Titel Logo
Amtsbote Zerbst/Anhalt – Amtsblatt der Stadt Zerbst/Anhalt und ihrer Ortsteile
Ausgabe 3/2025
Lokale Informationen der Stadt Zerbst/Anhalt
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Einladung zum Gedenken an die Zerstörung der Stadt Zerbst am 16. April 1945

Brückenkopf in Walternienburg

Trümmerbahn auf dem Zerbster Markt. Im Hintergrund sind die Ruinen des Rathauses zu sehen. Rechts im Bild das Neue Haus.

Blick in den Schlosshof im Jahr 1949. Links die Reste des Westflügels, hinten der Schuttberg des Schlossturms, rechts der heute noch bestehende Ostflügel.

Cover zur DVD

Am 16. April 1945, wenige Tage vor dem Ende des II. Weltkrieges, wurde die Stadt Zerbst/Anhalt schwer zerstört. Die Bombenangriffe forderten 574 Todesopfer, 1433 Häuser und 126 Hektar Stadtfläche wurden zerstört.

Zum gemeinsames Erinnern, hat die Stadt Zerbst/Anhalt eine Gedenkwoche organisiert, zu der wir sie recht herzlich einladen.

Den Auftakt dazu bildet bereits am Dienstag, dem 25. März die Ausstellungseröffnung „80 Jahre Ende II. Weltkrieg in Zerbst“ um 10:00 Uhr im Rathaus der Stadt. Gezeigt werden Schülerarbeiten der Zerbster Schulen, die sich umfangreich damit auseinandergesetzt haben. Die Ausstellung wird bis zum 16. Mai gezeigt.

Am Samstag, dem 12. April findet um 14:00 Uhr das Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkrieges auf dem Friedhof in Walternienburg statt.

Am Montag, dem 14. April lädt der Verein für Anhaltische Landeskunde um 19:00 Uhr zum Vortrag „Das Ende des II. Weltkrieges in unserer Region“ von Prof. Dr. Herbert Witte in den Fasch-Saal der Stadthalle ein. Auf der Grundlage von Dokumenten aus Archiven der USA, der Russischen Föderation und Deutschlands konnten die Ereignisse am Ende des Zweiten Weltkrieges in den Städten und Dörfern der Region Anhalt-Zerbst im Detail rekonstruiert und zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden. Im Vortrag werden die Besonderheiten des Kriegsverlaufs vorgestellt, die unsere Region zu einem Brennpunkt der Kämpfe in Mitteldeutschland gemacht haben.

Neben den Inhalten (Brückenkopf Barby/Walternienburg, Armee Wenck, „Stopp-Befehl“ Eisenhowers, „Kehrtwende-Befehl“ Hitlers, „Operation Toast“, Abzug von Teilen der Roten Armee zur „Prager Operation“), die mit bisher noch nicht gezeigten Fotos und Militärkarten illustriert werden, wird u. a. auf folgende Fragen eingegangen: Aus welchem Grund fand die Aufstellung der Armee Wenck im Herzen Mitteldeutschlands und insbesondere in unserer Region statt? Warum wurde Zerbst trotz des Befehls für die US-Armee an der Elbe-Mulde-Linie stehen zu bleiben („Stopp-Befehl“) dem Erdboden gleichgemacht? Weshalb war die Kontaktaufnahme mit der Roten Armee („Operation Toast“) notwendig?

Prof. Herbert Witte, von 1992 bis 2017 Institutsdirektor am Klinikum der Universität Jena, ist in Zerbst zur Schule gegangen und wohnt seit 2019 wieder in seinem Heimatort Wertlau.

Das Museum der Stadt Zerbst/Anhalt zeigt vom 17. April bis zum 18. Januar 2025 jeweils von Donnerstag bis Sonntag 11:00-17:00 Uhr die Sonderausstellung „Kriegsende und Neubeginn. Erinnerungen Zerbster Bürger an den 16. April 1945“. Erstmalig sind in der Sonderausstellung Zeitzeugenberichte zu sehen, die der Zerbster Lehrer Karl Lange (1896-1964) zusammengetragen hat. Fast 100 Berichte hat er als Manuskript zusammengetragen. In der Familie wurde es aufbewahrt und jetzt dem Museum der Stadt Zerbst/Anhalt zur Verfügung gestellt. Die Ausstellung wird am Dienstag, dem 15. April um 17:00 Uhr feierlich eröffnet.

Am 80. Jahrestag der Zerstörung der Stadt, am Mittwoch, dem 16. April laden gleich drei Veranstaltungen zum Gedenken ein. Um 10:20 Uhr findet auf dem Ehrenfriedhof der Stadt auf dem Heidetorfriedhof die traditionelle Kranzniederlegung statt. Im Schloss wird um 13:00 Uhr die Sonderausstellung „80 Jahre Zerstörung der Zerbster Residenz“ eröffnet, die in der kompletten Saison 2025 zu den regulären Schlossöffnungen und zu den Sonderöffnungen zu sehen sein wird.

