Verantwortliche der Kreisverwaltung besichtigen die Schäden im Dach Anfang der Sechziger Jahre
Der gesamte Innenraum mit Gestühl und zahlreichen kulturhistorisch wertvollen Kunstgegenständen wurde unter riesigen Schuttbergen begraben.
1992 begannen die Sicherungsarbeiten am Turm der Kirche.
Die Patronatskirche Wölkau, die als eine der interessantesten, künstlerisch gelungensten Patronatskirchen des späten 17. Jahrhunderts in Sachsen gilt, ließ Christoph VI., Ahnherr der Vitzthume von Eckstädt auf Wölkau in den Jahren 1680 bis 1688 im barocken Stil erbauen. Eingeweiht wurde sie Anfang 1688.
Der architektonischen Qualität der Kirche standen allerdings von Anfang an die nicht befriedigend gelösten bautechnischen Probleme entgegen. Ursache sind wohl ungünstige Baugrundverhältnisse und eine nicht optimale Konzeption der Mauerwerkskonstruktion und der Gewölbe. Zahlreiche Reparaturen standen schon in den ersten Jahren der jungen Kirche an. Bereits 1704 zeigten sich Risse, die einer Reparatur bedurften.
1836 waren verstärkt Risse im Gewölbe zu verzeichnen, welche schließlich 1844 eine Schließung der Kirche nachsichzogen. Erst nach 11 Jahren wurde die Kirche wieder neu eingeweiht.
Die Gräfin Auguste von Heinicken geb. Vitzthum finanzierte die gesamten Reparaturarbeiten.
Die Kirche überstand mehrere Kriege, doch ihr Ende war Anfang der Sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts durch das defektes Dach vorprogrammiert. Ihr endgültiges Aus kam im Jahre 1969, als das Dach einstürzte, das Kirchenschiff unter sich begrub und die Kirche zur Ruine machte.
Der gesamte Innenraum mit Gestühl und zahlreichen kulturhistorisch wertvollen Kunstgegenständen wurde unter riesigen Schuttbergen verschüttet. Der Altar blieb davon unberührt. Er wurde nach Dresden gebracht.
Schon kurze Zeit nach der Katastrophe führten Vandalismus und Zerstörung, Wind und Wetter zu schweren Beschädigungen des Kirchengebäudes. Die Kirche verfiel zusehends zur Ruine. Mehrmals wurde in den fünfzig Jahren danach über das Schicksal der Kirchenruine beraten, jedoch nie zugunsten des barocken Kleinodes entschieden.
So stand auch 1990 vor der neugewählten Kreisverwaltung und dem Kreistag die Aufgabe, über Abriss oder Sanierung zu entscheiden. Man entschied sich für Letzteres.
In den folgenden sieben Jahren wurde rekonstruiert, restauriert, saniert. Fördermittel und Eigenmittel sicherten die kostspieligen Sanierungsmaßnahmen ab.
Da die Kirche ohne Innenausstattung nicht mehr für kirchliche Zwecke genutzt und somit nicht geweiht werden konnte, entschied man, sie für Kultur, Kunst und Tourismus zu nutzen.
Am 30. April 1999 eröffnete der damaligen Landrat, Michael Czupalla, das restaurierte Kirchengebäude als „Kulturell-touristisches Zentrum Patronatskirche Wölkau“ und erteilte der Kulturverwaltung seines Hauses den Auftrag, die barocken Mauern mit pulsierendem Leben zu erfüllen.
Gemeinsam mit der Gemeindeverwaltung Wölkau, dem Förderverein „Patronatskirche - Kunst & Kultur Wölkau e.V.“ wurden Konzeptionen erarbeitet, Pläne geschmiedet - und in die Tat umgesetzt. Es entstand eine Bühne für Kultur- und Kunstschaffende, die Einblicke in ihr künstlerisches Schaffen gaben. Ausstellungen, Workshops, Buchlesungen u. A. komplettierten den facettenreichen Veranstaltungskalender.
Zwei Veranstaltungen manifestierten sich in den 25 Jahren und bleiben dem interessierten Publikum vorerst auch erhalten. „Rock und Lyrik in der Kirche“ und „Die Gellert-Ehrung“.
Viele Jahre betreute der Verein „Patronatskirche - Kunst & Kultur Wölkau e.V.“ das turbulente Treiben in dieser Kirche. Der Kirchturm mit seiner wunderschönen Aussicht war während der Öffnungszeiten (Mai – September immer sonntags von 14 bis 17 Uhr) zu begehen und diente gleichzeitig als Ausstellungsraum.
Leider musste sich der Verein im November 2023 auflösen, was für das kulturelle Leben in der Patronatskirche Wölkau einen großen Verlust darstellt.
Ehrenamtlich Tätige übernahmen in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Kulturverwaltung des Landratsamtes Nordsachsen die Vorbereitung und Organisation der beiden Veranstaltungen und zeichnen auch für die Durchführung verantwortlich.
Am 10.08.2024, 17:00 Uhr findet die nun schon fast legendäre Veranstaltung „Rock und Lyrik in der Kirche“ statt. Am 14.09.2024, 15:00 Uhr wird einer der größten Dichter der deutschen Aufklärung, Christian Fürchtegott Gellert, zum 29. Mal geehrt. Folgerichtig soll dann im nächsten Jahr das 30-jährige Jubiläum begangen werden.
In diesem Jahr begeht das „Kulturell-touristische Zentrum Patronatskirche Wölkau“ sein 25-jähriges Jubiläum.