Pfarrerin Ina Killyen erinnerte mit dem aufgestellten Nagelkreuz an die Bombardierung der britischen Industriestadt Coventry im November 1940 durch die Nationalsoziaisten und sprach das Versöhnungsgebet von Coventry.
Die Stadt Bitterfeld-Wolfen veranstaltete anlässlich des Volkstrauertages auf dem Friedhof im Ortsteil Bobbau eine Kranzniederlegung. Oberbürgermeister Armin Schenk, Kameradinnen und Kameraden der III. Inspektion der Unteroffizierschule des Heeres, die evangelische Pfarrerin Ina Killyen sowie zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft gedachten der Verstorbenen beider Weltkriege und der weltweiten Opfer von Krieg und Gewalt. Oberbürgermeister Armin Schenk appellierte in seiner Gedenkrede, dass wir Frieden nicht für selbstverständlich halten dürfen. Er erinnerte an die 88 bestatteten Kriegstoten, die auf dem Friedhof Bobbau ihre letzte Ruhstätte fanden – die beispielhaft für die vielen Schicksale und Verluste stehen, die der 2. Weltkrieg überall auf der Welt brachte.
Gemeinsam mit dem Stadtratsvorsitzenden Henning Dornack legte das Stadtoberhaupt den Kranz der Stadt Bitterfeld-Wolfen nieder.
Lena Roigk, EU-Juniorbotschafterin und Schülerin am Europagymnasium „Walther Rathenau“, trug ein selbst verfasstes Gedicht vor:
Sie ging fort in grauer Nacht,
vom Wind begleitet, ohne Fragen.
Ein letzter Blick,
dann war’s vollbracht,
ihr Mut soll unsere Herzen tragen.
Wo Erde still die Namen hält,
da ruht ihr Lied in kalten Steinen.
Die Zeit verweht, doch auf der Welt
wird aber Schweigen ewig weinen.
In Trümmern wächst ein leiser Traum von Frieden,
fern und unerschüttert.
Er weht wie Licht durch Aschen Raum
bis Menschen neu im Herzen zittert.
Eine würdevolle und bewegende musikalische Umrahmung bot Fred Scheiter mit seiner Trompete. Den emotionalen Abschluss der Veranstaltung gestaltete Pfarrerin Ina Killyen mit dem Versöhnungsgebet von Coventry: sie erinnerte mit dem aufgestellten Nagelkreuz an die Bombardierung der britischen Industriestadt Coventry am 14. November 1940. Während des deutschen Luftangriffes auf die britische Industriestadt Coventry starben Hunderte und die Kathedrale stand in Flammen. Aus drei Zimmermannsnägeln der Dachbalken fertigte einer der Geistlichen ein kleines Nagelkreuz. Es sollte später zum Namensgeber und Symbol für Versöhnung werden: Denn trotz der Zerstörung und der Verzweiflung nach dem Krieg verkörperte es eine aus dem Glauben heraus entstandene christliche Botschaft für Vergebung und Hoffnung in einer Welt des Hasses und der Rache. Aus den Trümmern der Kirche wuchs eine weltweite Friedensbewegung, die Nagelkreuzgemeinschaft mit aktuell etwa 85 deutsche Nagelkreuzzentren.