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Laternenumzüge mit Martinssingen, die Tradition des Martinsfeuers und das Teilen von Gebäck sind zweifelsohne jedes Jahr beliebte Bräuche zum Fest des Heiligen Martins am 11. November.
All diese Bräuche erinnern an die Nächstenliebe und Bescheidenheit des heiligen Martin, der trotz bitterer Kälte seinen Mantel mit einem Bettler teilte.
Zu einem weiteren Brauch gehört für viele auch das traditionelle Martinsgans-Essen mit Rotkohl und Semmelknödeln oder Kartoffelklößen dazu. Aber warum ist das eigentlich so?
Dafür gibt es verschiedene Gründe:
Einer Überlieferung zufolge wünschte sich das Volk von Tours (Frankreich) im Jahr 371, dass Martin – ein römischer Offizier – ihr Bischof werden sollte. Er wiederum wollte es nicht, weil Martin sich dieses hohen Amtes nicht als würdig genug befand. Daher versteckte er sich in einem Gänsestall, um der Ernennung zum Bischof zu entgehen. Jedoch rechnete er nicht mit dem lauten, aufgeregten Geschnatter der Gänse, die damit das Versteck verrieten. Martin musste das Bischofsamt annehmen, welches er über 30 Jahre lang ausübte. Aus Dankbarkeit und als Erinnerung an diese Begebenheit wird seitdem am Martinstag eine Gans gegessen.
Eine weitere Legende besagt, dass Gänse in die Kirche gewatschelt sind. Mit ihrem Geschnatter haben sie Martins Predigt gestört. Als Strafe wurden sie alsdann gebraten.
Vergangene bäuerliche Traditionen und Abgaben liefern eine andere historische Erklärung. Der Martinstag lag damals am Beginn der vierwöchigen Weihnachtsfastenzeit. Diese wurde vom Mittelalter bis in die Neuzeit hinein vor Weihnachten begangen; in den orthodoxen Kirchen zum Beispiel in Griechenland und Russland teilweise auch heute noch. Bis zum Beginn der Fastenzeit musste der Tierbestand reduziert werden, da in dieser Zeit keine tierischen Erzeugnisse wie Fleisch, Milchprodukte, Eier und Fisch gegessen werden durften. Auch „nicht Fastenzeit-taugliche“ Lebensmittel mussten verbraucht werden. Dazu zählten u. a. (Gänse-) Fett und (Gänse-) Schmalz. Deshalb nutzten die Menschen den Martinstag, um vor Beginn der Fastenzeit noch einmal ein ausgiebiges und fetthaltiges Festmahl zu genießen.
Der Martinstag war auch das Ende des bäuerlichen Wirtschaftsjahres. Die Bauern mussten dann bei ihren Lehnsherren die Pacht und Abgaben begleichen. Die gut genährten Gänse galten hierbei oftmals als gern gesehene „Währung“, da sie bei den adligen Herrschaften sehr beliebt waren. Um die Tiere nicht über den Winter füttern zu müssen, wurden die Gänse am Martinstag geschlachtet und verspeist.