Während die einen eher ruhig und gemächlich ihres Weges gehen, kann es für andere nicht schnell und sportlich genug sein. Am liebsten in Begleitung von Freunden, Bekannten oder in einer Sportgruppe. Dann geht es sich noch mal so gut, motiviert man sich doch gegenseitig und verbringt vor allem gemeinsame kostbare Zeit miteinander. Will man durch das Spazierengehen auch Kalorien verbrennen, sollte man strammer gehen und nicht nur gemütlich schlendern. Langsam gehen ist aber immer noch besser als sich kaum bewegen, lange sitzen oder stehen.
Manchmal ist es der innere Schweinehund, der davon abhält, sich bewusst aktiv zu bewegen. Einige kennen das bestimmt auch: gerade erst hat man es sich auf dem Sofa mit einem Buch gemütlich gemacht. Oder es fängt just in dem Moment an zu regnen, als man sich doch zu einem kleinen Abendspaziergang aufraffen wollte. Wichtig ist dann, sich selbst zu motivieren. Neben der Ausschüttung von Glückshormonen danken es vor allem die Venen, die durch zu wenig Bewegung, lange sitzen oder stehen arg strapaziert werden. Daher kann aktives Gehen absolut wohltuend sein. Vor allem im heißen Sommer und auch noch im inzwischen mitunter ebenso warmen Spätsommer fühlen sich Füße und Beine an wie ein vollgesogener Schwamm. Ursache dafür ist, dass sich besonders bei zu vielem Stehen oder Sitzen oft vermehrt Wasser sowohl in den Füßen als auch in den Beinen ansammelt. Folge ist ein schmerzhaftes Schwere- und Spannungsgefühl in Waden und Beinen – spätestens, wenn die Schuhe drücken oder die Hosenbeine an der Haut unangenehm reiben oder nächtliche Wadenkrämpfe den Schlaf rauben. Sichtbare Besenreiser und Krampfadern bis hin zu Thrombosen mit der lebensbedrohlichen Komplikation einer Lungenembolie können weitere Folgen sein. Laut der AOK NordWest ist Venenleiden eine Volkskrankheit: „Quer durch alle Altersgruppen haben bereits jede fünfte Frau und jeder sechste Mann ein Venenproblem, das medizinisch behandelt werden müsste“.
Für Sportwissenschaftler, Präventionsexperte, Fitness-Profi und Buchautor Prof. Dr. Ingo Froböse hat regelmäßiges „einfaches“ Spazierengehen positive Auswirkungen auf den Körper, gerade auch bei der Generation 60Plus. Nicht nur Herz, Gefäße und Muskeln werden gestärkt, sondern auch die Psyche, da das Gehen für Stressabbau, Ausgeglichenheit und Entspannung sorgen kann. Das Immunsystem wird stimuliert und aktiviert, der Kreislauf kommt in Schwung, die Durchblutung angeregt, die Lunge gestärkt und auch der nächtliche Schlaf wirkt erholsamer. Und so kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie viele andere chronische Krankheiten wie etwa Diabetes reduziert werden. Das bestätigen zahlreiche Studien.
Wie viele Schritte sollte man pro Tag gehen? Hierzu gehen die Meinungen weit auseinander. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt täglich 8.000 Schritte. Natürlich ist diese empfohlene Anzahl an Schritten nur ein Richtwert. Voraussetzung bleibt nach wie vor die körperliche individuelle Verfassung. Eine Vielzahl von Studien zeigt, dass auch weniger als 8.000 Schritte ausreichen, um positive Effekte zu erreichen. Froböse empfiehlt, 3.000 Schritte zusätzlich am Tag zu machen. Warum gerade 3.000? In einer Studie des Zentrums für Gesundheit (ZfG) der Deutschen Sporthochschule Köln wurde festgestellt, dass bereits 3.000 Schritte mehr pro Tag signifikant den Cholesterinspiegel senken können. „Man weiß inzwischen, dass Spaziergänger geringere Cholesterinwerte haben als Nicht-Spaziergänger“, so Froböse. Sein Rat: Um die positiven Effekte zu erzielen, sollte man „… immer so gehen, dass wir eine leichte Erhöhung der Atemfrequenz und eine Erhöhung der Herzfrequenz spüren“.
Bereits 3.000 Schritte mehr am Tag können also ein Plus für die Gesundheit bringen. Manche setzen sich allerdings eine Zielmarke von mindestens 10.000 Schritten, um gesund zu bleiben. Diese Schrittanzahl kommt nicht von ungefähr. Die japanische Firma Yamasa brachte 1964 zum Zeitpunkt der Olympischen Spiele werbewirksam den ersten Schrittzähler auf den Markt. Angeblich sollten exakt 10.000 Schritte für eine bessere Gesundheit sorgen. Wissenschaftlich belegt wurde diese magische Schrittzahl jedoch nie. Im Alltag wären die meisten Menschen auch mit 10.000 Schritten überfordert, so Froböse.
Schon gewusst? Im Rahmen der vom 18. September bis 29. September 2023 stattfindenden Aktionstage „Zu Fuß zur Schule“ vom Deutschen Kinderhilfswerk e. V. (DKHW) und des Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD) mit dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) werden (Groß-)Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher sowie die Kindergarten- und Schulkinder dazu aufgerufen, zur Schule oder zum Kindergarten zu laufen. Radeln oder Rollern ist aber auch okay – Hauptsache bewegen und das Auto mal stehen lassen. Falls es die Ortsgebundenheit von Kita und Schule erlauben.