Etwa 40 Bürgerinnen und Bürger lauschten den Worten von Silke Gräfe (rechts von der Beschilderung). Sie informierte über die Friedhofsanlage.
Für etwa 40 Interessierte bot sich am 10. November die Gelegenheit, bei einer „Entdeckertour“ im Rahmen des Museumstreffs Informationen zur Geschichte und zur aktuelle Nutzung des Bitterfelder Friedhofs zu erhalten. Der Rundgang wurde von Silke Gräfe, Mitarbeiterin der Stadt- und Tourismusinformation, erstmalig durchgeführt und von ihr sowie von Kristin Otto, Mitarbeiterin des Kreismuseums Bitterfeld, initiiert worden. Die Tour dauerte zweieinhalb Stunden bei nasskaltem Wetter.
Treffpunkt war um 10:00 Uhr am Haupteingang des Bitterfelder Friedhofs, Friedensstraße 45. Den Eingang flankieren zwei Wohnhäuser im Neuromanischen Stil mit spiegelbildlichen Grundrissen. Der 1921 bis 1922 erbaute Friedhof präsentiert sich als großzügig und geschmackvoll gestaltete Parkanlage auf 130.000 Quadratmetern mit viel Platz zum Trauern. Prof. Bruno Möhring aus Berlin, ein bedeutender deutscher Architekt des Jugendstils und Meister der Eisenkonstruktion, ließ die beiden Spiegelgebäude errichten.
Der „alte“ Friedhof am „Stadt Wien“ wurde im Jahr 1921 geschlossen. Im Jahr 1963 wurde dort der letzte Verstorbene im Familiengrab beigesetzt.
Die erste Beisetzung in Form einer Erdbestattung auf den „neuen“ und aktuellen Friedhof fand im April 1921 statt. Auf der Parkanlage befinden sich vier Denkmäler: der Gedenkstein zu Ehren der drei verstorbenen Bitterfelder im März 1921, das Denkmal zu Ehren deutscher Soldaten, das Denkmal zu Ehren sowjetischer Gefallener und der Gedenkstein zu Ehren der Opfer des Faschismus. Verstorbene dieser Zeit sind in Sammelgräbern untergebracht. Im Wechsel mit den Gedenksteinen auf den Friedhöfen in den anderen Ortsteilen organisiert die Stadt Bitterfeld-Wolfen jährlich jeweils drei Kranzniederlegungen: am 27. Januar, dem Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus, am 1. September zum Weltfriedenstag und zum Volkstrauertag Mitte November.
Acht Brunnen befinden sich auf dem Friedhof, davon stehen fünf unter Denkmalschutz. Seit 25. November sind die Wasserstellen auf allen örtlichen Friedhöfen auf Grund der kalten Temperaturen im Winter allerdings abgestellt.
Der Friedhof birgt zahlreiche Familiengräber. An den Grabstätten bedeutender Bitterfelder Persönlichkeiten wurde die Verknüpfung von Stadt- und Lebensgeschichte bei der Entdeckertour erlebbar. Gleichzeitig wurde beim Spaziergang durch diesen Ort der Ruhe erkennbar, wie der Wandel im Gedenken an die Verstorbenen in der Friedhofsgestaltung zum Ausdruck kommt. Bei hoher Beteiligung sind diese Entdeckertouren erneut über den Bitterfelder Friedhof im kommenden Frühjahr und Herbst geplant und über weitere städtische Friedhöfe möglich. Kommen Sie mit auf Entdeckungsreise.