Das Residenzschloss entstand von 1681 bis 1753 als Regierungs-, Verwaltungs- und Wohnsitz der Fürsten von Anhalt-Zerbst. Die reine Bau- und Ausstattungszeit betrug 52 Jahre und währte über drei Generationen.

Am 16. April 1945 wurde das Schloss innerhalb weniger Stunden durch einen amerikanischen Bombenangriff stark zerstört. Das prachtvolle, überregional bedeutende Bauwerk fiel mit seinem kostbaren Interieur der Katastrophe weitgehend zum Opfer.

Bis heute, 80 Jahre nach diesen schrecklichen Ereignissen, sind die Wunden im Stadtbild deutlich sichtbar. Auf den Krieg folgte eine weitere Phase der Zerstörung. Von 1948 bis 1952 wurden zwei Trakte der Residenz abgerissen. Jahrzehnte des Verfalls und Vandalismus folgten, bis das einst glanzvolle Schloss nur noch eine trostlose Ruine war.

Auf der Grundlage langjähriger Vorarbeiten des Fördervereins wurde die Sonderausstellung „80 Jahre Zerstörung der Zerbster Residenz“ konzipiert, die an die tragischen Kriegs- und Nachkriegsereignisse erinnert.

Umfangreiches, großformatiges Bildmaterial ermöglicht einen direkten Vergleich zwischen den historischen Ansichten vor 1945 und Fotos mit zerstörten bzw. abgerissenen Gebäuden.

Prägnante Erläuterungen der Abbildungen, eine Chronologie der Ereignisse sowie Auszüge aus Zeitdokumenten vermitteln die Dramatik jener Jahre und beleuchten die Verantwortung der damaligen Akteure. Aufmerksamkeit gilt auch den Schlosskellern, die während des Krieges eine bedeutende Rolle spielten.

Eine Begleitbroschüre bietet umfassende Informationen zum Residenzschloss und den Nebengebäuden im Schlossgarten zu dieser Zeit.

Am Abend des 16. April, um 18:00 Uhr lädt die Stadt zum Gedenkkonzert in die Kirche St. Trinitatis ein. Der Universitätschor Magdeburg, die Zerbster Kantorei, das Mitteldeutsche Kammerorchester (Konzertmeister Andreas Hartmann) sowie vier Solisten führen unter der Leitung von Tobias Eger Mozarts „Requiem“ auf. Mozarts Requiem d-Moll KV 626 von 1791 gilt als eine der bedeutendsten Vertonungen der lateinischen Totenmesse überhaupt. Unmittelbar nach Mozarts allzu frühem Tod erarbeitete sein Schüler Franz Xaver Süßmayr eine Vervollständigung, die bis heute geschätzt und regelmäßig aufgeführt wird. Der unmittelbar berührenden Wirkung des Werkes kann man sich nur schwer entziehen. Es nimmt den Hörer vom ersten Takt an mit in die emotionale, dramatische Klangdichte dieser letzten Komposition Mozarts und ist deshalb in besonderer Weise geeignet, der Opfer und deren Hinterbliebenen zu gedenken. Der Eintritt ist frei.

Am Donnerstag, dem 17. April um 18:00 Uhr laden das Kulturamt und das Stadtarchiv zum Schmalfilmabend in den Katharina-Saal der Stadthalle ein. Gehen Sie auf Zeitreise durch Zerbst „Vor der Zerstörung 1930 - 16.04.1945“ bis zum „Neuanfang & 1000-Jahr-Feier 1945-1949“. Viele Zerbster Schmalfilmautoren und Filme aus dem Stadtarchiv sowie dem Museum der Stadt ermöglichen diesen Rückblick. Die überwiegend privaten Bilder geben einen Einblick in das alltägliche Leben der Menschen in dieser Zeit und Ereignisse, die es ihnen Wert waren, mit der Kamera dokumentiert zu werden. Der Eintritt kostet 5 Euro. Karten gibt es in der Tourist-Information und an der Abendkasse.

Am Samstag, dem 19. April um 14:00 Uhr lädt das Team der Tourist-Information zu einem gemeinsamen Stadtrundgang und einer gedanklichen Reise durch die Zeit ein: Vom alten Zerbst vor 1945, über das Zerbst nach der Zerstörung bis hin zur Entwicklung der Stadt in den letzten 80 Jahren. Treffpunkt ist an der Tourist-Information auf der Schloßfreiheit, Karten sind dort im Vorverkauf erhältlich. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.