Bei herrlichem Kaiserwetter und einem lauen Lüftchen – Petrus meinte es schon etwas zu gut mit seinen hochsommerlichen über 30 Grad – trafen sich am zweiten Juliwochenende in der ältesten Stadt des Landkreises Anhalt-Bitterfeld begeisterte Oldtimer-Liebhaberinnen und Liebhaber zu einer einzigartigen, anmutend wirkenden (Fahrt-)Reise in längst vergangene Zeiten. Allesamt verbindet neben der Faszination für die optisch auffälligen, individuellen, historischen Fahrzeuge auch die allgemeine Begeisterung für die Fahrzeugtechnik und der hohe Freizeitwert des Hobbys. „Ein altes Auto muss bewegt werden. Sonst rostet es.“, so einer der Teilnehmer, der fast so alt war wie sein Oldtimer selbst, mit einem verschmitzten Lächeln.
In angenehmer, ungezwungener und überaus harmonischer Atmosphäre kam man zum angeregten Klönen, Fachsimpeln sowie gegenseitigen (Be-)Staunen der Liebhaberstücke und deren teils abenteuerlichen Geschichten zusammen. Wie dankbar und froh war so manche und so mancher, wieder neue wertvolle Informationen über den heiß geliebten Oldtimer erfahren zu haben, weil die bisherigen eigenen intensiven Recherchen nur dürftig waren.
Die inzwischen generationenübergreifend begeisterten Oldtimer-Liebhaberinnen und –Liebhaber, die sich vereinzelt sogar originalgetreu ganz zur Freude des Publikums angezogen hatten, sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Auch Interessierte sind hier jederzeit herzlich willkommen. Man kennt sich in dieser Oldtimerszene über die Jahre/Jahrzehnte. „Fast wie ein Klassentreffen.“, „Nächstes Jahr sehen wir uns doch wieder?“, „Ich hatte schon befürchtet, dass Curbici Veterano nicht mehr stattfindet“ – nur einige der vielen Kommentare, welche zeigen, wie wichtig nach wie vor eine Veranstaltung wie diese ist. Gerade nach der entbehrungsreichen Zeit durch Corona war es umso schöner mitzuerleben, dass trotz der ungewollten Abstinenz infolge der Pandemie das Interesse am besonderen Flair von Curbici Veterano nicht nachgelassen hat.
Bei der im Landkreis Anhalt-Bitterfeld in längster Tradition durchgeführten Präsentationsveranstaltung der mit Liebe und Leidenschaft gehegten und gepflegten Oldtimer (laut Veranstalter waren es insgesamt 117) am Samstag auf der Schlosswiese inklusive einer traumhaften Kulisse des historischen, umfassend sanierten Schlosses von Zörbig konnte das Publikum mit den Besitzerinnen und Besitzern ins Gespräch kommen und sich so manches am und im Fahrzeug zeigen lassen.
„Auch die Vorführungen und Erläuterungen zur Geschichte und Restauration der historischen Vakuummaschine der ehemaligen Zörbiger Saftfabrik im sanierten Aktuarhaus durch Mitrestaurator und Stadtrat Hans-Joachim Rieger fanden außerordentliches Interesse bei Teilnehmern und Besuchern. Komplettiert wurde das interessante Rahmenangebot der Veranstaltung durch die Erläuterungen des Leiters vom KulturQuadrat Schloss Zörbig Tom Weiß in den umfassend sanierten und inhaltlich-thematisch neugestalteten Räumlichkeiten des historischen Ensembles.“, so Andreas Voss, einer der Mitorganisatoren.
Anschließend ging es zur traditionellen Oldtimer-Ausfahrt. In diesem Jahr war das altehrwürdige Schloss Biendorf mit Orangerie und angegliederter Parkanlage das auserkorene Ziel. Die niederländische Besitzerfamilie Van de Merwe betreibt hier ein privates, selbsternanntes ‚Museum der Superlative‘ mit der weltgrößten privaten Kuriositätensammlung. Stolze über 250.000 Exponate beinhaltet diese Sammlung. Unter anderem von sage und schreibe circa 75.000 Fingerhüten. Ein ermäßigter Besuch des außergewöhnlichen Museums war natürlich miteingeplant. Auf dem Weg nach Biendorf, einem Ortsteil der Stadt Bernburg, galt es die ersten interessanten und spannenden Sonderprüfungen zu bestehen, bei denen unter anderem fahrerisches Geschick und die individuelle Besonderheit des Fahrzeugs präsentiert werden konnten. Auf dem Zörbiger Schützenplatz musste zum Beispiel eine Acht nach Zeit gefahren und in der Station Schortewitz ein Radwechsel nach Zeit vorgenommen werden. „Am Abend fanden die beliebten Benzingespräche im Innenhof des Zörbiger Schlosses statt. Programmhöhepunkt war die beliebte Beamerschau mit Tagesbildern des ersten Veranstaltungstages“, so nachzulesen auf der Homepage.
