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Zörbiger Bote – Mitteilungsblatt der Stadt Zörbig mit den Ortsteilen
Ausgabe 7/2023
Heimatgeschichte und Kultur
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Geschichtliches aus Stumsdorf und Umgebung (18)

Der Menhir zu Rieda Teil 2

Nach Erscheinen des ersten Teiles gab es doch einige Reaktionen unterschiedlichster Art, die aber größtenteils geklärt werden konnten und auf die ich hier, schon aus Platzgründen nicht eingehen kann.

Wo und wann entwickelte der Mensch den sogenannten solaren Kalender mit seinen Jahreszeitenzyklen und wo gab die Schöpfung der Natur die wichtigen Hinweise? Immer öfter lese ich, das der solare Kalender nicht in Mesopotamien oder in Ägypten entdeckt wurde. Es waren Steinzeitjäger in Mitteleuropa, die um ihr Überleben am Ende der Altsteinzeit kämpften, welche höchstwahrscheinlich hinter das große Geheimnis der Schöpfung kamen. Die Entdeckung des Sonnenkalenders durch Steinzeitjäger trug revolutionären Charakter. Von nun an konnten die Sippen mit dem erweiterten Wissen über die Zeit mit Vorhersagen der kurzfristigen Klimazyklen ihre Lebensverhältnisse verbessern. Wer dieses Wissen über die Zeit hatte, sicherte das Überleben von Sippenmitgliedern in der rauen kalten Zeit in Mittel- und Nordeuropa. Bevor die großen Kalenderbauwerke wie Stonehenge und die Kreisgrabenanlagen von Goseck und Kyhna vor 5000 bzw. 6900 Jahren errichtet wurden, musste der Mensch zu theoretischem Wissen über die Sonnenwenden mit dem Zeitmaß der Jahreszyklen und der Jahreszeiten gelangt sein.

Mit der Entdeckung des Raumes der Zeit mit diesen vier Klimazyklen erweiterte der Steinzeitjäger sein bisheriges, von der „Trinität“ bestimmtes Weltbild. Das waren einmal die drei sichtbaren Mondzustände, aber auch das Schoßdreieck einer Frau. (Zeichen für Fruchtbarkeit, neues Leben, Überleben (der Sippe) usw.). Auf Abb. 1 sehen wir die wahrgenommene Offenbarung Gottes für den solaren Naturkalender. Dem Priester steht dem Weltenlenker (Gott) im dualen System gegenüber. Die Abb. 2 zeigt noch einmal einen Blick in den Kegel des göttlichen Wunders mit dem Kreuz im Raum der Zeit, das Symbol für das Leben, das Sterben und die Wiederauferstehung. Auf den Abb.3 bis 4. sehen wir das Landschaftsordnungsschema in gedachten Dreiecken in einem Horizontbogen des Sonnenunterganges zwischen Ostrau und Halle-Queis.

Dieses Kreuz (Abb.2) gehört seit der Mittelsteinzeit (ca. 7000 Jahren) zu den Ordnungssymbolen der europäischen Menschen, obwohl kaum Funde dazu als Beweis für die erste Zeitperiode vorhanden sind. Es ist aber im Ordnungssystem der Zeit das älteste Symbol. Das Kreuz im geografischen Raum zeigt auf die Himmelsrichtung Ost - West und das Oben (Zeit des Lebens) und Unten (Zeit des Todes). Es gilt als Zeichen der göttlichen Ordnung, der Himmelsmacht. Das Kreuz im Kreis symbolisiert den Zeitrhythmus des Lebens. Es wird somit zum Kreuz des Lebens. Es verkörpert die Geburt bzw. Wiederauferstehung, das Aufblühen, die Vollkommenheit und das Sterben. So sahen die Menschen damals auch eine erklärende Situation in diesem Bild, denn die Enden des angepassten Kreuzes stimmten mit seinen Weltbildvorstellungen mit den Sonnenuntergangszyklen hinter den Landschaftshügeln und Landschaftsmarken (Menhire, Stelen usw.) von Halle-Landsberg-Rieda-Ostrau überein.

