Seit mehreren Monaten war das Heimatmuseum im KulturQuadrat Schloss Zörbig wegen Umbaumaßnahmen geschlossen. Vielleicht stellte sich da mitunter die Frage nach der Erforderlichkeit des erneuten Umbaus, wurde das Museum doch erst kernsaniert.
Den Internationalen Museumstag – in diesem Jahr am 18. Mai – zum Anlass nehmend öffnete das bei Klein und Groß nach wie vor beliebte Zörbiger Heimatmuseum seine Pforten. Etliche Neugierige nutzten laut der Betreuerin des KulturQuadrats Schloss Zörbig, Stefanie Wiesel, die Gelegenheit, sich die im Zuge der Umbaumaßnahmen geschaffene modernisierte und neu kuratierte Ausstellung anzuschauen. Denn Veränderungen lagen förmlich ja nicht nur in der (Frühlings-)Luft.
Teils skeptisch beäugt, teils absolut begeistert luden laut Wiesel verschiedene, neu installierte interaktive Multi-Mediastationen visueller [sehender] und auditiver [hörender] Art zum Ausprobieren ein wie etwa die neuen Touchscreen-Bildschirme. Darunter versteht man interaktive Bildschirme, die es den Besuchern durch Berührung mit dem Finger ermöglichen, über Ausstellungsstücke oder besondere Themen weitere Informationen wie beispielsweise Hintergrundinformationen, historische Daten oder Multimedia-Inhalte zu erhalten.
Die Hallesche Illustratorin Lucie Göpfert, die bereits mehrfach für das Museum in Zörbig tätig wurde, war ebenfalls beim Umbau involviert und hat u. a. die Medieninhalte für die Station im Raum der Ur- und Frühgeschichte gezeichnet.
Mit dieser zusätzlichen digitalen Ausstattung bietet das Museum eine neue ansprechende Möglichkeit, Wissen zu erwerben und die Ausstellung zu erkunden. Damit wird das Angebot erweitert sowie verbessert und für ein noch breiteres Publikum zugänglich gemacht. MZ-Lokalreporter Benjamin Telm schreibt dazu in seinem Artikel ‚„Licht an“ im Schloss Zörbig’ vom 17. Mai 2025: „Erkunden können die Besucher nun nämlich auch die Ausstellung per Erzählerstimme oder über Touch-Bildschirme, um ihre Neugier zu den jeweiligen Exponaten zu stillen oder eben Informationen über historische Fakten zu bekommen, die sich nicht im klassischen Sinne ausstellen lassen“. Wiesel erläutert es so: „Als Beispiel ist die Zörbiger Orgelbauanstalt Rühlmann zu nennen: sie hat über 400 Orgeln gebaut. Über 200 Orgeln wurden bereits vom Abschlussjahrgang 2023/2024 der Zörbiger Sekundarschule in einer Google-Karte als Standorte erfasst. Die Medienstation im Museum ermöglicht es dem Besucher nun, zu einigen Orgeln Zusatzinformationen zu erhalten und Bilder anzuschauen. Das Angebot soll nach und nach erweitert werden; auch die Hinterlegung mit klanglichen Beispielen der Orgeln ist angedacht.“
Was mir bei meinem Besuch im Museum einige Tage nach dem Internationalen Museumstag sofort auffiel, war der „Farbrausch“ in den einzelnen Räumlichkeiten, den ich so – wie manch’ andere/r auch – nicht erwartet hatte. Die Idee dahinter vom Vorgänger des KulturQuadrats, Tom Weiß (der zu seiner Zeit den Umbau noch konzipierte), war, durch die unterschiedliche Farbwahl in den verschiedenen Räumen den einzelnen Exponaten mehr Präsenz zu geben. Was damit gemeint ist, dazu Wiesel im oben erwähnten MZ-Artikel: „Das Thema Zucker und Saft wird zum Beispiel mit einem sandigen Ton präsentiert, um die Produktion widerzuspiegeln.“ Auf redaktionelle Nachfrage erklärt Wiesel: „Bei der Herstellung von Rübensaft nimmt dieser bei den unterschiedlichen Produktionsschritten verschiedene Farbnuancen an.“
Für mich hat das neue Farbkonzept dann doch auch ein wenig den Charakter eines Schlosses – grüner Salon, roter Salon, blauer Salon, um es beispielhaft zu nennen.
Überrascht war auch ich, dass die Schlossfenster nun durch die Ausstellung verdeckt sind. Und sich deshalb Tageslicht kaum mehr den Weg ins Museumsinnere bahnen kann. Hier hat man laut Wiesel folgend ganz im Sinne der Exponate gehandelt, die durch eindringende UV-Strahlen doch bereits einer nachteiligen Beschädigung ausgesetzt wurden. Weiteren Schutz erhalten die Exponate durch neue, in die Wände intrigierte Vitrinen in Augenhöhe.
Bei der Büste von Victor Blüthgen, dem aus Zörbig stammenden, bekannten deutschen Dichter und Schriftsteller, fiel es mir besonders auf. Wer das Museum vor dem Umbau bereits besucht hat, weiß noch, dass diese Büste vormals auf einem Sockel stand. Jetzt hat man das Gefühl, Blüthgen würde von einem geschlossenen Fenster aus auf das Geschehen im Schulzimmer blicken. Denn dort ist die Büste zu finden.
Und noch etwas ist neu: Ein Teil der Exponate spielt regelrecht Verstecken mit dem Besucher. Wie im MZ-Artikel nachzulesen war und ich dann auch selber ausprobierte. Worum es geht? Frau Wiesel erläutert es: „Durch die Schubfächer soll die Neugier der Besucher geweckt werden, damit sie nicht nur dazu verleitet werden, einfach durch die Ausstellung zu laufen.“
Aber auch die Sitzbänke in den einzelnen Ausstellungsräumen laden zum Verweilen ein.
Die Maßnahme der Neugestaltung der Dauerausstellung wurde im Museum Zörbig wird durch den Landkreis Anhalt-Bitterfeld und das Land Sachsen-Anhalt gefördert.
Wichtiger Hinweis zum Schluss: Ab dem 01. Juni 2025 gelten neue Öffnungszeiten. Diese sind wie folgt:
Montag und Mittwoch: Ruhetag
Dienstag und Donnerstag: 11:00 – 16:00 Uhr
Freitag: 11:00 – 15:00 Uhr
jeden ersten und dritten Samstag im Monat: 11:00 – 16:00 Uhr
Weitere Besichtigungstermine nimmt das Museum auf Anfrage gern entgegen. Dazu bitte anrufen (034956 25605) oder mailen (museum@stadt-zoerbig.de).
unter dankbarer Mitwirkung von Benjamin Telm (MZ-Lokalreporter), Stefanie Wiesel (Museumsbetreuerin) und Kerstin Nöhring (Fotocollage)
Quellen: dwds.de, mz.de, wikipedia.org