Zerstörungen in der Ostsiedlung am 17. März 1945, Bildrechte: Werner Schuhmacher, aus „Neue Heimatstimme“ 04/2005
in wenigen Tagen, am 17. April, jährt sich ein Ereignis, das in der 1050-jährigen Geschichte unserer Stadt ein sehr besonderes Datum markiert. Ich möchte Sie gern auf eine kurze Zeitreise mitnehmen, um die Bedeutung dieses Tages zu verdeutlichen:
| Wir befinden uns im Jahr 1945, in der Endphase des Zweiten Weltkriegs. Es ist Dienstagabend. Der Krieg hat bereits deutliche Spuren hinterlassen und unsere Stadt ist auch in einem kritischen Zustand. Denn in den zurückliegenden Kriegsjahren war Zwenkau bereits mehrfach Ziel von Bombenangriffen. |
| An diesem Dienstag liegt Zwenkau erneut unter Beschuss. Zentrale Gebäude wie das Rathaus und die Schule sowie eine ganze Anzahl von Wohngebäuden wurden bereits zerstört. Während des Kriegs ist Zwenkau Teil des Mitteldeutschen Flakgürtels, der Leipzig sowie kriegswichtige Industrie wie das BRABAG Werk Böhlen und die Leuna- und Buna-Werke mit Flugabwehrgeschützen absichern sollte. Die Alliierten sind auf dem Vormarsch Richtung Leipzig und bereit, unsere Stadt mitsamt den Flakstellungen in Schutt und Asche zu legen. |
| In dieser kritischen Situation nehmen zwei Zwenkauer das Schicksal unserer Stadt in die Hand. Es sind der damalige Pfarrer Ernst Wilhelm Knorr und der Krankenhausleiter Obermedizinalrat Dr. Wilhelm Wortmann, die sich gegen 18 Uhr unter Einsatz ihres eigenen Lebens Richtung Audigast aufmachen – zu den Alliierten-Truppen. Dort setzen sie sich erfolgreich für die Einstellung des Beschusses ein, verhindern damit weitere Opfer in der Bevölkerung und bewahren Zwenkau vor der vollständigen Zerstörung. |
Zwenkau hatte zu Beginn des Zweiten Weltkriegs etwa die gleiche Einwohnergröße wie heute. Der Krieg hatte bereits viele Opfer gefordert, in dieser Nacht wären es unzählige mehr gewesen. Durch das beherzte Handeln von Pfarrer Knorr und Dr. Wortmann wurde dieser Abend zum Schlüsselmoment am Ende des Zweiten Weltkriegs in Zwenkau.
Kommende Woche jährt sich dieser Schlüsselmoment zum 80. Mal. Anlässlich dieses Jahrestags lade ich Sie zu einer Gedenkveranstaltung ein, um an die Ereignisse an jenem Abend im Jahr 1945 zu erinnern sowie den vielen Opfern des Zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu gedenken.
Auch heute noch müssen Menschen durch Krieg, Vertreibung und Gewaltherrschaft ihr Leben lassen, werden wegen ihrer Überzeugung, Religion, Nationalität oder Rasse verfolgt, misshandelt und ermordet. Für Zwenkau hatte das unermessliche Leid, das der Krieg gebracht hat, dank des 17. April 1945 ein Ende. Doch weltweit zeigen uns Ereignisse auch heute immer wieder, dass Hass und Intoleranz zu Leid und Zerstörung führen. Mit der Gedenkveranstaltung können wir ein Zeichen setzen: Ich möchte gemeinsam mit Ihnen diese Erinnerung wachhalten und für ein friedliches Miteinander einstehen.
Bürgermeister Holger Schulz, Vertreter der Stadtverwaltung, des Stadtrats, des Verbands der Reservisten der Deutschen Bundeswehr, des Heimatvereins sowie der ev.-luth. Kirchgemeinde Zwenkau gedenken mit Ihnen den Ereignissen des 17. April 1945 und den Opfern des Zweiten Weltkriegs.
17.30 Uhr
Gedenkveranstaltung und Kranzniederlegung
durch Bürgermeister Holger Schulz am Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges und der Gewaltherrschaft am Schulzentrum Zwenkau (Pestalozzistraße)
17.55 Uhr
Gemeinsames Glockenläuten
der Zwenkauer Laurentiuskirche und der Johanniskirche
zum Gedenken an die Opfer
18.00 Uhr
Friedensgebet
der ev.-luth. Kirchgemeinde in der Johanniskirche
Die Stadtbibliothek zeigt außerdem ab Dienstag, dem 15. April 2025, eine Auswahl an Unterlagen, welche sich mit den Geschehnissen dieser Zeit auseinandersetzen.
„Unser Gedenken den Opfern, unsere Verpflichtung dem Frieden.“