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Zörbiger Bote – Mitteilungsblatt der Stadt Zörbig mit den Ortsteilen
Ausgabe 10/2023
Aus den Ortschaften
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Wadendorf to go

Koordinaten: 51°41’N, 12°11‘0

Wadendorf to go

Ein Dorf- und Vereinsfest der etwas anderen Art

Am Samstag, den 26.08.2023 hatte der Feuerwehr- und Traditionsverein Wadendorf e. V. zum Dorf- und Vereinsfest herzlich eingeladen. Dafür wurde der Dorfplatz farbenfroh geschmückt mit bunten Luftballons und Lichterketten. Für die kleinen Gäste war eine Hüpfburg in Feuerwehrform zum Toben und Spielen aufgebaut. Des Weiteren gab es unter anderem Kinderschminken, Bastelspaß, ein Spritzenhaus, Dosenwerfen und eine Tombola. Historische Feuerwehrautos und -technik wurden vorgeführt sowie Rundfahrten mit einem Oldtimer-Feuerwehrauto angeboten, was regen Anklang fand. Absolut in Verzückung versetzt wurde man beim Auftritt der Kindertanzgruppe „Glauziger Spatzen“ in hübschen Kostümen – ob als Biene Maja, ihr Freund Willi oder als Marienkäfer. Hoch konzentriert tanzten die Kids ihre einstudierten Choreographien; sehr zur Freude des begeisterten Publikums, welches sich mit tosendem Applaus bedankte. Auch das kulinarische Wohl auf klassische Art (Gegrilltes, Herzhaftes wie Speckkuchen, ein reichhaltiges Kuchenbuffet, Bier und alkoholfreie Getränke) kam nicht zu kurz.

Der Feuerwehr- und Traditionsverein Wadendorf e. V., der sich am 27. März 2015 gegründet hat und derzeit 44 Mitglieder zählt (Stand: 31.12.2022) widmet sich der Förderung des Feuerwehrwesens und der Unterstützung der Ortsfeuerwehr Wadendorf sowie der Förderung des Brauchtums und der Heimatpflege. Wadendorf (der 1947 eingegliederte Ortsteil der zwei Kilometer entfernten Ortschaft Salzfurtkapelle) gehörte bis 1942 zu Anhalt (Landkreis Köthen beziehungsweise Dessau-Köthen) und war bis zu diesem Zeitpunkt der südlichste anhaltinische Zipfel. Gegründet wurde das idyllisch gelegene, einst dicht umwaldete Wadendorf um 1600 in einer der bedeutendsten Kulturepochen – der Renaissance – durch den Löberitzer Einwohner Lorenz von Schilling der Jüngere, Mitglied der Adelsfamilie derer von Schilling. Dieser hat sich durch mehrere Ortsgründungen wie zum Beispiel Zschepkau einen festen Platz in der regionalen Heimatgeschichte gesichert. Die erste urkundliche Erwähnung von Wadendorf war aber schon 1238, als Adelheid (Tochter von Dietrich Rabil, Markgraf von Meißen [1162-1221] und Nichte von Bischof Ekkehard von Merseburg [† 01.05.1240], welcher nach dem Tod seines Bruders Dietrich die Vormundschaft über Adelheid und ihre Schwestern hatte) dem Nonnenkloster zu St. Georg in Leipzig neben anderen Besitzungen das Dorf Wadendorf („tota villa“) als Schenkung überließ.

Wer noch nicht wusste, warum die evangelische, 1735 erbaute Wadendorfer Kirche „Fünf-Brüder-Kirche“ heißt, konnte dies bei einem überaus interessanten und vor allem im wahrsten Sinne absolut historisch anmutenden Dorfrundgang zur wechselvollen Geschichte des Ortes erfahren. Historisch deshalb, weil der Wadendorfer Andreas Schultz – auch bekannt als „Bienen-Andi“ – im passenden Gewand durch seinen Ort führte. Und mit herrlich erfrischendem, lockerleichtem Sprachgebrauch gespickt mit lustigen, teils etwas charmant anzüglichen Anekdoten sein wirklich beeindruckendes Wissen (ohne schriftliche Notizen!) vermittelte.

Zurück zur Kirchengeschichte: Den Namen verdankt die Kirche der engen Zugehörigkeit des Ortes mit dem Fürstentum Anhalt-Dessau. Das Fürstenhaus unter Leopold I., Landesfürst von Anhalt-Dessau und preußischer Generalfeldmarschall (1676-1747) – auch „Der Alte Dessauer“ genannt – und seiner Gemahlin Anna Luise, geborene Föhse (1677-1745) ließ in mehreren kleinen Orten ihres Fürstentums Kirchen errichten aus unendlicher Freude und Dankbarkeit über die unversehrte Rückkehr aller fünf Söhne aus dem Feldzug Kaiser Carls VI. von Österreich (1685-1740) gegen Frankreich unter Ludwig XV. (1710-1774). Die Wadendorfer Kirche erhielt den Namen „Fünf-Brüder-Kirche“, da sie den fünf Söhnen des Fürsten gewidmet war. Die Kirche selber war in keinem besonders guten baulichen Zustand errichtet worden. So brach zum Beispiel 1758 ein Erker ab. 1828 fiel das einstige Kirchengebäude wegen Baufälligkeit dem Abriss dann ganz zum Opfer. Einzig die Glocke konnte erhalten bleiben, welche 1735 von Meister Martin Heintze in Leipzig gegossen wurde. Anstelle der alten Kirche wurde die noch heute bestehende Kirche errichtet; im klassizistischen Baustil so ganz anders als die einstige. Renoviert wurde die Kirche 1986-1988 von den Wadendorfern.

1745 ließ Fürst Leopold I. auf dem Grundstück Dorfstraße 21 eine der ersten Schulen im Land bauen. Schon damals sollten alle Kinder ein Recht auf Bildung erhalten. Der letzte Neubau war 1885. 1972 wurde die Schule (die als Grundschule genutzt wurde) dann geschlossen.

Auch gab Fürst Leopold I. den Auftrag, statt der üblichen Eichen und Linden Obstbäume zu pflanzen, die zur unterstützenden Ernährung seiner Landbevölkerung dienten.

Das 1669 errichtete Gasthaus in der Dorfstraße 14 erinnert im Übrigen an die Raststätte „Zum braunen Hirsch“, welche an der Salz- und Heeresstraße von Halle kommend lag und neben der Raststätte auch als Poststation diente. Das Gasthaus schloss 1955 seine Pforten.

Heike Sauer und Claudia Egert

unter dankbarer Mitwirkung von Andreas Schultz und Kerstin Nöhring

Fotoquellen: Andreas Schultz, Heike Sauer
Quellen: foerderverein-salzfurtkapelle.de, mz.de, schachmuseum-loeberitz.de, stadt-zoerbig.de, wikipedia.org