Quelle: Stadtarchiv Bitterfeld-Wolfen, Chronik und Quellensammlung Bitterfeld, C 45
C 45 – Der Werdegang des Handwerks in Bitterfeld im Laufe der Jahre 1945 – 1966“
Die historische Archivalie mit der Signatur C 45 befindet sich im Stadtarchiv Bitterfeld-Wolfen, Ortsteil Stadt Bitterfeld. Es handelt sich um ein gebundenes Buch im A4-Format mit 18 Seiten, das weit mehr bietet, als der Titel „Der Werdegang des Handwerks in Bitterfeld im Laufe der Jahre“ (1945–1966) zunächst vermuten lässt. In dem Werk wird nicht nur die Entwicklung des Handwerks zu dieser Zeit betrachtet, die Entwicklung wird auch den politischen und wirtschaftlichen Veränderungen in der DDR gegenübergestellt. Gerade heute ist das Handwerk von zentraler Bedeutung – ein Grund mehr, diesem Thema besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
Auf dem Deckblatt wird das Entstehungsdatum der Archivalie, der 17. Dezember 1974, vermerkt. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass der Inhalt stets im Kontext mit den historischen Bedingungen der Entstehungszeit der Akte betrachtet werden sollte. Zu Beginn des Dokuments umreißt der Autor Erich Förster in einer Vorbemerkung die Entstehung des Handwerks. Seine Darstellung reicht von den frühen Germanen über das Mittelalter und die Entstehung der Zünfte bis hin zu den Innungen und Berufsgruppen der späteren Jahrhunderte. Besonders hervorzuheben ist der Vergleich der Produktionsleistungen in Bitterfeld aus den Jahren 1950 und 1958. Dieser zeigt, dass unter anderem die Dienstleistungen in Bitterfeld innerhalb dieses Zeitraums um 200 % gestiegen waren.
Förster geht außerdem auf die zunehmende Konzentration und Spezialisierung im Handwerk ein, die durch die schrittweise Einführung industrieller Methoden vorangetrieben wurde. Arbeitsprozesse wurden optimiert, technisiert und mechanisiert. Zudem führte man die Gruppenreparatur ein und etablierte das Fließsystem. In der Folge errichteten die Handwerker in der Nähe der Emil-Obst-Straße eine Geschäftsstelle, die den täglichen Geschäftsverkehr abwickelte.
Die Geschäftsstelle war jedoch bald überfüllt. Daher wurde beschlossen, die Räumlichkeiten und die Unterbringung der Wirtschaftsgenossenschaft auf dem Gelände des ehemaligen Sägewerks Lederer und Kotzsch zu verlegen. Hier schlossen sich die Genossenschaften „Holz“, „Metall“ und „Bau“ zusammen, um den Aufbau zu unterstützen. Doch die Handwerker hatten wenig von dem Gebäude, da es nach seiner Fertigstellung in Volkseigentum überging.
Sekretär Förster setzte sich zunächst dafür ein, das „Haus des Handwerks“ im Bahnhofshotel oder im Rheinischen Hof zu errichten. Da dies jedoch nicht realisiert werden konnte, konzentrierte er sich entschlossen auf das Objekt „Hotel Stadt Leipzig“. Dank seiner Beharrlichkeit und der Unterstützung vieler Beteiligter wurde das „Haus des Handwerks“ schließlich am 15. Januar 1964 eröffnet. Mit 23 PGH, 24 Berufsgruppen und 7 ELG erhielten die Handwerker im Kreis Bitterfeld eine neue Geschäftsstelle, die fortan ihre Heimat wurde.
Die Archivalie zeigt nicht nur, wie das „Haus des Handwerks“ entstanden ist, sondern auch Erich Försters persönliche Geschichte und seine Entwicklung. Sie verdeutlicht, wie eine einzelne Person durch Engagement und Ausdauer einen maßgeblichen Beitrag leisten konnte.