Ich möchte hier nur noch einmal darauf hinweisen, dass sich die sowohl vor Jahrtausenden durchgeführten Beobachtungen, aber auch die zur Erforschung dieses Zeitraumes gemachten Untersuchungen nach 2005 IMMER auf den Sonnenuntergang hinter einer Landmarke bezieht. Das bedeutet, dass alle Beobachtungen IMMER In Ost-West Richtung stattfanden (Foto 5). Für das hier zu behandelnde Gebiet ist daher der Ausgangspunkt der heilige Berg Landsberg, der viele tausend Jahre Ort der Verehrung eines Weltenlenkers (Gott), aber auch Jahrtausende Ort eines Observatoriums zur Beobachtung der Gestirne, ein von Menschenhand errichtetes Wissenschaftszentrum der Steinzeit gewesen ist

Ganz kurz möchte ich noch einmal auf den Ausgangspunkt dieser Untersuchungen, das Jahrtausende alte Observatorium und den Kult Ort, den heutigen Kapellenberg in Landsberg zurückkommen. Als Abb. 6 gemacht wurde, habe weder ich und auch viele andere Interessierte die große Bedeutung dieses Steines noch nicht erkannt. Dieser, heute als „Weltenstele zu Landsberg“ bezeichneter Stein wurde bei Renovierungsarbeiten der Kapelle Ende des 19. Jh. quer im Eingangsbereich liegend in Höhe des ursprünglichen Fußbodenniveaus gefunden. Genau wie in Rieda. Nur hat man auf Grund des auf der Stele einarbeitenden Bildes, das man damals noch nicht richtig deuten konnte, die Stele dann aber senkrecht in die Wand, für alle sichtbar, eingelassen. Die Abb. 7 ist eine Skizze dieser Stele, die Ich kurz erläutern möchte. Unten sehen wir die Erde. Sie wurde auch als Midgard bezeichnet. Sie ist durch die Bifröst Brücke mit dem Himmel verbunden. Oben sehen wir den Kreis, der den Himmel, auch Asgard genannt, mit dem göttlichen Kalenderrad darstellt. Über die Bifröst Brücke standen die Götter des „Himmelreich“ mit der Erdenwelt in Verbindung. Zu Beltene gab Gott der Mutter Erde die himmlische Energie ab. Die erste Uhr der Menschheit. Sie zeigt die vier Jahreszeiten der germanisch-keltischen Völker an. Für mich persönlich eins der schönsten und wertvollsten Artefakte aus der vorchristlichen Zeit in unserem Heimatgebiet.

Am Ender der Antike zerstörten Neider diese erfolgreiche Kultur und es folgten bald Religionen, denen nur der Glaube, weniger das Wissen über die Natur etwas bedeutete. Den ersten Päpsten war der Einfluss der wissenden nordeuropäischen Priesterschaft (keltisch-germanischer Raum) nicht genehm. Die Religionen des Wissens wurde von Rom aus bekämpft. So verkündete Papst Leo 452 n.Chr. Auf dem Konzil v. Arles: „Der Bischof, der auf seinem Gebiet sich nicht Mühe gibt, auszurotten den Brauch der Ungläubigen, die Bäume, Quellen und Steine verehren, soll wissen, dass er sich schwer versündigt und dies unvorhersehbare Folgen für ihn hat“. Aber die Religion des Wissens über die Natur, der Schöpfung, konnte nicht ausgerottet werden. So verkündete Papst Gregor der Große um 600 n.Chr.: „Nach langer Überlegung habe ich erkannt, dass es besser ist, anstatt die heidnischen Heiligtümer zu zerstören, dieselben in Christliche Kirchen umzuwandeln“. Eine jahrtausendalte Handels-und Salzstraße verlief durch Rieda. Sie kam von Halle und führte über Zörbig weiter Richtung Norden. Diese Straße verlief direkt neben der Kirche vorbei. Eventuell existierte vor der Kirche einmal ein vorchristliches Heiligtum mit dem in der Kirche gefundenen Menhir? Das ist aber eine unbewiesene Theorie von mir, wird derzeit aber wissenschaftlich untersucht.

Zum Ende dieses Beitrages möchte ich aber festhalten, dass die Einwohner von Rieda auch vor dem Siegeszug des Christentums viele Tausend Jahre lang immer gläubige Menschen gewesen sind, die im Einklang mit der Natur und mit Achtung vor Ihren Gottheiten ein friedvolles und glückliches Leben geführt haben. Es gab niemals eine dunkle und graue „Vorzeit“. So ist der in der Kirche gefundene dunkle Menhir für uns alle heute ein leuchtender Beweis für diese Zeit. Gleichzeitig ist er aber auch Mahnung für uns alle, das Wunder der Schöpfung zu bewahren. Die Sorge für die „Mutter Erde“ ist nicht eine unter vielen Fragen, sondern die Überlebensfrage des Planeten überhaupt.

Clemens Hardelt