Quelle: Stadtarchiv Bitterfeld-Wolfen, Historisches Stadtarchiv Bitterfeld, HSTAB 988
HSTAB 988 – „100 Jahre Gasversorgung der Stadt Bitterfeld“
Das Archivale mit der Signatur HSTAB 988 befindet sich im Historischen Endarchiv und kann im Stadtarchiv Bitterfeld-Wolfen, im Ortsteil Stadt Bitterfeld, eingesehen werden. Dieses Heft im DIN-A4-Format umfasst 21 Seiten und ist in einem braunen Einband gebunden. Es wurde vom wissenschaftlichen Forum VEB Energieversorgung Halle zum hundertjährigen Bestehen der Gasversorgung in Bitterfeld herausgegeben. Das Zitat am Anfang des Heftes
„Wüßte nicht, was sie besseres erfinden könnten,
Als daß die Lichter ohne Putzen brennten!“
von Johann Wolfgang von Goethe beschreibt die damalige Begeisterung für die Gasenergie. Wir möchten nun beleuchten, welche Auswirkungen das Gas auf die Bitterfelder hatte und wie es die Region beeinflusste.
Der Privatunternehmer Theodor Weigel erhielt den Auftrag der Stadt Bitterfeld, die erste Gasanstalt zu errichten. Das Unternehmen nahm am 1. Oktober 1887 den Betrieb auf und lieferte im Gründungsjahr 12.200 m³ Gas an die Haushalte der Stadt. Fünf Jahre später, 1892, stieg die Gaslieferung auf 200.000 m³. Die Arbeiter der Gasanstalt hatten Zwölf-Stunden-Schichten mit einer Achtzehn-Stunden-Wechselschicht. Gewöhnliche Arbeiter erhielten 1,00 bis 1,30 Mark pro Stunde, während Retortenhausarbeiter 1,40 bis 1,60 Mark verdienten. Angesichts der Lebensmittelpreise, wie beispielsweise 1,40 Mark für ein Pfund Butter, wird deutlich, wie schwer es die Familien damals hatten. Die hohen Lebensmittelpreise und die niedrigen Löhne machten Kinderarbeit zu einem notwendigen Übel.
Das Heft widmet sich auch dem Leben des Gasarbeiters Robert Ruppert, der im 7 km entfernten Döbern lebte und täglich den weiten Weg zu Fuß zurücklegen musste, bis er einen Weg fand, seinen Arbeitsweg zu verkürzen.
Um die Jahrhundertwende wurden die Vorteile der Elektrizität offensichtlich. Elektrizität brachte Licht in Industrie, Kleingewerbe, Landwirtschaft und Haushalte Bitterfelds, ganz ohne Flamme und Sauerstoffverbrauch, was auch die Feuersicherheit erhöhte. Die Gaskonzerne erkannten die finanzielle Bedrohung durch die „elektrische Gefahr“ und kauften Aktien von Elektrizitätsunternehmen, während sie gleichzeitig ihren eigenen Aktionären versicherten, dass Elektrizität keine zukunftssichere Energiequelle sei.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Gasversorgung Bitterfelds mit 18 Mitarbeitern im Stadt- und Kreisgebiet wiederaufgenommen. Das bestehende Rohrnetz zeigte erste Korrosionsschäden, sodass nur 34.665 km funktionsfähig waren. Bis 1966 wuchs das Rohrnetz Bitterfelds und der umliegenden Ortschaften, wie Holzweißig und Greppin, auf insgesamt 86.403 km an, 29.150 Haushalte wurden an die Gasversorgung angeschlossen und die Erweiterung sowie Instandsetzung des Rohrnetzes wurde weiter vorangetrieben.
Wer nun gerne einen umfassenderen Einblick in die Geschichte der Bitterfelder Gasversorgung erhalten möchte, findet diese und weitere Informationen in diesem Heft.