten. Ein Schild mit der Aufschrift „Stirbt ORWO, stirbt die Region“ verdeutlicht die tiefe Verbundenheit der Menschen mit dem Betrieb.
Dieses Archivale gibt einen umfassenden Einblick in die Lebensrealitäten der Frauen von ORWO und beleuchtet deren wichtige Rolle im Betrieb. Es lädt dazu ein, sich mit den sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen dieser Zeit auseinanderzusetzen und die Erfahrungen der Frauen in den Vordergrund zu stellen.