Curbici Veterano war wieder eine durch langjährige Erfahrungen über Monate hinweg sorgsam geplante, perfekt organisierte sowie voller Energie und Leidenschaft von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern durchgeführte Veranstaltung, sodass es einen (fast) reibungslosen Ablauf gab. Auch wenn es beim Start der alljährlich sonntags stattfindenden Oldtimer-Rallye vereinzelt zu Anlasserproblemen kam, waren das im Großen und Ganzen die einzigen „stockenden Momente“ bei dieser Geschicklichkeitsfahrt.
Rallyestart war traditionsgemäß am Zörbiger Rathaus. Von dort ging es in die umliegenden Ortschaften von Zörbig mit dem Ziel Gut Mößlitz. Und auch bei der Rallye gab es wieder ausgefeilte Sonderprüfungen wie etwa das Bierglasschieben an der Station Großzöberitz oder das Abfragen von StVO-Wissen an der Station Stumsdorf zu absolvieren. Voss ergänzt hier anerkennend: „Zudem brachten sich diese beiden Ortschaften erfreulicherweise mit eigenen Programmen an den Sonderprüfungen und weitere Ortschaften mit applaudierendem Publikum aktiv ein, was den Fahrtteilnehmern immer besonders gefällt.“ Das Erreichen von Bestwertungen weckt zwar bei einigen den Ehrgeiz, ist aber eher zweitrangig. Den meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmern geht es vielmehr um das Fahren an sich und den sozialen Aspekt des Mitmachens und Dabeiseins. Ein Erreichen des ersten Platzes ist daher nicht unbedingt erklärtes Ziel. „Denn es ist nun mal kein Profisport, sondern eine rein sporttouristische Veranstaltung für Oldtimerfreunde.“ Hier zählen daher vielmehr kleine Momente des Glücks in seinen unterschiedlichsten Formen.
Auf dem idyllisch gelegenen, denkmalgeschützten Gut Mößlitz der Stadt Zörbig fand sich dann neben den Rallyeteilnehmerinnen und -teilnehmern auch wieder ein interessiertes Publikum in geselliger Runde ein. Unter schattenspendenden Bäumen gab es Mittagessen, Kaffee und Kuchen. Anschließend überreichte der Bürgermeister der Stadt Zörbig Matthias Egert gemeinsam mit dem Fahrtleiter Ralf Zschoche und der Ortsbürgermeisterin Kristin Schöllner im Rahmen der Siegerehrung Pokale in verschiedenen Wertungen. Die Fahrzeugwertung wurde dabei vorab durch eine erfahrene technische Kommission vorgenommen. Einzelne Wertungsübersichten und Fotos in großer Zahl können auf der Homepage www.curbiciveterano.de unter der Rubrik Rückblick angeschaut werden. Auch diverse Presseartikel sind dort abrufbar.
Schon gewusst?
Laut Wikipedia ist das Wort Oldtimer übrigens ein Scheinanglizismus, der im deutschen Sprachgebrauch ein Kraftfahrzeug (insbesondere ein Automobil, einen Lastkraftwagen, einen Omnibus, ein Motorrad oder einen Traktor) bezeichnet, daneben auch eine Lokomotive oder ein Schiff. Je nach Klassifizierung müssen die Oldtimer eine bestimmte Altersgrenze von zum Beispiel 30 Jahren überschritten haben. Zur Vergabe eines sogenannten H-Kennzeichens für Oldtimer wie auch von Oldtimerversicherungen werden die in Frage kommenden Fahrzeuge von Prüfingenieuren in einer Hauptuntersuchung bewertet. Dabei zählt laut DEKRA neben dem vorgeschriebenen Alter auch ein gepflegter Zustand, der weitestgehend dem Originalzustand entsprechen muss oder mit Originalteilen restauriert wurde und zudem zur Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes dient. Historische Automobile sind für so einige Liebhaberinnen und Liebhaber eine Wertanlage. Es gibt sogar seit 2000 den DOX (Deutscher Oldtimer Index). In Verkehrsmuseen lassen sich Oldtimer dauerhaft bewundern. Temporär auch auf Fachmuseen oder auf solch‘ einzigartigen Oldtimertreffen wie der Curbici Veterano.