Team des Regionalen Traumazentrums
Unter den Schwerstverletzten, die im vergangenen Jahr in das Goitzsche Klinikum eingeliefert wurden, sind im Schnitt zwei Drittel Männer. Jeder dritte dieser Patienten ist älter als 70 Jahre. Ihre Verletzungen rühren meist von Verkehrsunfällen und Stürzen her, aber auch von versuchten Suiziden oder Gewaltverbrechen. Dabei handelt es sich allerdings um Einzelfälle.
Die meisten Schwerstverletzten sind Straßenverkehrsopfer: Jeder dritte Patient hatte einen Unfall mit dem Auto, 13 Prozent mit dem Motorrad. Damit ist dieses Verkehrsmittel genauso gefährlich wie Fahrrad und E-Scooter zusammen.
Diese und viele weitere interessante Fakten zum Unfallgeschehen in der Goitzsche-Region präsentierte der Leitende Oberarzt Dr. Michael Schilling beim alljährlichen Qualitätszirkel. Bei dieser Veranstaltung wird die Arbeit des Regionalen Traumazentrums des Goitzsche Klinikums vorgestellt. Ziel ist es, positive Entwicklungen voranzutreiben und Probleme zu beheben. „Dieses Zwischenfazit ist eine wichtige Voraussetzung für die nächste Zertifizierung“, erklärt Dr. Schilling. „Das Goitzsche Klinikum verfügt seit 2010 über ein Regionales Traumazentrum. Das Zertifikat muss alle drei Jahre erneuert werden.“ Zuletzt wurde das Zentrum 2023 bestätigt.
Das Goitzsche Klinikum ist eines der wenigen Krankenhäuser im Land, das befähigt ist, die Versorgung von schwerstverletzten Unfallopfern auf regionaler Ebene zu gewährleisten. Voraussetzungen dafür sind eine umfassende technische Ausstattung, ausreichend qualifiziertes Personal und eine enge Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Bereichen. Denn im Ernstfall kommt es auf jede Minute an.
Dabei ist auch eine gute Zusammenarbeit mit den Rettungsdiensten von großer Bedeutung. Eine Umfrage unter den Notärzten bescherte dem Team des Bitterfelder Traumazentrums kürzlich die Note 1,1. Das Zusammenspiel funktioniert!
Doch es gibt auch Herausforderungen. „Schwerstverletzte sind meist an vielen Organen und Körperregionen gleichzeitig geschädigt. Das stellt uns vor einen enormen medizinischen Handlungsbedarf – in möglichst kurzer Zeit“, so Dr. Schilling. Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren im Klinikum muss deshalb immer wieder überprüft werden. Jedes Detail, jeder Handgriff muss sitzen.
Zugleich wird die durchschnittliche Zeit, die zwischen Unfall und Ankunft im Klinikum vergeht, immer länger. Aktuell sind es im Schnitt 69 Minuten. „Das liegt zum einen daran, dass die technische Rettung der Einsatzkräfte am Unfallort komplexer wird“, weiß Oberarzt Armin Eisewicht, Leiter der Notaufnahme. „Zum anderen ist es sehr aufwendig, ein Regionales Traumazentrum zu unterhalten, weil Personal und Technik immer auf dem neusten Stand sein müssen.“
Diese Ansprüche können immer weniger Kliniken erfüllen, weshalb die medizinische Infrastruktur auf diesem hohen Niveau ausdünnt und die Anfahrtswege zu den verbliebenen Zentren länger werden. „Unser Versorgungsgebiet reicht inzwischen weit nach Nordsachsen hinein“, erklärt Armin Eisewicht. „Das spornt uns zusätzlich an, Regionales Traumazentrum zu bleiben.“